Brilon. Feriendorf-Initiator Eckhard Lohmann und die WP Brilon hatten sich am Kahlen Hohl verabredet. Dort war noch jemand: Extrem-Botaniker Jürgen Feder

Das war so gar nicht geplant: Als sich die WP Freitag Mittag mit dem Initiator des Feriendorfs „Gut Petershagen“, Eckhard Lohmann, am Kahlen Hohl traf, um über die am Mittwoch erfolgte Begutachtung der Fläche durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zu reden, stiefelte bereits jemand anderes über die in saftigem Grün stehende, blühende Wiese: Jürgen Feder, jener Extrem-Botaniker aus Bremen, der Ende vergangenen Jahres mit seiner Bestandsaufnahme das Tourismus-Projekt vorerst zum Stillstand gebracht hat - und wenn es nach ihm geht, für immer. „Diese Fläche“, ist Feder überzeugt, „darf man nicht antasten.“

Bevor der Naturschützer und der Investor über das geplante Projekt und den botanischen Wert der insgesamt 6 Hektar großen Wiese redeten, räumten beide erst einmal Persönliches aus dem Weg. Feder hatte, wie berichtet, Anfang des Jahres in sehr schroffer Weise auf seiner Facebook-Seite nicht nur die Stadtverwaltung und den Rat, sondern vor allem auch Eckhard Lohmann persönlich angegriffen und mit falschen Behauptungen in ehrenrühriger Weise überzogen.

Entschuldigung angenommen

Das nahm er bei dem Treffen persönlich bei ihm zurück. Die Informationen habe er „hier aus dem Ort“ erhalten. Lohmann nahm die Entschuldigung an - und dann tauschten beide eine gute Stunde lang ihre Standpunkte aus. Wobei Lohmann den Experten mit profunden Kenntnissen über die heimische Flora und botanische Zusammenhänge mehr als einmal verblüffte.

Die von Feder geforderte „Nulllösung“ für die Fläche könnte aus Lohmanns Sicht leicht zum Eigentor für den Artenschutz werden: „Wenn künftig jemand etwas plant, wird der dann doch vorher alles gründlich durchgüllen.“ Lohmann betonte, dass lediglich ein Drittel der Fläche für das Feriengut und dessen Infrastruktur in Anspruch genommen werde; die restliche Fläche soll landwirtschaftlich genutzt werden. Von dem geplanten Damwild-Gehege habe man deshalb Abstand genommen, jetzt sollen dort Rotes Höhenvieh und Alt-Württemberger Pferde, beides alte Rassen, dort weiden.

Rund 180 Pflanzenarten habe er innerhalb von drei Stunden auf der Fläche gesehen, sagt Jürgen Feder.
Rund 180 Pflanzenarten habe er innerhalb von drei Stunden auf der Fläche gesehen, sagt Jürgen Feder. © Jürgen Hendrichs

Rund 180 Pflanzenarten habe er innerhalb von drei Stunden auf der Wiese kartiert, sagte Jürgen Feder. Das besondere an dieser Fläche sei, dass sich hier der Magerrasen „im Lauf von Jahrzehnten“ auf einer bodensauren Fläche entwickelt habe.

Und dass hier „absolute Trockenzeiger“ wie das Habichtskraut neben Nasszeigern wie der Sumpfkratzdistel stehen“ - ein Indiz für unterschiedliche Sickerfeuchtigkeit. Feder machte Lohmann wegen seines Vorhabens keine Vorwürfe, sondern richtete die an eine andere Adresse: „Hier hat jemand weggeguckt.“ In dem Gutachten zur Planung sei auf für den Naturschutz Belangloses wie einen Fichtenbestand hingewiesen worden. Feder: „Die kennt meine Schwester auch. Und die ist Bäcker.“

Naturnaher Tourismus im Briloner Süden

Lohmann sagte, dass die Fläche vor dem Hintergrund der gesamtstädtischen strukturellen Entwicklung beurteilt werden müsse. Im Norden sei Wirtschaft und Windkraft angesiedelt, im Süden naturnaher Tourismus. Ziel der Kritiker sei nicht, die Natur hier zu erhalten, sondern das Projekt aus eigenem Interesse wegen der nachbarschaftlichen Nähe zu stoppen. „Da gehen unsere Beurteilungen auseinander“, sagte Feder.

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