Bochum. Der Trainer hat dafür gesorgt, dass zahlreiche Spieler dauerhaft gute Leistungen bringen und dass es weniger Bewohner im „Tal der Unzufriedenen“ gibt.

Jürgen Klinsmann hat auf ewig Spuren in der deutschen Fußball-Trainer-Landschaft hinterlassen. Nicht durch das Aufstellen von Buddha-Figuren. Das soll, als er beim FC Bayern München als Trainer anfing, nicht seine Idee gewesen sein. Vielmehr hallt seine Aussage nach, dass er jeden Spieler jeden Tag etwas besser machen wolle. Es war ein Mantra, das für ihn zum Bumerang wurde.

Als Dieter Hecking beim VfL Bochum das Traineramt übernahm, verzichtete er auf solche Aussagen. Immer deutlicher aber wird, dass er es geschafft hat, erfolgreich an verschiedenen Stellschrauben zu drehen. Eine ist, Spieler besser zu machen.

So hat er es zusammen mit seinem Trainerteam geschafft, dass Philipp Hofmann wieder einen größeren Wert für das Team hat. Lange war der Mittelstürmer in dieser Saison nur als Wandspieler gefordert. Die langen Abschläge der Torhüter sollte er im Mittelfeld festmachen und gewinnbringend weiterleiten. In dieser Aufgabe ist er weiterhin wichtig. Nun aber kommt er deutlich häufiger auch im Strafraum zum Abschluss.

VFL Bochum
Guter Mann: Tim Oermann (r.) spielt unter Dieter Hecking (l.) immer. Der junge Verteidiger ist beim VfL Bochum gesetzt. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

Den jungen Tim Oermann hat Hecking dadurch gefördert, dass er ihm uneingeschränkt das Vertrauen schenkt. Oermann spielt unter Hecking immer. Er ließ ihn auch im Team, als er gegen Leipzig und Mönchengladbach zwei schwächere Spiele in Folge zeigte. Gegen Dortmund und nun in Wolfsburg beorderte Hecking ihn durch den Ausfall von Passlack auf die Außenverteidigerposition. Oermann spielte in beiden Partien nicht fehlerfrei, zeigte aber zwei Leistungen, die es Felix Passlack schwer machen wird, nach überstandener Verletzung direkt wieder ins Team zu kommen.

VfL Bochum: Auch Stürmer Boadu hilft bei der Abwehrarbeit mit

Den verletzungsanfälligen Myron Boadu hat Hecking nach einem längeren Einzelgespräch dazu gebracht, für den Erfolg auch zu verteidigen. Torwart Patrick Drewes hat er lange stark geredet, nach dessen Ausfall vor dem Dortmund-Spiel machte er es mit Timo Horn, dem er nun sein Vertrauen ausspricht und dazu öffentlich sagt, dass der Wechsel im VfL-Tor keine Entscheidung gegen Drewes, sondern eine für Horn gewesen sei.

Fussball 1. Bundesliga, 1. FC Union Berlin - VfL Bochum
Umfunktioniert: Unter Dieter Hecking (l.) läuft der gelernte Angreifer Gerrit Holtmann (M.) als Verteidiger auf. © Michael Taeger/Jan Huebner | Michael Taeger

Hecking hat ebenso geschafft, dass Gerrit Holtmann wieder für eine Vertragsverlängerung beim VfL Bochum in Frage kommt. Zu seinem Einstand gegen Leverkusen bot Hecking ihn als Außenverteidiger gegen die schnellen Angreifer des Double-Siegers auf. Holtmann machte ein starkes Spiel und ist, so er denn nicht verletzt ist, immer ein belebendes Element im Spiel der Bochumer.

Jüngstes und auch eins der besten Beispiele für „Bessermacher“ Hecking ist Erhan Masovic. Er spielte unter Hecking lange keine Rolle. Beim wichtigen Heimspiel gegen Aufsteiger und Abstiegskontrahenten St. Pauli brachte Hecking ihn - der VfL gewann mit 1:0. Masovic überzeugte nicht, Hecking lobte ihn öffentlich, ließ ihn dann aber wieder draußen. Als für das Spiel gegen Borussia Dortmund Maxi Wittek gesperrt und Felix Passlack verletzt ausfielen und Hecking die Abwehr umbauen musste, gab er Masovic die nächste Chance. Diesmal nutzte er sie.

VfL Bochum: Gamboa und Losilla helfen mit ihrer stets positiven Art

Hatte Masovic gegen Dortmund noch kleine Wackler drin, lieferte er nun beim 1:1 gegen den VfL Wolfsburg eine bessere Leistung ab, brachte sein Team nach einer Ecke sogar mit 1:0 in Führung. Dass er nach seinem Tor zur Auswechselbank lief und mit den Ergänzungsspielern feierte, bestätigte, dass es Hecking mit seinen Maßnahmen geschafft hat, die Stimmung im Team deutlich zu verbessern.

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So haben die erfahrenen Cristian Gamboa und auch Kapitän Anthony Losilla akzeptiert, dass sie nicht mehr Stammspieler sind. Sie leben den Team-Gedanken, werfen alles rein, auch wenn sie nur für wenige Minuten ins Spiel kommen. Sie helfen dem Team mit ihrer stets positiven Art und dem gelebten Glauben daran, dass der VfL Bochum auch in dieser Saison den Klassenerhalt schaffen kann.

VfL Bochum: Deutlich weniger Bewohner im Tal der Unzufriedenen

Hecking hat zudem dafür gesorgt, dass es deutlich weniger Bewohner im Tal der Unzufriedenen gibt. Sechs Spieler, die kaum oder keine Rolle spielten, sind im Winter gegangen.

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Noah Loosli bekam von jedem Trainer beim VfL Bochum Lob für seinen Einsatz im Training, seine tadellose Einstellung. „Er hat nicht gespielt“, sagte Hecking kurz danach, als klar war, dass Loosli bis zum Rest der Saison nach Fürth ausgeliehen wird. „Er hat im Training immer alles gegeben und hat so dazu beigetragen, die Mannschaft besser zu machen.“

VfL Bochum: Winterzugänge sind die nötige Soforthilfe

Moritz Kwarteng, der beim VfL Bochum nie richtig in die Spur fand, wechselte auf Leihbasis im Wintertransferfenster zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Lukas Daschner, der ebenso seine Chancen beim VfL Bochum zu selten nutzen konnte, wechselte ebenso auf Leihbasis zum FC St. Gallen in Schweiz, Agon Elezi, auf Leihbasis nach Kroatien.

Dazu wurden die Verträge von Aliou Baldé und Manuel Riemann aufgelöst. Balde spielt nun für OGC Nizza in der ersten französischen Liga, Riemann für den Zweitligisten SC Paderborn.

Verbessert hat Hecking das Team schließlich auch mit den beiden Winterzugängen Tom Krauß und Georgios Masouras, die er zusammen mit Geschäftsführer Ilja Kaenzig final zum VfL Bochum lotsen konnte. Beide sind Soforthilfen, beide sind auf Anhieb Stammspieler. „Wir holen nur Spieler, die uns sofort weiterhelfen“, hatte Hecking gesagt. Der erfahrene Trainer wusste, dass er ansonsten die Stimmung im Team auf die Probe gestellt hätte.

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