Brilon. . Die Stadt Brilon initiiert für das Maria Hilf-Krankenhaus ein Restrukturierungskonzept. Gespräche mit Kooperationspartnern in der Region laufen.
Die Stadt Brilon will das Maria Hilf neu ausrichten. Dazu werden bereits „mit Partnern in der Umgebung Gespräche geführt“. Das sagte Bürgermeister Dr. Bartsch Donnerstagabend im Rat. Angestrebt sei eine „kurzfristige Restrukturierung“ mit dem Ziel der „Rückführung des Hauses in positive Ergebnisse“. Bereits in „sechs bis acht Wochen“ soll ein Strukturkonzept vorliegen. Als juristischen Berater eingeschaltet hat die Krankenhaus-Geschäftsführung einen Sanierungs-Experten aus Hannover, der im nichtöffentlichen Teil der Sitzung bereits zu Wort kam. Der Bürgermeister: „Das Briloner Krankenhaus wird in zwei, drei oder vier Jahren anders aussehen als heute.“
Stadt übernimmt Bürgschaft für Kontokorrentkredit
Anlass für die jetzt einzuleitenden Maßnahmen ist die aktuelle Liquiditätslage des Krankenhauses. Durch die seit drei Jahren auflaufenden Verluste – für 2016 sind rund 676 000 Euro ausgewiesen – reicht die bislang von der Sparkasse Hochsauerland eingeräumte Kontokorrentkredit von einer Million Euro nicht mehr aus, um die Ausgabenspitzen zu begleichen. Deshalb soll die Kreditlinie auf drei Millionen Euro erhöht werden.
Dazu ist die Sparkasse nach Auskunft der Verwaltung „grundsätzlich bereit“, sie erwartet dazu allerdings eine analoge Bürgschaft durch die Stadt sowie eine „positive Fortführungsprognose“ für das Haus. Während BBL-Ratsherr Loos die prekäre Lage als Folge „erheblicher strategischer Fehlentscheidungen“ bezeichnete, sah Bürgermeister Dr. Bartsch die Ursachen für die strukturelle Schieflage in der aktuellen Krankenhaus-Finanzierungs-Systematik. Die stelle Häuser in der 200-Betten-Klasse generell vor große Probleme.
„Haben ein Riesenpfund am Schönschede“
Ein Ausweg seien Kooperationen, weil so Fördermittel abgerufen werden könnten. Seit 2016 gibt es unter bestimmten Bedingungen etwa Sicherstellungszuschläge, die das stationäre Versorgungsangebot in strukturschwachen Gegenden aufrechterhalten sollen. In Brilon betrifft das z.B. die trotz 682 Babys (im Jahr 2017) gleichwohl defizitäre Geburtsabteilung. Dr. Bartsch: „Wir haben ein Riesenpfund am Schönschede. Vor allem die guten, hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeiter.“
Die öffentlich ausgetragenen Querelen in den politischen Gremien verunsicherten die Patienten. Seiner Meinung nach gebe es zwar keinen nachweisbar kausalen, aber zeitlichen Zusammenhang zwischen einem vorübergehenden Belegungsrückgang im Sommer und den Schlagzeilen um das Arbeitsgerichtsverfahren auf der Gynäkologie oder dem Verwaltungsgerichtsverfahren um die Wahlen zur Gesellschafterversammlung bzw. zum Aufsichtsrat.
Erst raus, und jetzt wieder rein
„Um des Rechtsfriedens willen“ (Dr. Bartsch) hob der Rat die monierten Wahlen auf und überließ BBL bzw. FDP das Vorschlagsrecht für die Nachbesetzung der von ihren Mandatsträgern mangels Vertrauen aufgegebenen Sitzen.
Genugtuung - und jetzt?
Der eine weigerte sich, seinen im Gesellschaftervertrag festgeschriebenen Verpflichtungen nachzukommen und wurde, gerichtlich festgestellt, zu Recht aus dem Gremium abberufen.
Zwei andere warfen die Brocken hin, weil sie der Geschäftsführung nicht mehr zutrauten, das Krankenhaus für die Zukunft aufzustellen.
Jetzt bringen sie sich vice versa wieder zurück ins Spiel. Verstehe das, wer will.
Formal haben FDP und BBL erreicht, was sie wollten: die Bestätigung ihrer Rechtsauffassung in der Nachwahl-Frage und die Genugtuung, einmal so richtig als Schwanz mit dem Hund gewedelt zu haben.
Vieles könnte einfacher sein. Ratsherr Loos hat es gezeigt. Etwas mehr Abstand vom Mikrofon und man versteht ihn plötzlich im ganzen Saal bestens.
Ach, wäre ihm das auch in der Sache möglich. hjh
Die FDP nominierte als Nachfolger für Dr. Prange ihren Stadtrat Torsten Klaholz für die Gesellschafterversammlung. Dieser hatte vor zwei Wochen sein Mandat im Aufsichtsrat niedergelegt. Als dessen Nachfolger schlug die FDP dort jetzt Dr. Prange vor.
Im Aufsichtsrat hatte Reinhard Loos das Mandat niedergelegt. Für ihn rückt Edmund Leiße, ehemals BBL-Ratsmitglied, nach. In der Gesellschafterversammlung nimmt den Platz der ausgeschiedenen BBL-Ratsfrau Christiana Kretzschmar jetzt Reinhard Loos ein. Die Wahlen erfolgte nur mit den fünf Stimmen von BBL, FDP und Linke. CDU und SPD enthielten sich.
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