Bochum. Beim VfL Bochum setzt Abwehrchef Ivan Ordets vor dem Spiel bei der TSG Hoffenheim auf das Kollektiv. Seine Rückkehr gibt dem Team mehr Stabilität.
Oft lächelt Ivan Ordets nicht, wenn er auf dem Fußball-Platz steht. Es passt nicht zu seinem Knallhart-Innenverteidiger-Image, das sich der Ukrainer in den vergangenen zwei Jahren in der Bundesliga eindrücklich erarbeitet hat. Robust, selten unfair geht der 32-Jährige in den Zweikämpfen zu Werke. Er ist beim VfL Bochum der klare Abwehrchef. Ist er fit, spielt er. Fehlt er, gibt es Probleme. Was zu Beginn der laufenden Saison besonders auffiel, weil er aufgrund einer Schulterverletzung die ersten fünf Spiele aussetzen musste. Sein Comeback gab er am vergangenen Wochenende gegen den VfL Wolfsburg, konnte die Niederlage aber nicht verhindern. Alles wurde auch mit ihm nicht besser, er war beim ersten Gegentor nicht gänzlich von Schuld freizusprechen.
Dass dies nun am Samstag bei der TSG Hoffenheim (15.30 Uhr, Sky) anders aussieht, daran arbeitete Trainer Peter Zeidler in dieser Woche intensiv mit seiner Mannschaft. „Wir bekommen viele Gegentore, also müssen wir besser verteidigen“, sagte Ordets und blickt dabei grimmig drein. Die schlechte Punkteausbeute stört ihn. Auch in seiner dritten Saison beim VfL Bochum ist er mit seiner Mannschaft schlecht gestartet. Eines ist aber anders: Es war das erste Mal seit seinem Wechsel im Sommer 2022 an die Castroper Straße, dass er öffentlich sprach.
Sein Transfer geschah damals unter besonderen Umständen: Aufgrund des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine griffen spezielle Fifa-Regeln, die ihm einen kostengünstigen Wechsel von Dinamo Moskau nach Bochum ermöglichten. Ordets wollte sich lieber auf den Sport konzentrieren, keine Interviews geben. Vor allem nicht über die Situation in seiner Heimat. Dabei ist das, was Ordets sagt, auf den Punkt – in der Kabine ist er eine wichtige Stimme. Nicht erst seit diesem Sommer, auffällig aber ist, dass er offener wirkt, mehr mit den Leuten um ihn herum interagiert. Sportlich ist er ohnehin eine Stütze geworden, die auch nach vorne denkt. Der Verteidiger weiß, dass gute Abwehr nicht reicht. Natürlich müsse das Team auch „selbst treffen“.
Ordets ist der Abwehrchef des VfL Bochum
Ordets aber soll die wackelige Defensive stabilisieren. 14 Gegentore kassierte der VfL Bochum in dieser Saison bislang. Gegen Wolfsburg musste Torhüter Patrick Drewes zwar dreimal den Ball aus dem eigenen Netz holen, dennoch war der Abwehrchef in der Mehrzahl der Situationen präsent, sicher im Stellungsspiel. Vor dem ersten Gegentor patzte er allerdings. „Aber es ist nicht ein Spieler, der Fehler macht. Es sind wir als Team“, sagte Ordets bestimmt und guckte die Spieler an, die in dem Moment an ihm am Trainingsplatz vorbeiliefen. „Wir müssen weiter hart daran arbeiten, im Training, auf dem Platz, dass wir unsere tabellarische Situation verbessern. Wir haben im Sommer gesehen, dass wir erfolgreich sein können. Da müssen wir wieder hinkommen.“
Im Sommer – da überzeugte der VfL Bochum in den abschließenden Testspielen vor der Saison, schlug den Champions-League-Teilnehmer FC Bologna und Le Havre. Seitdem aber passte nicht mehr viel zusammen. Aus im DFB-Pokal, nur ein Punkt in der Liga gegen Aufsteiger Holstein Kiel. Zumindest eine Korrelation lässt sich herstellen mit dem Ausfall von Ordets, der sich im abschließenden Testspiel in Frankreich die Schulter auskugelte und rund acht Wochen pausieren musste. „Ich fühle mich von Woche zu Woche besser“, sagt er nun. Gerade rechtzeitig. Gegen Hoffenheim bekommt er es nun mit Andrej Kramaric, einem der besten Stürmer der Liga, zu tun.
Ordets: „VfL braucht den Teamspirit“
Aber: „Wir dürfen bei Hoffenheim nicht nur auf einen Spieler gucken“, warnt Ordets, der in der vergangenen Saison viele Bälle erobern konnte, viele allerdings auch wieder verlor. „Sie haben ein gutes Team, versuchen Fußball zu spielen und haben viel Qualität im Kader. Wir müssen kompakt sein und stark dagegenhalten.“ Dafür ändert Zeidler seine Herangehensweise. Von der von ihm favorisierten Raute scheint er abgerückt, auch pressen die Innenverteidiger nicht mehr so hoch wie noch zu Saisonbeginn. Was Ordets zugutekommt, gehört er doch nicht zu den sprintstarken Spielern. „Wir müssen etwas verändern, um erfolgreich zu sein“, sagt der 32-Jährige, der mit Shakhtar Donezk zweimal ukrainischer Meister und dreifacher Pokalsieger wurde. „Wir sprechen viel untereinander, mit dem Trainer und dem gesamten Staff. Wir brauchen diesen Teamspirit, um stark zu sein.“
Zu leicht ließ sich Bochum bislang übertölpeln, wenn das Gegenpressing nicht funktionierte. „Die Situation ist für uns alle in der Abwehrreihe sehr unbefriedigend“, gab Ordets missmutig zu. „Wir haben schon das Gefühl, dass wir unsere Qualität und Stärke auf den Platz bringen. Noch einmal: Es liegt nicht an den Torhütern, an der letzten Reihe oder allein an den Innenverteidigern – wir müssen als gesamtes Team besser verteidigen“, fordert er und kann die Kritik von den Anhängern verstehen. Gegen Hoffenheim soll nun alles besser werden: „Wir wollen auch besser spielen, um den Fans etwas zurückgeben zu können.“ Vielleicht lacht er dann auch mal auf dem Feld.
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