Hochsauerlandkreis. . Leben und arbeiten in Afrika: Niclas Wegener und Marie Griggel aus dem Hochsauerlandkreis absolvieren einen Freiwilligendienst in Namibia.
- Niclas Wegener aus Marsberg und Marie Griggel aus Meschede arbeiten ein Jahr in Afrika
- Organisiert vom Verein „mundus Eine Welt“ absolvieren sie einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst
- Mit der WESTFALENPOST haben Niclas und Marie vorab über ihre Beweggründe, Ziele und Ängste gesprochen
Aus dem Hochsauerlandkreis nach Namibia. Für ein Jahr. Niclas Wegener aus Marsberg und Marie Griggel aus Meschede wagen dieses Abenteuer. Organisiert vom Verein „mundus Eine Welt“ absolvieren die beiden im südlichen Afrika einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst. Im August soll es los gehen. Mit der WESTFALENPOST haben Niclas und Marie vorab über ihre Beweggründe, Ziele und Ängste gesprochen.
Niclas hat 2013 sein Abitur gemacht. Beim LWL Marsberg machte er eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Als er die im Herbst 2016 erfolgreich abgeschlossen hatte, überlegte er, was danach kommen könnte. „Ich wollte eine neue Herausforderung“, sagt der 22-Jährige, „mal ganz woanders arbeiten“.
Bewerbung und Kosten
„Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, Abitur, Fachabitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben“, erklärt Marie Griggel die Grundvoraussetzungen für die Bewerbung um den Freiwilligendienst.
75 Prozent der Kosten trägt weltwärts. 25 Prozent übernimmt mundus. „Für diese 25 Prozent sind wir aufgefordert, einen Förderkreis aufzubauen und uns so 120 Euro im Monat zu erarbeiten“, sagt Niclas.
Vorbereitung
Auf den Entschluss folgte die Recherche. „Ich hab einfach gegoogelt“, erklärt Niclas. Im Internet stieß er auf „weltwärts“. Dabei handelt es sich um einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst, der 2008 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde. So genannte Entsendeorganisationen setzen das Programm des BMZ um und gestalten es maßgeblich mit.
„Über weltwärts bin ich auf mundus gestoßen“, erzählt Niclas. Der Verein ist so eine Entsendeorganisation. Mundus agiert im Umfeld der katholischen Jugendverbände und des BDKJ im Erzbistum Paderborn. Mit Motivationsschreiben und Lebenslauf bewarb Niclas sich im Herbst 2016 kurzerhand für den Freiwilligendienst. Im November folgte ein Orientierungswochenende mit ehemaligen Freiwilligen und Organisatoren von mundus. „Da war noch alles ganz offen“, sagt Niclas. Die konkreten Vorbereitungen haben Ende Januar mit dem Unterschreiben eines Vertrags begonnen.
Ziele
„Namibia als Land hat mich riesig gereizt, deshalb war das schnell mein Favorit“, sagt Niclas. Ein Mundus-Projekt in Oshipeto sprach ihn besonders an: In dem kleinen Dorf im zentralen Norden Namibias wird er zusammen mit einem anderen Sauerländer Kinder unterrichten und sie betreuen. „In einem von Ordensschwestern geführten ‘Hostel’ leben die Kinder, gehen zur Schule“, erklärt Niclas, „wir werden zum Beispiel Sport und Musik unterrichten“.
Leben und arbeiten in einem fremden Land, daran will Niclas wachsen. „Ich möchte zum Beispiel eine andere Selbstsicherheit zum Thema Reisen entwickeln.“ Sprachlich zurechtzukommen sei eine weitere Herausforderung, der er sich stellen will. „Ich wollte einfach aus meiner Komfortzone raus“, erklärt der Marsberger.
„Mir liegt auch der interkulturelle Austausch am Herzen“, betont der 22-Jährige. Gemeinsam mit seinem Kollegen führt er deshalb einen Facebookblog, teilt dort besondere Erfahrungen, Schwierigkeiten und Bilder mit Interessenten. „Es muss ja nicht jeder motiviert sein, in Namibia zu arbeiten. Aber durch den Blog können wir für ein Miteinander der Kulturen werben und sensibilisieren.“
Ängste
„Ängste hab ich eigentlich nicht“, sagt Niclas. „Die hemmen einen meist nur, etwas zu tun. Ich möchte Probleme vor Ort lösen und mir nicht jetzt schon um mögliche Schwierigkeiten Gedanken machen“, erklärt der Gesundheits- und Krankenpfleger. „Die Vorfreude überwiegt.“
Marie absolvierte ein Praktikum im Jugendhaus Hardehausen, als sie bei einem Interview mit dem Mundus-Vorsitzenden und zwei Freiwilligen von weltwärts erfuhr. „Eigentlich hatte ich vor, anzufangen zu studieren“, sagt die 19-Jährige. Doch nach Auslandsaufenthalten in Frankreich und Amerika sprach sie vor allem die Möglichkeit an, eine fremde Kultur kennen zu lernen. „Frankreich und Amerika sind westlich geprägt, der Freiwilligendienst ist da was ganz anderes“, betont sie. „Ich wusste, ich will die Welt sehen, deshalb hat mich das angesprochen“, erklärt Marie.
Vorbereitung
Auf das gemeinsame Orientierungswochenende folgten viele Seminare. Sexualisierte Gewalt, Krisen- und Gewaltmanagement, Interkultureller Austausch oder ein Aussendungsgespräch mit dem Weihbischof des Erzbistums Paderborn: Die Themen in der Vorbereitungszeit sind vielfältig. „Wir werden wirklich gut begleitet“, sagt Marie. Bis hin zu der Frage, wie man sich eigentlich für so eine lange Zeit richtig verabschiedet. Auch die Packliste haben die Freiwilligen zusammen geschrieben. Reiseapotheke und Moskitonetz sind Pflicht! Ist der Koffer erst gepackt, geht es für Marie nach Mariabronn. In einem Kloster wird sie angehenden Schwestern Englischunterricht geben. „Vergleichbar mit einem Volkshochschulkurs“, erklärt sie.
Ziele
„Ich möchte sensibler und toleranter werden“, sagt Marie. Die 19-Jährige will sich auch über den Freiwilligendienst hinaus mehr engagieren. „Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, die Welt zu verändern“, sagt sie. „Ich möchte Vorurteile aus dem Weg räumen und die eigene Hemmschwelle auch anpacken“, erklärt sie. Natürlich wolle sie den Menschen in Mariabronn auch helfen. Trotzdem: „Was wir machen, ist keine Entwicklungshilfe, sondern ein Lerndienst“, stellt Maria klar. „Wir und die Menschen dort wachsen aneinander.“
Ängste
Im Norden Namibias ist es recht ländlich. „Da, wo wir sind, gibt es wenig Infrastruktur“, erklärt Marie. Wie sie dort von A nach B kommen will? Trampen. Alleine als Frau in einem anderen Land zu sein, davor habe sie schon Respekt, gibt Marie zu. „Ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken – mir könnte überall was passieren, auch hier“, sagt die Meschederin. „Ich glaube, die Nervosität kommt einfach daher, dass es was Ungewisses ist“, so die 19-Jährige. Allein Essen und Klima sind in Namibia ganz anders als in Deutschland. „Es kann sein, dass mein Magen das einfach nicht verträgt“, sagt Marie.
„Grundsätzlich habe ich aber auch Vertrauen – ich glaube an das Gute im Menschen“, betont die 19-Jährige. Dieses Grundvertrauen werde ihr in Namibia helfen – dessen ist sich Marie sicher.
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