Brilon. . Die Innenstadt von Brilon. Was bietet sie als Einkaufsstadt? Wo gibt es noch Potenzial für Verbesserungen? Ein Analyse der Ist-Situation.
Donnerstagmorgen, 10 Uhr, in Brilon: Es ist richtig was los! Viele Menschen tummeln sich auch schon unterhalb von Woolworth in der Fußgängerzone. Dort, ganz unten in der Einkaufsmeile Bahnhofstraße, beginnt der Bummel. Wo hat Brilon etwas zu bieten und wo muss noch etwas zur Attraktivitätssteigerung getan werden?
Dieses hier und da. Genau das ist es in Brilon. Das zieht sich bis oben durch, vor allem bis in die Seitenstraßen nahe am Markt. Wer sich einlässt, auf den Ort als Einkaufsstadt, der kann reichlich Überraschungen erleben. Und die fangen unten in der Fußgängerzone an. Auch schon bei der Apotheke. „Da haben sie doch den tollen Fernseher mit den Spielen?“, sagen die Kinder bei jedem Brilon-Besuch. Und sie lieben die Spielgeräte in der Stadt - ein Bereich, der gerade unterhalb des Volksbankscenters erweitert wird.
Die Textil-Welt und mehr in Brilon
Drumherum: schon die ersten spannenden Boutiquen. „Es ist das Individuelle, das lockt“, sagt Christian Leisse vom Gewerbeverein. Wenig große Ketten sind hier, jedes Geschäft hat seinen eigenen Stil. Da hat zum Beispiel „Heimweh“ in der unteren Bahnhofstraße neben Frauenkleidung jede Menge spannende Geschenkartikel von der Lampe übers Deko-Schildchen „Königspaar“ bis hin zum Sauerländer Schnaps, Den Slogan „BRILONah“ hat Inhaberin Jutta Sager selbst entworfen, sie druckt ihn auf Textil und anderes. Gegenüber, bei „Kleinkariert“, sind Selbstgenähtes und Pullis mit Briloner Koordinatoren im Angebot sind. „Die gehen weg wie nix“, freut sich Inhaberin Astrid von Rüden.
Parksituation noch nicht so perfekt
Es gibt zwar genügend Parkplätze. Niemand muss - wenn nicht gerade Kirmes ist - lange suchen. Aber: Wer in Brilon einkaufen möchte, der muss löhnen, bis zu vier Euro pro Tag. Als Einheimische weiß ich, dass es sich lohnt, auf dem privaten Woolworth-Parkplatz zu starten. Einen Euro kosten hier 24 Stunden. Nur: Ich habe keinen Euro im Portemonnaie. Also erstmal die Hubertusstraße ganz unten an der Fußgängerzone runter bis zum ersten Geschäft, einer Apotheke. Hoffentlich gibt’s zwischenzeitlich kein Knöllchen. „Ohne Parkschein klemmt’s - Schwarzparken kostet mindestens 30 Euro“ wirbt das Schild nicht gerade darum, hier zu parken. Doch das ist schnell vergessen, sobald die Fußgängerzone betreten, das erste schöne Geschäft erkundet ist.
Auf dem Weg zurück zum Parkplatz abends ist Ruhe eingekehrt in die Stadt. Allerdings ist es nun runter zum Woolworth-Parkplatz ganz schön weit - bei Dauerregen erscheint es noch weiter. Ein Depot für zusammengekommene Einkaufstüten oder -körbe irgendwo oben am Markt, um ohne Gepäck schnell das Auto zu holen, das wäre was!
Sonja Funke
Taschen oder Ketten gehören bei nahezu allen Bekleidungsgeschäften - und davon gibt es echt viele in Brilon - inzwischen dazu. Und insgesamt vier kleinere Boutiquen bieten diesen bunten „Cross-Selling-Mix“, so auch „Stilart“ und „Liebelei/Dress Up“ weiter oben in der Bahnhofstraße. Wer auch mal abseits schaut, etwa in die Spritzengasse reingeht, der findet, neben einem kleinen feinen Fotogeschäft, gar einen syrischen Supermarkt.
Wer indes Kette will, kann bei C&A, Woolworth oder Ernstings einkaufen. „Sie bekommen in Brilon einen Pullover für 39 Euro, für 139 Euro und für 239 Euro“, bringt es Nicoletta Kögler vom Modetreff im Volksbank-Center auf den Punkt. Die Läden sprechen ganz unterschiedliche Kunden an. Das gilt für den Schuhladen und das Taschengeschäft wie für den Textiler.
Das Gotteslob zur Erstkommunion
Das trifft für den Schulbedarf wie für die Gute-Nacht-Lektüre zu. Und es erscheint zum Beispiel nur auf den ersten Gedanken einfacher, das Gotteslob für die Erstkommunion im Internet zu bestellen. Im örtlichen Buchladen kann man es in die Hand nehmen, bekommt einen Namenseindruck gratis eingraviert und - wer möchte - auch noch die Hülle dazu.
