Brilon. . Der Zufall gibt einen Blick in die Bergbaugeschichte auf der Briloner Hochfläche frei. Der Bauherr allerdings steht vor vielen offenen Fragen.
- In Baugebiet auf einen über 25 m langen, 9 m tiefen und bis zu 2,5 m breiten Spalt gestoßen
- Archäologen des LWL finden eindeutige Hinweise auf früh- bis hochmittelalterlichen Bergbau
- Bauherren wissen derzeit nicht, wann und wie es mit ihrem Vorhaben weitergehen soll
Bei Ausschachtungsarbeiten am Derkerborn ist eine frühmittelalterliche Erzabbaustätte zu Tage getreten. Unter dem unscheinbaren Loch in der Baugrube, anderthalb Meter lang und 60 Zentimetern breit, liegt eine über 25 m lange, neun Meter tiefe und bis zu zweieinhalb Meter breite Höhle. Dr. Michael Zeiler, Wiss. Mitarbeiter des LWL-Außenamtes für Archäologie in Olpe, freut sich über die „so gut erhaltene Kluft“, Bauherr Eugen Holzer ist weniger begeistert: „Wir wissen nicht, wann und wie es weiter geht.“
Eigentlich sollte der Rohbau längst in Arbeit sein. Dass der Boden am Derkerborn zerklüftet ist, war dem Bauherrn bekannt. Bereits bei der Erschließung dieses Baugebietes vor rund 15 Jahren hatte die Stadt an diversen Stellen zig Kubikmeter Beton in den geogen perforierten Boden gepumpt. Deshalb verzichten die meisten Bauherren dort auf eine Unterkellerung ihrer Häuser. Eugen Holzer aber legte Wert auf einen Keller. Und weil er von den geologischen Besonderheiten des Bodens wusste, schaltete er einen Baugrundgutachter ein.
Die Terminabsprachen mit ihm lief noch, als sich das Loch am Rande der Baugrube auftat. Rund 1,3 m tief hatte sich der Bagger dort ins harte Gestein gepickelt, bis zur Sohle fehlten kaum noch zehn Zentimeter. „Dann hätten wir loslegen können“, sagt Eugen Holzer. Der Bodengutachter nahm eine elektrische Vermessung des Untergrundes vor, die für Archäologie zuständige Außenstelle des LWL in Olpe wurde in Kenntnis gesetzt und die Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Sauerland informiert. Der Bauherr und die Tiefbaufirma, so Dr. Michael Zeiler, „haben sehr umsichtig reagiert“. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft und Archäologen des LWL nahmen die Höhlenerkundung vor. Was sie fanden? Kratzspuren an den Wänden und kleine Holzstücke.
Denkmalschutzwürdig?
Dr. Zeiler: „Da war klar, dass das keine natürliche Höhle war, sondern dass dort Bergbau betrieben wurde.“ Und zwar in primitivster Form. Der im Zuge erdgeschichtlicher Verwerfungen in den Spalten abgelagerte Lehm wurde herausgeschafft und die an den Wänden abgelagerten Erze - Galmei, Blei, Cadmium, Eisen - abkratzt. In diesem Fall sei die Spalte „komplett entleert“ worden. Eine zeitliche Eingrenzung soll über die Holzdatierung erfolgen. Dr. Zeiler vermutet, dass der Schacht etwa zwischen dem 9. bis 14. Jahrhundert entstanden ist. Ähnliche früh- bis hochmittelalterliche Gruben dürfte es auch anderswo in dem karstigen Briloner Umland gegeben. Vielfach seien sie aber sicher durch den etwa ab 17. Jahrhundert einsetzenden kommerziellen Bergbau zerstört worden.
Im Zuge weiterer Untersuchungen soll geprüft werden, ob die Höhle als Bodendenkmal eingestuft wird. Einer Bebauung, so Stadtplaner Gernot Oswald, stehe die Unterschutzstellung nicht im Weg. Eugen Holzer fragt sich aber, wie es weiter gehen kann. Das Grundstück wie geplant auszuschachten, sei nicht ratsam. Auf den Keller möchte der Bauherr nicht verzichten. Aber: Würde das dadurch etwas höher stehende Haus noch genehmigt? Von den Mehrkosten ganz zu schweigen.
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