Brilon. Das Kirchenasyl der Evangelischen Gemeinde Brilon ist nach 6 Monaten beendet. Pläne der Politik könnten solche Aktionen in Zukunft erschweren.

Nachdem das Kirchenasyl der Evangelischen Kirchengemeinde in Brilon beendet ist, ziehen die Beteiligten Bilanz. Massive Kritik gibt es an Plänen aus dem Bundesinnenministerium.

Sechs Monate lang hatte die Gemeinde eine junge Libanesin aufgenommen und dafür gesorgt, dass sie einen Asylantrag in Deutschland stellen durfte. Die Wahl sei auf Brilon gefallen, da andere Einrichtungen aus wichtigen Gründen absagen mussten und nicht genügend personelle Kapazitäten für eine solche Aktion geboten hätten, so Pfarrerin Kathrin Koppe-Bäumer.

Viel Empathie auf Seiten der Bürger

Eine Entscheidung, die auf Empathie auf Seiten der Bürger stoß: Ehrenamtler, hauptamtliche Helfer, Spenden und ein Besuchsdienst hätten es möglich gemacht, so Pfarrer Rainer Müller, der für die offiziellen Kontakte mit Ämtern und Behörden zuständig war. „Es war die Bereitschaft von Leuten, die dann auch zum Teil einen Dauerauftrag aufgegeben haben. Von daher war auf der Ebene auf jeden Fall Unterstützung da“, so Müller.

Die Hilfe der Übersetzer hervorzuheben

Außerdem spannend sei vor allem zu Beginn der Kreis der Unterstützer gewesen, bestehend aus 20 ehren- und hauptamtlichen Helfern aus Brilon und Olsberg. „Die Unterstützerarten waren ganz vielfältig und verschieden“, sagt Rolf Plauth, der die ehrenamtliche Koordination des Unterstützerkreises übernommen hatte. Regelmäßige Besuche bei der jungen Frau seien von zentraler Bedeutung gewesen, ergänzt er. Besonders, da sie das Gelände nicht verlassen durfte.

Es sei auch erstaunlich und schön gewesen, dass so viele Muttersprachler, andere Asylbewerber, dort gewesen seien, sind sich die Beteiligten einig. Passiv habe die junge Libanesin nach einiger Zeit sehr viel verstanden, so Koppe-Bäumer. „Da ist viel passiert in den letzten Monaten.“

Vor allem die Hilfe der Übersetzer sei hervorzuheben, sagt Rolf Plauth. „Das hätten wir nicht leisten können, das ging wirklich nur, weil andere Flüchtlinge mit dabei waren.“

Gespräch zwischen Bundesinnenministerkonferenz und Kirchen

Was in diesem Fall noch gut möglich war, könnte in Zukunft durch die Politik erschwert werden: Es laufe aktuell ein Gespräch zwischen Bundesinnenministerkonferenz und den Kirchen.

Das Bundesinnenministerium verlange eine Verlängerung der Aufenthaltsdauer bis zum Asylantrag von sechs auf 18 Monate, wenn bestimmte Kriterien seitens der Gemeinde nicht erfüllt werden: Die asylgewährende Gemeinde müsse zum Beispiel ein Dossier, also eine Einschätzung, schreiben, in sie begründet, warum sie Asyl gibt, so Koppe-Bäumer.

Man habe allerdings in diesem Fall fast fünf Monate dafür gebraucht.

Auf menschlicher Ebene kritisch

„Das ist ein ziemlicher Hammer in der Flüchtlingspolitik und ein deutliches Zeichen, dass das Kirchenasyl politisch wohl nicht mehr gewollt ist“, so Elisabeth Patzsch vom Evangelischen Kirchenkreis Arnsberg. Sechs Monate seien eine lange Zeit, 18 Monate würden das Kirchenasyl fast unmöglich machen. „Das könnten wir nicht stemmen“, meint Plauth. Und auch auf menschlicher Ebene sei es kritisch: „18 Monate würde man den Menschen von ihrem Leben wegnehmen“, merkt Constanze Piontek, Integrationspatin, an. Auch eine Berufsorientierung im neuen Land und ein normaler Alltag seien in dieser Zeit nicht möglich.

Abschied nach sechs Monaten tränenreich

Immerhin: Für die junge Libanesin ist die Zeit des Wartens in Brilon vorbei. Der Abschied nach sechs Monaten sei durchaus tränenreich gewesen, so Plauth. Jetzt habe die Frau eine gute Chance, einen erfolgreichen Asylantrag in Deutschland zu stellen. Das Ganze werde nun gerichtlich entschieden. Plauth: „Und wenn das klappt, ist es ihre feste Absicht, uns hier in Brilon zu besuchen und den Kontakt zu halten.“ Koppe-Bäumer ist sich sicher: „Es wäre nicht so gut gelaufen, wenn es nicht so interkulturell getragen worden wäre.“

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