Raumland/Berghausen. Im Sommer trennen sich die Wege der Sportfreunde Edertal und Trainer Andreas Schneider. Beide Seiten sind sich einig, der Trainer übt harte Selbstkritik.
Der Frust ist am Ende größer als die Euphorie zu Beginn. Die Sportfreunde Edertal und Trainer Andreas Schneider werden ab dem Sommer getrennte Wege gehen. Der Fußball-A-Ligist möchte damit zur kommenden Spielzeit neue Impulse setzen, wie Fußballobmann Thomas Raidt erklärt. „Andi wird ab Sommer nicht mehr unser Trainer sein. Wir haben das Gefühl, dass sich die sportliche Situation geändert hat, wie sie noch am Anfang war, als Andi angefangen hat. Wir sind der Meinung, dass die Mannschaft neue Impulse braucht.“
- Haben die Sportfreunde Edertal den Kader falsch geplant?
- Warum es beim VfL Bad Berleburg II gerade einfach läuft
- Rettet ein Westfalenliga-Zugang die Saison des Siegener SC
Nach Angaben von Raidt habe das auch Noch-Trainer Schneider in Gesprächen mit der Vereinsführung so gesehen. „Wir gehen nicht im Clinch auseinander, wir gehen gemeinsam in die Rückrunde rein. Wir hängen im unteren Mittelfeld und versuchen, ein paar Plätze gutzumachen. Für die neue Saison wollen wir uns besser vorbereiten“, sagt Raidt. Der Fußballobmann der Edertaler übt aber auch Selbstkritik. Die vergangenen sieben Jahre seien sehr gut für die Sportfreunde verlaufen. „Vielleicht auch manchmal zu gut, sodass ein gewisser Trott hereingekommen ist. Nicht beim Trainer oder der Mannschaft selbst, sondern beim Verein.“
Das sei auch der Grund gewesen, warum die Vereinsverantwortlichen begonnen haben, sich selbst zu hinterfragen. Die Entscheidung hat auch weitere personelle Folgen: „Wir werden den Sportlichen Leiter nicht mehr eins zu eins besetzen. Es ist gut, wenn du jemanden hast, der immer Ansprechperson ist. Gleichzeitig halten wir es aber nicht für zwingend notwendig, einen zu haben, der das immer macht, weil das dann auch ganz schnell an dem einen allein hängen bleibt“, sagt Raidt.
„Wir haben das Gefühl, dass sich die sportliche Situation geändert hat, wie sie noch am Anfang war, als Andi angefangen hat. Wir sind der Meinung, dass die Mannschaft neue Impulse braucht.“
Die Sportfreunde werden sich für die kommende Spielzeit neu aufstellen. „Wir haben unseren Weg, den wir für Edertal am besten empfinden, den gehen wir jetzt mit voller Konsequenz. Für die nächste Saison sind wir gut gewappnet, wir sind mit den Gesprächen größtenteils durch. Am Kader wird sich, Stand jetzt, nicht viel verändern.“
Andreas Schneider nimmt die Neuigkeit mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis. „Was ich darüber denke? Schade isses. Es macht aber Sinn, weil wir klar an unseren Zielen vorbeigerauscht sind. Die Pläne waren ganz klar anders. Ich bin geholt worden, um mittelfristig den letzten Schritt Richtung Bezirksliga machen zu können. Der Plan, den wir da hatten, ist nicht aufgegangen“, sagt Schneider selbstkritisch.
„Ich bin geholt worden, um mittelfristig den letzten Schritt Richtung Bezirksliga machen zu können. Der Plan, den wir da hatten, ist nicht aufgegangen.“
Die Edertaler wollten sukzessive den Kader verstärken, seien aber immer schwächer geworden. „Jetzt hängst du irgendwo im Niemandsland rum“, sagt Schneider angesichts der Tabellensituation. Dem ganzen Projekt Sportfreunde Edertal nochmal einen Neustart zu verpassen, sieht Schneider als sinnlos an. „Der Frust ist relativ groß. Sowohl bei mir, als auch bei der Mannschaft. Der Verein ist mit der Gesamtsituation auch nicht ganz zufrieden. Alle sind so ein bisschen ratlos und fragen sich, wo das herkommt“, sagt der scheidende Trainer.
