Erndtebrück. „Keine Angst vor dem Abstieg!“ und „Leben oder Tod!“ Christian Hartmann und Christian Behle sollen Westfalenligist Erndtebrück vor der Landesliga retten.
Schon der erste Satz des neuen Trainers des TuS Erndtebrück lässt aufhorchen: „Abstiegskampf ist reizvoll“, sagt Christian Hartmann. Er und sein Mitstreiter Christian Behle sollen den strauchelnden Fußball-Westfalenligisten aus dem Abstiegssumpf ziehen. Keine leichte Aufgabe, weiß der Wittgensteiner Hartmann.
Die Augen vor der Realität verschließen, das liegt ihm nicht. „Wenn du als Wittgensteiner die Zeitung liest und erfährst, dass der TuS von Spiel zu Spiel verliert, dann realisierst du, dass das langsam eng wird. Für uns wird es eine große Herausforderung. Ob wir als Trainerteam es schaffen, die Jungs über den Strich zu heben? Davon gehen wir aus!“
„Beim Abstiegskampf geht es im jedem Spiel um Leben und Tod.“
Glaube nicht, fürchte nur? Denn die Aufgabe wird keine einfache. Hartmann kennt den Abstiegskampf am eigenen Leib. Ob beim FC Ederbergland in der Hessenliga oder bei den Sportfreunden Birkelbach in der Bezirksliga. „Wir mussten davon ausgehen, dass es eine lange und eklige Saison wird und dass der Mehraufwand höher sein wird“, erzählt Hartmann über seine Zeit beim Hessenligisten.
Am Anfang habe das Team Lehrgeld bezahlt, doch am Ende den Sprung über den Strich gepackt. Die Devise in Birkelbach: Abstiegskampf pur. „Da habe ich noch selbst gespielt. Beim Abstiegskampf geht es im jedem Spiel um Leben und Tod.“
Jetzt folgt als nächste Adresse auf der Trainervisitenkarte des Duos Hartmann/Behle der TuS Erndtebrück. Und die Strategie lässt aufhorchen. „Wir haben uns Spiele angesehen. Da ist uns aufgefallen, dass eine sehr gute Defensivarbeit geleistet wurde. Du musst aber viel mehr in die Offensive investieren.“
Investieren - das Schlagwort der Fußball-Philosophie des Trainerduos. „Wenn ich einen Angriff starte und einer geht über den Flügel und bricht durch, dann steht nur einer oder zwei im Sechzehner. Da ist die Chance dann gering, dass daraus ein Tor entsteht. Dank der individuellen Klasse wird sich oft zurückgelehnt und gedacht, dass jemand anderes das Tor schon macht.“
„Dank der individuellen Klasse wird sich oft zurückgelehnt und gedacht, dass jemand anderes das Tor schon macht.“
Hartmann und Behle leben eine klare Art der Strategie: von hinten nach vorne denken. „Das beginnt beim Spielaufbau und Gegenpressing-Situationen. Natürlich auch mit Spielzügen und vorne mit der Kreierung von Chancen. Im Spiel ist es meistens trotzdem individuell, wie sie die Chancen herausspielen.“ Es müsse selbstverständlich sein, dass viele Spieler im Vollsprint die Box und die Räume besetzen. Dazu noch das nötige Selbstvertrauen und die Entschlossenheit, die Tore zu machen. So einfach kann Fußball klingen.
Die akribische Fitnessvorbereitung des Vorgängers Mounir Saida können die neuen Trainer nutzen. „Die Anzahl der Sprints nach vorne und gegen den Gegner, das muss noch intensiver werden. Es muss selbstverständlich sein, dass der ballferne Außenspieler im Sprint auch Alternativen anbietet“, macht Hartmann den Schlachtplan deutlich. Doch die Gefahr ist groß. Eine Investition in die Offensive bedeutet, dass die Defensive möglicherweise darunter leidet. Dem TuS bringt es am Ende nichts, wenn sie vier Tore schießen und fünf kassieren. Einfache Fußball-Logik.
„Wir müssen sehen, dass wir kein Wohlfühlklima schaffen, aber ein vertrautes.“
Wichtig ist für die beiden Trainer auch das Mannschaftsgefüge. „Wir müssen sehen, dass wir kein Wohlfühlklima schaffen, aber ein vertrautes. Damit wir dann auch Spieler einsetzen können, die gut trainiert haben. Die sollen eine Chance kriegen, ohne Angst haben zu müssen, dass die Welt untergeht, wenn das Spiel verloren geht. Wir haben einen breiten Kader, jeder wird sich neu beweisen und sich die nächsten fünf Monate zerreißen.“
Training und Spieltag teilen sich beide untereinander auf. Einer nimmt auf der Bank Platz und analysiert. Sucht nach Schwachpunkten, Magnetspielern und dekodiert die Formation. „Derjenige, der sich zurückhält, der informiert denjenigen, der coacht. Da wechseln wir uns alle 20 bis 25 Minuten ab. Die Trainingsarbeit teilen wir uns ebenfalls auf“, sagt Hartmann.
„Ich habe keine Angst vor dem Abstiegskampf. Wenn jeder das Maximale herausholt, dann kann man sich nachher in die Augen schauen. Wenn es nicht geklappt hat, dann ist es so.“
Sein Mitstreiter Christian Behle bringt es noch deutlicher auf den Punkt. „Ich habe keine Angst vor dem Abstiegskampf. Wenn jeder das Maximale herausholt, dann kann man sich nachher in die Augen schauen. Wenn es nicht geklappt hat, dann ist es so. Wir gehen alle bis an unser Limit“, betont Behle. In der Mannschaft stecke Potenzial und die Weiterentwicklung der regionalen Spieler stehe klar im Vordergrund. Transferwünsche seien da fehl am Platz. „Wir gehen nicht hin und wollen fünf gestandene Westfalenligaspieler haben“, betont Behle.
„Wir können auch mit Problemfällen gut umgehen. Keiner will im Fußball absichtlich verlieren und macht absichtlich Fehler. “
Wenn es innerhalb der Mannschaft knirsche, seien beide Trainer mit ihrer Erfahrung und ihrer Menschenkenntnis zur Stelle. „Wir können auch mit Problemfällen gut umgehen. Keiner will im Fußball absichtlich verlieren und macht absichtlich Fehler. Wir werden nicht mit Hammer und Brechstange draufhauen, um die Jungs auf den richtigen Weg zu bringen. Wir versuchen das in einer ruhigen und kommunikativen Art“, sagt Behle. So oder so: Beide Trainer sind bereit für den Abstiegskampf. Und sie wissen, dass es diesmal um alles gehen wird. Ein Absturz in die Landesliga wäre fatal - für Spieler, Verantwortliche und den ganzen TuS Erndtebrück.