Brilon. . music world und Fahrrad Neumann wagten den Schritt Richtung Internet. Der Kunde will aber nicht auf den Service in der Filiale vor Ort verzichten
Bequem auf der Couch sitzen, den Laptop auf dem Schoß und entspannt einkaufen. Online-Handel ist keineswegs eine Neuerung und auch in Brilon setzen Händler auf das zweite Standbein im Internet. Aber eines wollen sie dennoch nicht verlieren: die persönliche Nähe zum Kunden.
music world
„Viele Läden brauchen das Internet, um am Leben bleiben zu können. Die Lage alleine rettet nicht. Es geht gar nicht so sehr um den Verkauf, sondern darum, dass Kunden uns im Internet finden“, sagt Meinolf Kahrig, Geschäftsführer von music world in Brilon. Er ging mit seinem Unternehmen vor 20 Jahren online und bietet in seinem Shop ein Vollsortiment an. Daneben ist er auf Plattformen wie ebay und Amazon vertreten, um die Kunden auch dort abzuholen. Präsenz zeigen ist alles. „Wir wollten in der Oberliga spielen und Gas geben. Dafür war der Schritt ins Internet notwendig. Eine gewisse Größe auf dem Markt konnten wir sonst nicht erreichen“, erklärt der 55-Jährige. Das ist music world gelungen, die zu den zehn größten Händlern für Musikinstrumente in Deutschland gehören.
Umsätze im Online-Handel steigen von Jahr zu Jahr
Der digitale Handel erzielt jährlich immer größere Umsätze in Deutschland, wie aktuelle Hochrechnungen des Handelsverbands Deutschland zeigen.
Während im Jahr 2017 noch 48,7 Milliarden umgesetzt wurden, stieg dieser Wert im vergangenen Jahr auf 53,4 Milliarden Euro an.
Obwohl Waren jetzt nur einen Mausklick entfernt sind und viele Kunden das Angebot gerne in Anspruch nehmen, gibt es immer noch viele Interessenten, die den Internet-Auftritt nutzen, um dann den persönlichen Kontakt zu suchen. Das ist besonders bei den kostspieligeren Instrumenten der Fall. So ging es beispielsweise einem Orchesterleiter aus Slovenien, der ein spezielles Produkt suchte. Er fand es im Online-Shop und fuhr zur Besichtigung nach Brilon.
Aber ein Online-Shop birgt nicht nur Chancen, wie eine größere Reichweite, um Kunden anzusprechen. „Wir stehen natürlich permanent im Wettbewerb und das nicht nur mit Händlern in der näheren Umgebung“, sagt Kahrig über die viel größere Konkurrenz.
Fahrrad Neumann
Für Familie Neumann fiel auch die Entscheidung sich im Internet zu etablieren. Es lief zunächst schleppend an. „Wir waren kurz davor, das wieder abzuhaken, aber es musste einfach sein“, sagt Dominic Neumann. Richtig los ging es dann 2011 mit einem steten Wachstum. „Ich fand das einfach spannend, überall hin verkaufen zu können“, so der 33-Jährige weiter.
Er interessiert sich für den Vermarktungs-Aspekt und arbeitet daran, das Geschäft im Internet zu einer Marke aufzubauen. Er versucht damit vor allem die Reichweite zu erhöhen. Innerhalb von Brilon und auch der Stadtgrenzen sei die Kundschaft schnell alles ausgeschöpft. Aber laut Neumann gehen mit den neuen Zielen auch einige Investitionen einher. „Du brauchst deutlich mehr Ware und auch ein Werbebudget, an das man so vorher nicht gedacht hat. Die Konkurrenz ist nur einen Klick entfernt und daher muss man Präsenz zeigen“, sagt Neumann.
Ausgaben im Internet hoch
Das bedeutet konkret, dass das Geschäft eine Agentur beschäftigt, die sich um den Internetauftritt kümmert. Ein Teil des Budgets wird genutzt, um die Auffindbarkeit bei Google zu verbessern. „Wer erfolgreich sein möchte, kommt nicht drum herum. Ein Insider-Laden kann vielleicht noch ohne einen Online-Shop auskommen“, erklärt Neumann. Aber auch er merkt, dass der Online-Shop nicht ohne den Handel vor Ort auskommt.
Daher gibt es auf dem Internet-Auftritt auch die Möglichkeit, vor Ort einen Termin zu vereinbaren für eine gezielte Beratung, etwas, das über das Internet schwieriger ist. „Es ist nicht so, wie wenn man sechs Jeanshosen kauft und dann fünf zurückschickt. Hier weiß der Kunde, was er will und bestellt das. Oder es gibt einen Termin und wir bauen Räder im Geschäft auf, bieten Probefahrten und Beratungen an.“, sagt Neumann.
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