Dabei war für ihn die Marschrichtung von Anfang an klar. „Für mich war der Reiz da, oben mitzuspielen und angreifen zu können. Eventuell, wenn alles perfekt läuft, hätte ich den Aufstieg angepeilt. Das war das ursprüngliche Ziel und das hat mich am allermeisten gereizt. Davon sind wir weit, weit weg.“ Zu Beginn seiner Trainerzeit in Edertal sei der Kader gut aufgestellt gewesen, auch wenn die Sportfreunde da schon Abgänge zu verzeichnen hatten.
„Eventuell, wenn alles perfekt läuft, hätte ich den Aufstieg angepeilt. Das war das ursprüngliche Ziel und das hat mich am allermeisten gereizt. Davon sind wir weit, weit weg.“
Doch nach Schneiders ersten Hinrunde seien immer mehr Leute weggebrochen und spätestens, als die Verletztenmisere hinzukam, wurde es schwierig. „Wir hatten dann plötzlich nicht mehr die Qualität, um oben mitzuspielen. Wir haben sie auch derzeit nicht. Wir sind in der Lage, besser zu spielen als Platz zehn. Aber wir sind weit weg davon, da oben irgendwas zu suchen zu haben. Dadurch war mein Ziel im Arsch. Das, was der Plan war, hat nicht funktioniert“, fasst der Übungsleiter zusammen.
Der Verein hätte nach Ansicht von Schneider den Kader zusammenhalten müssen. Wenn keine Verstärkungen dazukämen und dann noch Spieler wegbrechen, sei es sehr schwierig. „Neue Leute zu kriegen, die auch die nötige Qualität haben, ist unglaublich schwer. Dann bist du an einem Punkt, wo wir jetzt sind. Tatsache ist ja, dass sich am Kader kurzfristig nichts ändern wird“, sagt der Coach.
„Wir sind in der Lage, besser zu spielen als Platz zehn. Aber wir sind weit weg davon, da oben irgendwas zu suchen zu haben. Dadurch war mein Ziel im Arsch. Das, was der Plan war, hat nicht funktioniert.“
Das gilt auch für die Situation im Verein. Dort wird sich kurzfristig ebenfalls nicht viel ändern, geht das Team mit Schneider in die Rückrunde der Fußball-A-Liga. Dennoch sieht der Trainer die Gesamtsituation realistisch. Diese harte Realität sei für ihn auch Grund genug, die Mission Edertal als gescheitert zu betrachten. „Ich bin für eine Aufgabe geholt worden, die habe ich nicht gepackt. Das Feuer, was am Anfang da war, ist irgendwo auf dem Weg ganz, ganz klein geworden.“
Immer, wenn ein neuer Trainer zu einer Mannschaft stoße, dann sei die nötige Euphorie da. Wenn es dann auch sportlich laufe, sei die Ausgangslage immer gut. „Wenn es aber dank sportlicher Misserfolge dazu kommt, dass die Euphorie weg ist, dann frage ich mich, wie wir die wieder reinkriegen sollen“, sagt Schneider.
Für ihn war das Ende bei den Sportfreunden Edertal somit der logische Schritt. „Dann ist es vielleicht besser, wenn ein neuer Trainer mit einer neuen Idee kommt und versucht, die verlorene Euphorie zu entfachen. Es ist sehr schade für mich, denn es hat richtig Spaß gemacht. Jetzt hängen wir im Niemandsland der Tabelle mit maximaler Frustration fest. Das will niemand im Fußball“, sagt Schneider und fügt hinzu: „Manchmal ist es besser, wenn es so endet, als wenn es ewig so weitergeht und am Ende will keiner mehr weitermachen.“
Die Edertaler haben bis zur kommenden Saison jetzt genug Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Nur einer wird ab dem Sommer nicht mehr an der Seitenlinie sitzen: Andreas Schneider.