Dass es so ist, dass die Kunden hier und da immer wieder etwas entdecken, das kommt nicht von ungefähr: Hier wird mit Liebe nicht nur verkauft, sondern auch eingekauft. Alle Einzelhändler lassen sich vieles einfallen und nehmen viel Zeit in Kauf, um so individuell zu werden. „Ich fahre einmal im Monat nach Düsseldorf, um für die junge Mode einzukaufen“, sagt Nicoletta Kögler. Und monatlich wechsle zum Beispiel das Sortiment eines ihrer Hersteller: „Jeden Monat eine andere Farbe.“
Direkt vom Arzt zum Stadtbummel
Wer regional sein will, der kann sich auch speziell die Markttage raussuchen. Oder nach dem Arzttermin erstmal bummeln. „Ich bin seit 33 Jahren hier und super zufrieden“, sagt Kögler. Ihre Aussage erstaunt, denn das Volksbank-Center ist ja nicht gerade als Bummel-Galerie verschrien. Aber es ist eben genau die Laufkundschaft, von der sie profitiert.
Die Leute, die mal eben reinschauen - neben dem Einkauf bei Markant unten, dem Besuch in der Physiotherapeuten- und Arztpraxis-Besuch oben, nach dem Apotheken- oder Volksbank-Besuch im Erdgeschoss. Davon profitieren auch die anderen Geschäfte in der Passage , der E-Zigaretten-Laden, das Schreibwaren-Lotto-Tabak-Geschäft. Mittendrin die Bäckerei, die zwar immer gut besucht scheint, aber noch besser beworben sein könnte als mit dem doch eher kleinen wackeligen Aufsteller am Eingang zur Galerie.
Spielgeräte für die Kinder
In der Fußgängerzone: die kleineren Spielgeräte für die Kinder, der einstige Stadtheimatpfleger in Bronzeguss und dazwischen die Kinderläden. „Mama, darf ich wieder ins Drehkarussell?“ Bis oben hin zum Dach des „T“ geht dies, wo es sich wieder lohnt, in die Seiten- und Nebenstraßen zu schauen. Hier ist nochmal wirklich das zu sehen, was so viele Innenstädte gar nicht mehr haben: gut ausgestattete Boutiquen für Männer und Frauen, mit Kleidung verschiedener Preislagen.
Noch ein Nähgeschäft, ein Raumausstatter gleich neben dem Weinhändler, dem Herrenausstatter, dann der „Schatzkiste“. Sie alle bieten auch wieder andere Briloner Spezialitäten an - vom Schnaps bis zum Sauerländer Plakat. Wer einen Tornister fürs Kind kauft, kann auch gleich noch das Geburtstagsgeschenk für die beste Freundin mitnehmen.
Bäckereien in den Ausläufern
Sich dann, weil es inzwischen Nachmittag ist, in einem der Cafés am Markt erholen und von dort Springstraße, Steinstraße, Friedrichstraße, Derkere Straße erkunden, wo neben Textilgeschäften, Sportmode und Haushaltswaren z.B. auch noch Blumengeschäft, Schmuckladen, ein besonderes Schuhgeschäft und das Sozialkaufhaus zum Erkunden einladen. Dann im Ausläufer des „Einkaufs-Ts“ (siehe unten) noch ein leckeres Brot holen. Oder aber die andere Richtung einschlagen und durch die Derkere Straße mit spannenden Läden den Tag mit einem Einkauf im Bioladen und einem Brot vom anderen Traditionsbäcker am Mistemarkt beenden.
Brilon ist so vielseitig, man muss sich eben nur drauf einlassen. Oder, wie es Nicoletta Kröger sagt, nach folgendem Motto leben: „Regional, genial. Ich mach’ mit!“
<<<Innenstadt kann man sich wie ein ,T’ vorstellen>>>
Ein Kurzinterview mit Christian Leisse, 2. Vorsitzender des Gewerbevereins Prima Brilon.
Wie würden Sie das Bummelerlebnis in Brilon beschreiben? Man kann sich die Einkaufsstraße wie ein „T“ vorstellen. Wer unten anfängt, der hat die Bahnhofstraße, die sich aber nach oben über den Markt und in Nebenstraßen verbreitert. Jeder, der nach Brilon geht, weiß, dass die Bahnhofstraße die Haupteinkaufsstraße ist.
Aber es lohnt sich auch, in die Nebengassen zu schauen. In den 1B-Lagen drumherum gibt es viel Interessantes, dass Außenstehenden nicht so schnell erkenntlich ist. So zum Beispiel Brillen Feldmann als großes Haushaltswarengeschäft. In welchen Innenstädten findet man das schon noch?
Was sagen Auswärtige, die in die Fußgängerzone kommen?
Kunden von außerhalb schätzen die Atmosphäre in Brilon. Es gibt sehr viele inhabergeführte Fachgeschäfte und eine individuelle Beratung. Es ist nicht so eine dünne Personaldecke, wie es sie oft in den Städten gibt. Es gibt Außergewöhnliches, das auch die Handschrift des jeweiligen Eigentümers trägt. Alles ist nicht so uniform, das lädt ein, sich mal auf so ein Kleinstädtchen einzulassen. In Brilon lohnt es sich zu bummeln.
Bringt mehr Auswahl mehr Kundenzufriedenheit?
Nicht unbedingt, der Kunde wird gerne beraten. Es geht um das Persönliche. 80 Prozent aller Menschen, die bei uns zur Tür reinkommen, können wir mit dem Namen begrüßen. Und wenn es noch nicht das richtige Teil, die richtige Größe ist, weiß der geschulte Einzelhändler, wo er bestellen kann.
Der Kunde kommt nochmal wieder, wir probieren an. Wir schauen auch nach links und rechts, da wir - anders als manche Filialen in der Großstadt - mehrere Marken als Shop-in-Shop-System haben und kombinieren können. Und wir haben trendige Vertriebsformen, Mischungen aus Wohnen, Erlebniseinkauf und Textil.
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