Hochsauerlandkreis. . Die Krankenkasse IKK betitelt eine Pressemitteilung mit „Mehr Windpockenfälle im Hochsauerlandkreis“. Weshalb das HSK-Gesundheitsamt das ärgert.
Die Krankenkasse IKK betitelt eine Pressemitteilung mit „Mehr Windpockenfälle im Hochsauerlandkreis“. Die Fallzahlen seien von 2017 auf 2018 um zehn Prozent gestiegen. Bundesweit sei ein Rückgang von 8,1 Prozent zu verzeichnen, NRW-weit habe es sogar ein Minus bei Windpockenfällen um 13,7 Prozent gegeben. Der Leiter des HSK-Gesundheitsamts, Dr. Peter Kleeschulte, reagiert verstimmt auf die Meldung der Krankenkasse.
In einem sind Kleeschule und die IKK einig: „Eltern sollten die Windpockenimpfung nicht vernachlässigen.“ Von einer besonderen Impfmüdigkeit oder Impfskepsis im Hochsauerlandkreis zu sprechen sei aber nicht korrekt. Denn die IKK vermelde falsche Zahlen, so der Leiter des Gesundheitsamtes.
Meldepflicht bundesweit seit 2013
Laut IKK erkrankten 2017 50 Menschen HSK-weit an Windpocken. Im Jahr 2018 waren es nach den Daten der Krankenkasse 55. Das sind Zahlen, die sich deutlich von denen unterscheiden, die dem Kreis-Gesundheitsamt vorliegen. Demnach wurden 2016 kreisweit insgesamt 45 Windpocken-Erkrankungen gemeldet, 2017 waren es 79 und im Jahr 2018 wurden 62 Fälle gemeldet. „Für mich zeigen diese Fallzahlen nichts anderes als eine große Konstanz“, sagt Kleeschulte.
Denn bei derart niedrigen Fallzahlen können man nur von statistischen Effekten reden, wenn die Zahl der Erkrankungen in einem Jahr um 10 oder 20 Fälle gegenüber dem Vorjahr sinke oder steige – und keine Rückschlüsse auf das allgemeine Impfverhalten der Bevölkerung ziehen.
Eine Meldepflicht für Windpocken besteht bundesweit erst seit 2013. Ein System der Meldepflicht müsse sich aber stets erst einspielen. Sämtliche in der Verantwortung stehenden Personen und Einrichtungen wie Ärzte, Kitas, Jugendeinrichtungen oder Schulen müssten die Melde-Verpflichtung erst verinnerlichen, so Kleeschulte: „Das dauert in der Regel einige Jahre.“ Daher sei auch weiterhin von einer höheren Dunkelziffer auszugehen als bei anderen meldepflichtigen Erkrankungen. „Die Steigerung der Fallzahlen von 2016 auf 2017 können aber zum Teil auf die eingeführte Meldepflicht zurückzuführen sein.“
Vorsichtsmaßnahmen
In diesem Jahr wurden dem Gesundheitsamt bislang 33 Windpocken-Erkrankungen gemeldet. Wenn in einer Einrichtung Windpocken auftreten kontrolliert das Gesundheitsamt die Impfpässe aller weiteren Kinder. Wer nicht geimpft ist, wird bis zu 16 Tage nach Hause geschickt. Wer unvollständig geimpft ist – also nur die erste von zwei Schutzimpfungen hat – kann die Impfung nachholen und dann einen Tag später in Schule oder Kindergarten zurück kehren. „Durch diese konsequente Verfolgung durch das Gesundheitsamt wurde erreicht, dass die Impfquote in den vergangenen Jahren gestiegen ist“, so Kleeschulte. Aus seiner Sicht bestehe kreisweit „keine größere Problematik“ im Fall von Windpocken-Erkrankungen.
Gefahr von Folgeerkrankungen
„Man sollte diese Krankheit nicht unterschätzen. Windpocken sind bei Kindern zwar meistens relativ harmlos, bei Erwachsenen besteht aber die Gefahr von Folgeerkrankungen wie Gehirn- oder Leberentzündung“, so Stefanie Weier. Dem stimmt Dr. Kleeschulte zu: „Windpocken sind keine ungefährliche Krankheit.“ Auch bei Kindern könne es zu Komplikationen kommen.
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Windpocken werden meist durch Husten und Niesen übertragen, eine Ansteckung kann auch durch Flüssigkeiten aus Bläschen des Hautausschlags erfolgen, in dem Viren enthalten sind. Da die Viren lange in der Luft schweben, kann die Infektion tatsächlich durch Wind über große Entfernung übertragen werden – daher ihr Namen Windpocken.
Der Impfschutz wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen vom Kinderarzt überprüft. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die erste Impfung für Kinder im Alter von elf bis 14 Monaten. Die zweite Impfung sollte in einem Lebensalter von 15 bis 23 Monaten erfolgen. Die Impfung kann zudem zu jedem Zeitpunkt nachgeholt werden..
Im vergangenen Jahr waren die Windpocken unter anderem in Meschede und Sundern ausgebrochen – es hatte vor allem im Spätsommer sehr viele Fälle gegeben. Im Altkreis Brilon hatte es 2017 im Raum Hallenberg eine Infektionswelle mit Windpocken gegeben.