Brilon. . Vor vier Jahren kam die geogene Bodenbelastung in Baugebieten zu Tage. An einigen Stellen Erdreich ausgetauscht und Merkheft herausgegeben.

  • Der Hochsauerlandkreis lässt in naher Zukunft an zahlreichen Stellen neue Bodenproben ziehen
  • Entsprechen die 40 Jahre alten Belastungs-Parameter noch den heutigen Freizeigewohnheiten?
  • Bodenbelastung hat geogenen Ursprung, es handelt sich nicht um giftige Abfallstoffe

Das Schulkind hatte an jenem Mai-Donnerstag im Jahr 1975 die Qual der Wahl: Sollte es um 17.05 Uhr im Ersten „Grips & Tricks - das Kindermagazin“ gucken oder lieber um 17.10 Uhr ins Zweite zu „Wickie und die starken Männer“ schalten? Das war’s dann schon mit der täglichen Dosis Kinderfernsehen vor vier Jahrzehnten. Ach ja, um 19 Uhr sagte im Dritten noch das „Sandmännchen“ gute Nacht.

Was bot sich in jener Zeit also als Alternative an? Spielen. Im Mai sicher am ehesten draußen. Im Schnitt hielten sich Kinder Mitte der 70er an 240 Tagen im Jahr jeweils zwei Stunden im Freien auf. „Diese Expositionsannahme ist für das Kind von heute in Brilon nicht mehr zutreffend.“ Das sagt Christoph Meisen vom Amt für Abfallwirtschaft und Bodenschutz des HSK. Anlass für den Ausflug ins Fernseh-Mittelalter: Aus jener Unterhaltungselektronik armen Zeit stammen noch die Parameter, die bis heute für den Kontakt mit belasteten Böden gelten.

Vor allem hohe Bleibelastung

Vor vier Jahren, bei der Erschließung des Baugebietes Derkerborn und bei Erdarbeiten in der Helle tauchte das Problem, auf: eine teils massive geogene, also naturbedingte Schwermetallbelastung des Bodens im Raum Brilon. Blei, Chrom, Quecksilber, Cadmium, Nickel und Arsen - die ganze Palette an Bodenschätzen, die zum Teil schon vor 2000 Jahren hier abgebaut wurden.

Untersuchungen auch in Altenbüren, Thülen, Hoppecke

Die neue Bodenbelastungskarte sieht rund 80 Probenahmepunkte in der Kernstadt sowie in Altenbüren, Thülen und Hoppecke, vorwiegend auf bewohnten Grundstücken, vor; sie soll bis Mitte 2018 fertig werden.

Bei jeder Messstelle werden mit einem ca. 3 cm dicken Bohrstock mehrere Bodenproben gezogen und vermischt.

Die ausgewählten Eigentümer werden vorab informiert.

Mit bemerkenswerter Gelassenheit gingen die Betroffenen mit der Situation um, von Panik keine Spur. Die Behörden klärten sachlich und umfassend auf. Eine Blutuntersuchung bei 223 Personen ergab lediglich bei zwei Personen leicht erhöhte Bleigehalte. Die bisherigen Untersuchungen ergaben eine „extrem variable Verteilung“ (Meisen): Fanden sich an einer Stelle zum Beispiel 700 mg Blei pro Kilo, so waren es 40 m weiter 13 000 mg/Kilo - der absolute Höchstwert. Bei jeder 10. Probe wurde das Fünffache des Referenzwertes von 400 mg/kg festgestellt. Auch bei Cadmium gibt es erhöhte Belastungen.

Merkblatt für Bauherren

Wie Christoph Meisen in sagt, gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Bleigehalt im Blut und der Aufenthaltsdauer im Freien, also dem Kontakt mit belastetem Boden. Deshalb seien, so Meise jüngst im Rat, in einigen Kindergärten auf Wegen und viel bespielten Ecken der Boden ausgetauscht worden. Und Bauherren erhalten ein Merkblatt mit Hinweisen für die Nutzung ihres künftigen Gartens.

Der Kreis will eine neue Bodenbelastungskarte erstellen und aktuelle Beurteilungswerte für eine mögliche Gefährdung aufstellen.

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