Bochum. Der VfL Bochum steht auf dem letzten Platz. Die Spielart von Trainer Zeidler wird diskutiert. Auch andere neue Maßnahmen stoßen auf Widerstand.
Es ist ein Ritual in vielen Mannschaften, ob im Handball, Basketball oder Fußball, ob in den Kreis- oder Bundesligen: Nach dem Spiel schleppt ein Spieler, Betreuer oder Zeugwart eine Kiste Bier in die Kabine, und etliche Spieler stoßen auf den Sieg an. Oder diskutieren mit einer Flasche in der Hand mehr oder minder frustriert über die Niederlage. Und beim VfL Bochum?
Letzteres ist beim VfL Bochum in dieser Saison bisher immer der Fall gewesen, die „gefühlte Pleite“ beim 2:2 gegen Kiel inbegriffen. Der Unterschied: Zum Frust-Schluck kam es nicht. Denn Bochums neuer Trainer Peter Zeidler hat auch abseits des Rasens einige Neuerungen eingeführt, die manchen VfL-Profis nicht schmecken.
VfL Bochum: Zeidler führt Bierverbot nach Spielen in der Kabine ein
So herrscht nach den Spielen ein Bierverbot in der Kabine, worüber das „VfL-Magazin“ zuerst berichtet hatte. Diese Redaktion kann die Informationen bestätigen. Bereits zu Beginn seiner Amtszeit ordnete der 62-Jährige an, dass nach einer Partie die Regeneration nicht durch Alkoholkonsum - auch nicht in geringen Mengen - gestört werden dürfe. Alkohol hemmt erwiesenermaßen die Erholungsphase.
Zeidler argumentiert entsprechend, dass die bestmögliche Ernährung für Leistungssportler, für Profisportler nicht unnötig gestört werden dürfe. Zudem sei es auch ein falsches Signal, dass eine Mannschaft mit gemeinschaftlichem Alkoholkonsum sende - insbesondere, wenn es schlecht läuft auf dem Rasen.
Auch bei Rückfahrten im Bus herrscht ein Alkoholverbot beim VfL Bochum
Die Bochumer Spieler, die schon länger beim VfL sind, waren es bisher gewohnt, dass in der Kabine ein, zwei Bier getrunken werden dürfen, was freilich nie alle beherzigten. Einigen Profis schmeckt die Zeidler-Maßnahme aber überhaupt nicht. Seit Wochen wird nach Informationen dieser Redaktion teamintern und im Klub nicht nur über Taktik und Trainingsmethodik, sondern auch über das Bierverbot diskutiert. Ein Nebenschauplatz, der im Misserfoolgs-Fall an Aufmerksamkeit und Bedeutung gewinnt.
Peter Zeidler lenkt teilweise ein: Bei Sieg darf ein Bier getrunken werden
Bereits vor dem Wolfsburg-Spiel lenkte Zeidler ein, zeigte sich kompromissbereit: Bei einem Sieg dürfen die Profis nunmehr mit einem Fiege anstoßen. Bochum verlor aber mit 1:3. Noch floss also kein Helles in der VfL-Kabine. Das gilt auch für Rückfahrten: Auch im Bus nach den Spielen in Regensburg, Leipzig, Freiburg, Dortmund galt das Bierverbot.
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Eine weitere Maßnahme von Zeidler dient aus seiner Sicht dem Teambuilding. Beim Frühstück im Hotel bei den Auswärtsspielen sollen alle Profis um 9 Uhr gemeinsam am Tisch sein - manche fühlen sich unnötig bevormundet, überspitzt gesagt „wie im Kindergarten“.
Gemeinsamer Spaziergang ist nun verpflichtend für alle Spieler des VfL Bochum
Allerdings dürfen nach unseren Informationen Familienväter und andere Profis auch früher das Frühstück zu sich nehmen, ehe um 9 Uhr eben alle Nominierten beisammen sein sollen. Nach dem Beisammensein im Frühstücksraum folgt ein gemeinsamer, rund zehn - bis fünfzehnminütiger Spaziergang. Für Zeidler eine Art Mini-Teambuilding-Maßnahme, die er sich nicht nehmen lassen will. Der 62-Jährige ist zwar in Teilbereichen anpassungsbereit, hat aber auch klare Vorstellungen und Prinzipien, von denen er nicht abrückt. „Konsequent, aber mit Liebe“, so nannte er seine Art im Interview mit dieser Redaktion.
In der Vorsaison galten fürs Frühstück Gleitzeiten, einen gemeinsamen Spaziergang gab es auch - allerdings nicht verpflichtend wie jetzt, sondern freiwillig. Nicht alle sollen, so hört man es aus Spieler- und anderen Kreisen, immer mitgegangen sein.
Gemischte Gefühle in der Klubführung des VfL Bochum
In der VfL-Führung sieht man derartige Zeidler-Ansagen nach unseren Informationen durchaus mit gemischten Gefühlen. Zum einen befürchtet man, dass der Trainer, der wegen seiner Raute und Spielidee klub- und teamintern teils ohnehin in der Kritik steht nach sechs Niederlagen in sieben Pflichtspielen, mit diesen Methoden Teile des (Führungs-)Teams weiter gegen sich aufbringt. Er laufe sprichwörtlich Gefahr, „die Kabine zu verlieren“. Andererseits heißt man es gut, dass der Coach festgefahrene Strukturen bricht, Mut zu Neuem hat.
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