Brilon. Rund 2,5 Millionen Euro „Metergeld“ liegt beim Hochsauerlandkreis auf der hohen Kante. Der Kreis und die Biologische Station prüfen Öko-Maßnahmen.

Die Biologische Station des Hochsauerlandes steht auf FKK. Dabei geht es ihr - das Kürzel ist ja einschlägig besetzt - aber natürlich nicht um Nudismus, sondern um Natur pur. Die drei Großbuchstaben stehen für Freiwilligkeit, Kooperation und Konsens. Und genau das strebt der Leiter der Station, Werner Schubert, bei den Maßnahmen an, die mit dem „Metergeld“ aus dem Bau von Windrädern für Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Exakt 2 582 086,76 Euro befanden sich zum Jahreswechsel auf dem sogenannten Ersatzgeld-Konto des Kreises. Heute Nachmittag befasst sich der HSK-Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten in Meschede mit diesem Thema.

Landschaftsplan stammt aus den 80er Jahren

Rund 300 000 Euro hat der Kreis von dem Budget für Naturschutzmaßnahmen mittlerweile gebunden. Wohin mit dem Rest? Der Kreistag hat im vergangenen Jahr entschieden, das Geld vorrangig dort einzusetzen, wo die Zahlpflicht durch den Bau von neuen Windrädern entstanden ist - und das ist das Stadtgebiet von Brilon.

Mit Ersatzgeld finanzierte Maßnahmen

Renaturierung von Nuhne und Liese in Hallenberg (80 000 Euro).

Doppelallee in Westheim (35 000 Euro).

Umwandlung von Weihnachtsbaumkulturen im Raum Bestwig.

Kleinmaßnahmen im Umfang von 500 bis 5000 Euro mit Landwirten als Partner des Naturschutzes.

Kreisweit gibt es mehr als 500 Naturschutzflächen.

Allein: „Aktuell lässt sich aber nicht abschätzen, ob hierfür ausreichend Projekte bzw. Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden können,“ heißt es in den Unterlagen zur heutigen Sitzung. Auf dem Papier stehen genug. Denn mit dem Ersatzgeld sollen die Schutzmaßnahmen aus den Landschaftsplänen Briloner Hochfläche und Hoppecketal umgesetzt werden. Die beiden Maßnahmen-Konvolute sind jeweils rund 230 Seiten dick - und haben schon etliche Jahre auf dem Buckel. Der Landschaftsplan Briloner Hochfläche war 2004 mit Land- und Forstwirten abgestimmt, im Rahmen der Bürgerbeteiligung ausgelegt und im Dezember 2007 vom Kreistag beschlossen worden; er enthält insgesamt 64 Maßnahmen. Sein Pendant für das Hoppecketal war sogar schon in den 90-er Jahren ausgearbeitet und mit seinen 62 Maßnahmen 2001 vom Kreistag abgesegnet worden.

Am Gretenberg Wald in Heide umwandeln?

Einiges ist bereits umgesetzt. Etwa die Entfichtung des Tales bei der Altenbürener Mühle. „Das sieht sehr gut aus“, sagt Werner Schubert. Ähnliches sieht der Landschaftsplan für die Hochfläche auch für eine rund 3,5 ha große Fläche am Gretenberg zwischen Scharfenberg und dem Aatal vor: Dort gibt es Relikte einer Zwergstrauchheide, die als „kulturhistorisches Relikt“, nämlich als Ergebnis der früheren Waldhude, erhalten und von dem umgebenden störenden Fichtenbestand befreit werden soll.

Die beiden Landschaftspläne sind allerdings nicht die einzigen Grundlage für ökologische Ausgleichsmaßnahmen. „Jeder darf hier alles vorschlagen“, fordert Werner Schubert die Bürger auf, sich aktiv in die Verwendung des Ersatzgeldes einzumischen: „Aber es muss sinnhaft sein.“ Einwohner von Alme haben es bereits getan. Von dort kam die Anregung, die Quellteiche der Alme vom Schlamm zu befreien. Schubert: „Die Idee ist gut.“

Forstamtschef Dr. Bub: Wollen keinen Öko-Wald

Was möglich sei, müsse mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) abgestimmt werden. Keine Chance habe der aus der Briloner Politik vorgetragene Wunsch, Rad- oder Wanderwege anzulegen. Schubert: „Mit dem Ersatzgeld sollen Eingriffe ausgeglichen und keine neuen finanziert werden.“ Deshalb hat auch ein Vorschlag des Briloner Forstamtsleiters Dr. Gerrit Bub keine Chance: Angesichts des Klimawandels in den höheren Lagen Teiche anzulegen, die im Fall eines Waldbrandes als Löschteiche genutzt werden könnten. Tümpel, so Werner Schubert, kommen jedoch vorrangig in Tallagen vor. Und überhaupt: „Die Biotop-Euphorie ist abgeebbt.“

Dr. Bub mach keinen Hehl daraus, dass er in manchen Bereichen zum Wald „komplett andere Vorstellungen“ habe als die Biologische Station. Dr. Bub: „Wir wollen keinen Öko-Wald. Wir dürfen die ertragswirtschaftliche Komponente nicht aus den Augen verlieren.“

Folgen Sie der Westfalenpost im Altkreis Brilon auch auf Facebook