Brilon. . Die Stadt Brilon erstellt ein Sanierungskonzept für das Schulzentrum. Der exemplarische Austausch einer Tür kostet inklusive Entsorgung 7500 Euro.
Die komplette Beseitigung der PCB-Belastung im Schulzentrum an der Jakobuslinde wird die Stadt einen hohen sechsstelligen Betrag kosten - mindestens. Einen Raum hat das Bau- und Liegenschaftsmanagement der Stadt in Absprache mit der Sachverständigen für Innenraumschadstoffe, Dipl.-Ing. Martina Clemens--Ströwer (Welver) sanieren lassen. Er erhielt eine neue Akustikdecke, einen neuen Fußbodenbelag, einen neuen Anstrich und eine neue Tür.
Konkret beziffern konnte Gebäudemanagerin Raffaela Hoffmann Mittwochabend im Bau- und Planungsausschuss auf Nachfrage von Jürgen Kürmann (CDU) allerdings nur den Austausch der Tür: Das waren 7500 Euro - inklusive Entsorgung. Und Türen gibt es allein im gymnasialen Trakt des Schulzentrums 81.
Die Untersuchung der angrenzenden Heinrich-Lübke--Sekundarschule auf Schadstoffbelastungen soll in den Herbstferien erfolgen. Dort erwartet die Sachverständige aber ein ähnliches Ergebnis. Seit März bereits ist die Baubiologin mit den Untersuchungen befasst. Bei der Luftbeprobungen in insgesamt 14 Räumen des Gymnasiums ergaben sich in vor allem im Obergeschoss PCB-Konzentrationen hart an der sogenannten Eingreifs-Schwelle von 3000 Nanogramm pro Kubikmeter (ng/cbm) liegende Werte. Ab dieser Konzentration haben innerhalb eines Jahres Maßnahmen zur Beseitigung der Ursachen zu erfolgen.
Akute Wirkungen, so die Sachverständige, seien von PCB nicht bekannt, allerdings habe es eine „chronische Toxizität“ und es bestehe „der begründete Verdacht auf ein krebserzeugendes Potential“. Die Beimischung der Chemikalie etwa in dauerelastische Fugenmaterial galt bis in die 70er Jahre als „gute Baupraxis“. 1978 wurde der Einsatz verboten.
Neben den Primärquellen, in denen PCB unmittelbar eingesetzt wurde, machen auch die Sekundärquellen Probleme, also alle Oberflächen, auf denen sich ausgedünstete Teilchen absetzen. Deren Intensität variiert mit der Raumtemperatur - und der Reinigung und Lüftung. So sei die Konzentration in einem Raum von 2840 ng/cbm im Frühjahr auf 4790 ng/cbm im Sommer gestiegen. In dem sanierten Raum dagegen sei sie von ähnlichen hohen Werten auf 235 ng/cbm gesunken und so deutlich unter den Vorsorgewert von 300 ng/cbm gedrückt worden. Unmittelbar in der Fugenmasse einer Tür, also einer Primärquelle, dagegen wurden eine Konzentration von rund 18.000 Miligramm pro Kilo gefunden.
Bis zur Sanierung gibt es bewährte Sofortmaßnahmen: In jedem Klassenraum müssen, was nicht überall der Fall war, künftig zwei Fenster vollständig zu öffnen sein. Das muss alle 45 Minuten für jeweils fünf Minuten erfolgen. Zudem wird künftig an jedem Schultag geputzt und nicht mehr nur zweieinhalb Mal pro Woche.
Die Baubiologin: „Wir haben alles offen kommuniziert und mit nichts hinter dem Berg gehalten.“
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