Gudenhagen-Petersborn. Projekt-Kritiker Joachim Schulte hatte zur Diskussion ins Gemeinschaftshaus Grün-Weiß geladen. 100 Leute waren da.
Irgendwann fingen beide Seiten an, Klartext zu sprechen: „Ihnen geht es doch gar nicht um die Magerwiese. Sie wollen das ganze doch nur deshalb nicht, weil Sie da wohnen,“ hielt Hubertus Weber, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, dem Gastgeber vor. Und für den war nach einem Gespräch mit dem Immobilienberater der Bank, die das Projekt vermakelt, klar: „Das wird hier eine Dorferweiterung mit Dauerwohnsitzen.“ Denn die Pflicht zur Vermietung sei auf zehn Jahre begrenzt. Rund 100 Personen waren Freitagabend der Einladung von Joachim Schulte zu einem Info-Abend rund um das geplante Feriengut Petershagen ins Gemeinschaftshaus Grün-Weiß gefolgt.
Schulte, der in Brilon aufgewachsen ist und im Rhein-Main-Gebiet lebt, hatte Ende vergangenen Jahres mit einem auf eigene Kosten erstellten und der Bezirksregierung vorgelegten Öko-Gutachten die Planung des Feriendorfes gestoppt. Wie berichtet, hatte der Verfasser des Gutachtens, der Bremer „Extrem-Botaniker“ Jürgen Feder, auf seiner Facebook-Seite die an dem Verfahren beteiligten Behörden und Personen aufs Übelste angegriffen und beleidigt.
Verteilter Beifall
„Das“, so Joachim Schulte am Freitag ausdrücklich und ausführlich zu den Zuhörer, „geht gar nicht. Null.“ Es tue ihm leid, dass sich Feder „so daneben benommen“ habe. Er habe Feder selbst wie auch über einen Anwalt aufgefordert, diese Posts zu entfernen „und sich bei allen persönlich zu entschuldigen“ - bisher allerdings vergeblich.
Diese Entgleisungen sollten aber strikt von den Ergebnissen getrennt werden, bat Schulte. Für ihn habe das ganze Planverfahren einen gravierenden „Webfehler“. Denn Planungsträger ist hier nicht die Kommune, sondern der Investor. Der muss auf eigenen Kosten einem sog. Vorhabenbezogenen Bebauungs- und Erschließungsplan“ die Voraussetzungen für eine behördliche Genehmigung schaffen. Wie Schulte sagte, habe der von den Bauträgern eingeschaltete Gutachter selbst die 60.000 qm große Fläche als Magerwiese eingestuft, aber „anders beurteilt“, nämlich so, dass die Planung abgesegnet werden konnte.
Ein paar Mal erhielt Schulte deutlichen Beifall aus dem Publikum, verbale Unterstützung gab es aber kaum. Eine Dame meldete sich und sagte, dass der Bremer Botaniker „vielen von uns aus der Seele spricht. Wir haben uns nur nicht getraut.“ Feder habe die Leute „wachgerüttelt, und das ist doch wichtig“. Leider begab sich die Frau mit der Bemerkung, „das KZ Bergen-Belsen sieht nicht viel anders aus“ als Teile der geplanten Anlage, ins Abseits.
Planungs-Widersprüche
Mehrfach sagte Joachim Schulte, dass Petersborn und die Nähe zum Rothaarsteig ja durchaus die richtige Lage für den Ausbau der touristischen Infrastruktur seien. Er bezweifelte aber die Lauterkeit der vorgestellten Planung. So könne sich in einer mit 193 Betten geplanten Ferienhaus- und Hotelanlage eine auf 300 Plätze ausgerichtete Gastronomie gar nicht ohne große Feiern und per Bus herangebrachte Gesellschaften tragen.
Standort-Alternative abgelehnt
Schulte brachte als alternativen Standort zum Poppenberg gehende Fläche oberhalb des Petersborner Sportplatzes ins Gespräch. Die hatte der Rat allerdings selbst vor Jahren schon mal planungsrechtlich prüfen lassen; die Bezirksregierung hatte wegen der Lage am Dorfrand dort allerdings eine Zersiedlungsgefahr befürchtet. Außerdem ist von dort die von Initiator Eckhard Lohmann für die Projektphilosophie wichtige Verbindung zwischen den alten Fischteichen und dem Waldfreibad und seinem dortigen „Haus am See“ nicht möglich. Selbstverständlich werde er jetzt die neue Begutachtung im Frühjahr abwarten und dann entsprechend reagieren, sagte Lohmann: „Falls sich da was geändert hat, bin ich ja bereit, etwas zu tun.“
Auch CDU-Ratsfrau Karin Bange wies darauf hin, dass sich Magerwiesen ja im Lauf der Zeit durch verändernde landwirtschaftliche Nutzung allmählich entwickeln. Wenn diese für das Sauerland typischen und in Mengen vorkommenden Wiesen derartige Probleme hervorrufen, würde sie sich nicht wundern, wenn Bauern jetzt „da ordentlich rübergüllen“.
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