Brilon/Hochsauerlandkreis. . Dr. Thomas Delker nimmt vor Politik Stellung zum Streitfall um den Briloner Ziegenhof. Die Haltung des Vereins Bioland kann er nicht begreifen.

  • Amt war bei Facebook vorgeworfen worden, geschäftliche Beziehungen zu dem Hof zu unterhalten
  • Mitarbeiter des Kreises wurden in Sozialen Medien beleidigt, beschimpft und diffamiert
  • Kreisveterinär kritisiert den rüden Umgang und sagt, dass die Haltung am Hof nicht zu kritisieren ist

Der Fall um angebliche schwere Missstände bei der Haltung von Tieren an einem Ziegenhof bei Brilon hat die Sauerländer Politik erreicht. Im Kreisausschuss für Landwirtschaft nahm am Donnerstag Kreisveterinär Dr. Thomas Delker Stellung. Er kritisierte Falschmeldungen, die im Zusammenhang mit der Affäre bei Facebook gepostet wurden.

Den Verein Bioland, der dem in das Kreuzfeuer geratenen Briloner Landwirt das Biosiegel entzogen hatte, rügte Delker ebenfalls.

Dem Veterinäramt war vorgeworfen worden, geschäftliche Beziehungen zu dem Hof zu unterhalten. Deshalb werde der Inhaber geschützt. Das sei unwahr, so Delker.

Außerdem waren Mitarbeiter des Veterinäramts in Sozialen Medien im Zusammenhang mit der Affäre diffamiert, beschimpft und beleidigt worden. Der Hochsauerlandkreis behält sich vor, in diesen Fällen Anzeigen zu erstatten.

Der Verein Bioland hält die Kündigung aufrecht

Rückblick: Tierschutzaktivisten von PETA hatten im Februar einen Film in Internet gestellt, der angeblich schwere Missstände bei der Haltung von Tieren auf einem Bio-Ziegenhof bei Brilon zeigt. Die Aufnahmen sollen verdeckt entstanden sein. Der Fernsehsender Vox hatte ebenfalls über den Fall berichtet. Bei Facebook wurde eine Kampagne gegen den Betrieb gestartet. Dem Veterinäramt wurde vorgeworfen, versagt zu haben und den Hofinhaber zu decken.

Der Verein Bioland kündigte dem Landwirt die Mitgliedschaft – unter anderem mit der Begründung, dass der Hofinhaber sich weigere ein Konzept zu erarbeiten, um die Herde zu sanieren. Rund 90 Prozent der Tiere leiden an einer für Ziegen typischen Infektion – Pseudo TBC.

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Bioland-Landesgeschäftsführer Jan Leifert sagte am Donnerstag auf Nachfrage der WESTFALENPOST, dass der Verein die Vorwürfe aufrecht erhalte und die Kündigung weiter Bestand habe. Ein Schiedsgerichtsverfahren in dieser Angelegenheit läuft.

Herde nicht flächendeckend ausgezehrt

Entgegen der Aussagen von Bioland sei die Herde nicht flächendeckend ausgezehrt, so der Kreisveterinär am Donnerstag. „Dem Veterinäramt liegt eine Stellungnahme des Hoftierarztes vor, wonach der Bestand insgesamt nicht geschwächt ist.“ Aus dem Bericht einer Ökokontrolle gehe außerdem hervor, dass der Landwirt im Mai 2016 einen mit dem Tiergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen abgestimmten Plan vorgelegt habe, die Herde zu sanieren. Die Vorwürfe von Bioland seien vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar.

Zweite Kontrolle nach PETA-Vorwurf

Zuletzt war der Briloner Hof vom Landesamt für Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) als Ökohof zertifiziert worden. Im Internet habe es Gerüchte gegeben, dass diese Kontrolle vorher angemeldet gewesen sei. „Hierzu sei als erstes angemerkt, dass ein Ziegenbestand, der völlig vernachlässigt und verwahrlost ist, wie PETA und viele andere ja seit Wochen behaupten, sich nicht binnen weniger Tage so auf Stand bringen lässt, dass es bei einer Ökokontrolle nicht auffallen würde“, sagte Delker vor den Mitgliedern des Ausschusses. Bei der im Internet kritisierten Kontrolle habe es sich um eine Art Nachkontrolle gehandelt, die nach Bekanntwerden der PETA-Vorwürfe veranlasst worden sei. Die Öko-Zertifikat sei dem Briloner Hof nach den PETA-Vorwürfen zunächst nur auf zwei Monate befristet ausgestellt werden. Nach der zweiten Kontrolle dann – wie üblich – für ein weiteres Jahr.

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