Bochum. Das 1:1 des VfL Bochum beim VfL Wolfsburg war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Der Klassenerhalt scheint mehr denn je in Reichweite.
Es gibt sie, diese Spiele, deren Bewertung auf den ersten Blick schwerfällt. War das 1:1 des VfL Bochum beim VfL Wolfsburg nun ein gewonnener Punkt im Kampf gegen den Abstieg? Oder waren es eher zwei verlorene Punkte aufgrund des spielerisch starken Auftritts, für den sich die Mannschaft von Dieter Hecking nicht belohnen konnte? Der Trainer selbst fand noch am Samstagabend eine deutliche Antwort. „Wir nehmen den Punkt gern mit, weil die Leistung sehr, sehr gut war. Wir sind fußballerisch in der Lage, Akzente zu setzen“, sagte der 60-Jährige.
Das war sicher die wichtigste Erkenntnis dieses Wochenendes: Der Sieg gegen Borussia Dortmund (2:0) in der Vorwoche war kein Zufall. Die Mannschaft ist tatsächlich in der Lage, auch Gegner zu schlagen, die vom Europapokal träumen. Mit Leidenschaft und Mentalität, mit spielerischen Lösungen, die in dieser Saison so häufig fehlten. Allen voran die Winterzugänge Tom Krauß und Georgios Masouras geben dem VfL Bochum dringend benötigte Stabilität und Elemente im Spiel mit dem Ball, die über weite Strecken der Saison fehlten. Seit Wochen präsentiert sich die Mannschaft als echtes Team, der Glaube ist da.
VfL Bochum für eine Woche auf dem Relegationsrang
Nach 23 Spieltagen ist der VfL nun endlich vollends im Abstiegskampf angekommen, von dem sie nach einem Katastrophenstart in die Spielzeit nur noch träumen konnten. Riesig schien der Abstand auf das rettende Ufer, und auch weiterhin ist ein Platz, der für den direkten Klassenerhalt nötig ist, noch weit entfernt. Aber nachdem die Bochumer in der vergangenen Woche erstmals seit dem fünften Spieltag die Rote Laterne abgegeben hatten, schafften sie für 24 Stunden den Sprung auf den Relegationsplatz. Den holte sich der 1. FC Heidenheim aber am Sonntag in Leipzig (2:2) zurück.
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In Wolfsburg übernahm der VfL Bochum sogar über weite Strecken der Partie die Kontrolle. „Wir haben es in Form von Mentalität und der Bereitschaft, Zweikämpfe zu führen, geschafft, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen. Darüber hinaus haben wir angefangen, Fußball zu spielen und hinten nichts mehr zugelassen“, sagte Hecking zu einem Spiel, in dem der zwischenzeitlich schon abgeschriebene Erhan Masovic zur verdienten Führung traf (50.). Nach einem Standard wohlgemerkt. Obwohl der VfL Bochum viele kopfballstarke Spieler hat, gelang es nach Freistößen und Ecken in dieser Saison vor dem gegnerischen Tor zu selten, für Torgefahr zu sorgen.
VfL Bochum macht den Deckel nicht drauf
Auf der anderen Seite bleiben die Bochumer nach Standards vor dem eigenen Tor aber weiterhin anfällig. Der Schwede Mattias Svanberg erzielte in der 81. Minute den Wolfsburger Ausgleich, nachdem die Bochumer ihre neue Nummer eins Timo Horn im Fünfmeterraum nicht anständig schützen konnten, den Wolfsburgern zu große Räume ließen. „Das war die Strafe“, sagte Hecking. Dafür, dass der VfL sich zuvor nicht schon längst selbst für einen couragierten Auftritt belohnt hatte. Das zweite Tor lag in einigen Situationen in der Luft, doch weder Masouras noch Philipp Hofmann vermochten es, den Sack zu zu machen.
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Fünf Punkte aus den vergangenen drei Bundesliga-Partien sind dennoch eine starke Ausbeute aus Bochumer Sicht. Zumal nach dem Auswärtsspiel in Kiel auch in Wolfsburg die nächste Leistungssteigerung deutlich sichtbar wurde. „Mit jedem Spiel bekommen wir mehr Selbstvertrauen“, sagte Bernardo. Die in den 90er-Jahren oft als „Unabsteigbaren“ betitelten Bochumer scheinen nach der irrwitzigen Rettung in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf auch in dieser Saison wieder in der Lage zu sein, die Klasse zu halten. „Die Mannschaft ist bereit, zu leiden“, sagte Hecking.
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Das wird sie auch müssen bis zum Saisonende. In der kommenden Woche gastiert die TSG Hoffenheim an der Castroper Straße, danach wartet ein brutal schwerer Viererpack mit Spielen gegen den FC Bayern München, Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen und dem VfB Stuttgart auf die Bochumer. Am kommenden Freitag steht zudem ein enorm wichtiger Termin an – in Frankfurt beim DFB. Dann findet das Berufungsverfahren im Fall Patrick Drewes statt. Für den VfL geht es um zwei wichtige Punkte.
„Sollten wir die zwei Punkte aus dem Union-Spiel in dieser Woche bekommen, könnten wir am Ende der Woche gegen Hoffenheim ein weiteres Signal an die Liga senden“, sagte Torhüter Horn. Mit einem Sieg wäre der direkte Klassenerhalt tatsächlich wieder in greifbarer Nähe und der VfL Bochum könnte sein nächstes Märchen im Abstiegskampf schreiben.
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