Olsberg. Die Olsbergerinnen Nora Hertwig und Nicole Köster erzählen, warum sie ihren Freitagnachmittag am liebsten in der Tanzhalle verbringen.
Schritte ausdenken, Lieder schneiden, Feste organisieren. Nora Hertwig, 22 Jahre, und Nicole Köster, 30 Jahre, haben sich als Kinder beim Tanzen kennengelernt. Heute machen sie den Sport beim TSC Olsberg nicht nur selbst, sondern trainieren auch die Jugend mit Leidenschaft. Dass hinter dem Sport mehr steckt als die Stunden auf dem Parkett, verraten sie im Gespräch.
Wie sind Sie zum Tanzen gekommen?
Nora Hertwig: Meine Mutter kannte die damalige Tanztrainerin und eine Freundin von mir trainierte bereits dort. Ich bin aus Neugier mal mitgegangen und geblieben. Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht.
Nicole Köster: Ich habe mit sieben oder acht Jahren angefangen zu tanzen. Meine Mutter hat einen Artikel über den Tanzsportclub Olsberg gelesen und mich und meine Schwester ermutigt, es mal auszuprobieren.
Wann haben Sie das Jugendtraining übernommen?
Köster: Da war ich 15 Jahre alt. So habe ich auch Nora kennengelernt.
Hertwig: Ja, ich muss 6 Jahre alt gewesen sein, als du meine Gruppe übernommen hast. Zuerst waren wir nur Trainer und Schüler, 2016 hat mich Nicole dann aber gefragt, ob ich sie nicht beim Jugendtraining unterstützen möchte. Da musste ich gar nicht überlegen.
Ist es schwierig, sich zu zweit zu organisieren?
Köster: Nein, überhaupt nicht. Wir sind eigentlich immer einer Meinung. Das ist manchmal fast schon unheimlich. Aber wir sind schon echt ein perfektes Team, wir können uns aufeinander verlassen.
Inwiefern geben Kinder einem die harte Arbeit zurück?
Hertwig: Es ist immer schön, ihre Entwicklung zu sehen, da wir viele schon von Klein auf durch das Tanzen kennen. Es ist schon spannend, wenn unsere Mädels auf der Bühne über sich hinauswachsen.
Gibt es bestimmte Ziele im Jahr, auf die Sie hintrainieren?
Köster: Ja, wir haben zwei große Events im Jahr: Einmal das Tanzsportabzeichen im Frühjahr. Das ist wie ein Sportabzeichen für uns, bei dem unsere Mädels bei mehreren Tänzen ihr Können unter Beweis stellen. Außerdem gibt es da noch das HSK Tanzfestival im Herbst, wo ganz viele Gruppen aus dem Hochsauerlandkreis zusammenkommen und tanzen. Da ist von Ballett bis Hip-Hop alles dabei, ganz ohne Wettkampfgedanken.
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Hertwig: Das ist immer unglaublich, wie sehr sich unsere Mädels darauf freuen und sich gegenseitig motivieren. Die laufen auf dem Tanzfestival zur Höchstform auf.
Sie reden immer von “unsere Mädels”, haben Sie keine Jungen in Ihren Tanzgruppen?
Hertwig: Aktuell haben wir leider keine Jungs in unseren Tanzgruppen. Manchmal haben wir ein paar bei den Kindern, aber es sind doch überwiegend Mädels. Wir hatten relativ lange motivierte Jungs, doch die haben sich jetzt für ein anderes Hobby entschieden.
Muss man mit dem Tanzen früh anfangen oder kann man auch noch mithalten, wenn man später dazukommt?
Getanzt wird immer Freitagnachmittag
Die Kinder werden nach Schuljahren in vier Gruppen unterteilt.
Die 1. und 2. Klasse trainieren zusammen, 3. und 4., 5. bis 8. Klasse und danach alles ab der 9. Klasse bis zum 20 Lebensjahr.
Das Training findet freitags von 15.30 bis 18.30 Uhr statt.
Außerhalb der Trainingsstunden bereiten die beiden Tänzerinnen noch die Stunden vor, überlegen sich neue Schritte und Tänze, planen Aufstellungen, suchen Lieder raus und schneiden sie oder organisieren Feste.
Hertwig: Neuzugänge haben wir in allen Altersklassen. Manche Eltern lesen von uns in der Zeitung und bringen ihre Kinder einfach mal vorbei. Meistens erzählen die Mädels aber von ihrem Hobby in der Schule und bringen Freundinnen mit.
Köster: Unsere Gruppe 5. bis 8. Klasse ist zum Beispiel unglaublich stark gewachsen. Da hat sich die Zahl im vergangenen Jahr verdreifacht.
Wonach suchen Sie die neuen Lieder und Tänze aus?
Hertwig: Das läuft viel über die Kinder, gerade bei den älteren. Die suchen sich Songs raus und gucken, was sie gerne mal ausprobieren wollen. Wir gucken dann, ob die Lieder geeignet sind und überlegen uns eine Choreographie. Das macht es auch spannend, dass es nicht nur Hip-Hop ist, sondern bunt gemischt.
Also sind Sie gar nicht auf einen Tanz festgelegt?
Köster: Nein, wir sind da sehr flexibel und offen für Neues. Klassische Tänze findet man in unseren Jugendgruppen nicht, das liegt aber vor allem daran, dass die Kinder da kein Interesse dran haben. Sonst würden wir es natürlich auch mal ausprobieren, aber bislang kam nie der Wunsch danach.
Hertwig: Wir sind aber immer auf der Suche nach neuen Ideen und probieren gerne was Neues aus.
Köster: Manchmal laden wir uns dafür externe Tanzlehrer ein. So ein Besuch inspiriert und bringt neue Ideen.
Zum Beispiel?
Köster: Ein Tanzlehrer sagte uns mal, dass es besser wäre, wenn die Jugendlichen eine einheitliche Farbe beim Tanzen tragen würden. Bunte Kleidung würde viel zu sehr ablenken. Das war uns nie bewusst, aber man hat den Unterschied wirklich gemerkt. Das ist aber ganz locker. Die Kinder sollen dann nur alle ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Hose tragen.
Tanzen Sie zu denselben Liedern wie die Kinder?
Hertwig: Nein. Wir haben eine eigene Gruppe, in der wir beide aktiv tanzen. Da ist die Choreographie immer gut gemischt. Wir haben schon Contemporary zu einem Silbermond-Lied getanzt oder uns in den Fitness-Dance-Bereich gewagt.
Würden Sie manchmal gerne mehr Zeit für sich selbst und Ihre Tänze haben?
Köster: Nein. Wenn wir das hier nicht mehr hätten, würde uns etwas fehlen. Das merken wir immer in den Ferien. Die Kinder geben einem so viel zurück. Wir freuen uns immer auf den Freitagnachmittag, weil wir es auch als Ausgleich zu unseren Jobs sehen.
Hertwig: Selbst wenn mal einer von uns nicht alle Gruppen trainieren kann, versuchen wir trotzdem immer noch für die restliche Trainingszeit vorbeizuschauen. Und wenn es nur eine halbe Stunde ist. Es fehlt sonst einfach etwas.
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