Erndtebrück. Der TuS Erndtebrück setzt künftig auf neue Attribute und einen neuen Trainer. Doch bei aller Zuversicht ist beim Westfalenligisten Vorsicht geboten.
Die wenigen Zuschauer am „Pulverwald“ rieben sich verwundert die Augen. Der Fußball-Westfalenligist TuS Erndtebrück hatte gerade sein zweites Testspiel in der Vorbereitung auf seine zweite Saison nach dem Abstieg aus der Oberliga Westfalen mit 0:2 gegen den Landesligisten SV 04 Attendorn verloren. Die Beobachter konnten kaum glauben, was die da sahen. Schließlich hatten sich die Wittgensteiner vier Tage zuvor noch mit einem 5:0-Sieg gegen den hessischen Gruppenligisten VfL Biedenkopf aus der spielerischen Sommerpause zurückgemeldet.
„Alarmstufe TuS“ an der Eder einen Monat vor dem ersten Saisonspiel am 11. August beim RSV Meinerzhagen? Keineswegs, wie Julian Kaiser betonte. „Klar, das war zu wenig, wir hätten uns gegen Attendorn sicherlich ganz anders präsentieren müssen“, erklärte der Co-Trainer in Vertretung des neuen Übungsleiters Mounir Saida (Urlaub), „aber wenn die Spieler nicht müde gewesen wären, hätten wir in den Trainingswochen davor etwas falsch gemacht.“ Vor dem Auftritt gegen Attendorn hatten die Erndtebrücker schon drei Wochen Lauftraining im Home-Office und zwei intensive Trainingswochen in den Beinen.
Nach den Wochen der Grundlagen-Arbeit an der Fitness ging es für die TuS-Spieler inzwischen erneut ins Home-Office. „Das ist so geplant“, sagte Kaiser, „wir wollen die bisherige Vorbereitung sacken lassen.“ Ab Mittwoch geht es mit drei Testspielen binnen fünf Tagen weiter, nämlich beim SV Schmallenberg/Fredeburg (Mittwoch) sowie beim Germanen-Cup zunächst am Freitag gegen Gastgeber Germania Salchendorf (Landesliga) und dann am Sonntag gegen die SF Siegen (Oberliga) oder den TSV Weißtal (Bezirksliga).
„Die Spieler ziehen super mit, alle haben erkannt, dass Fitness notwendig ist.“
Fürs Erste zeigt sich Kaiser zufrieden mit dem Stand der Dinge. „Die Spieler ziehen super mit, alle haben erkannt, dass Fitness notwendig ist.“ Schließlich ist die körperliche Verfassung der Personals inzwischen zumindest eine offizielle Erklärung im Club, warum die Mannschaft in der vergangenen Saison von der Tabellenspitze nach der Winterpause abgestürzt ist, die mit Abstand schlechteste Rückrunden-Bilanz aller Westfalenliga-Teams hinlegte und so am Ende beinahe in die Niederungen der Landesliga durchgereicht worden wäre.
Ein solches Saison-Finale wie beim 0:4 am letzten Spieltag gegen den Tabellenzweiten Holzwickeder SC will Holger Lerch nicht noch einmal erleben. Der letztlich punktgleiche SC Neheim holte im Fernduell beim Lüner SV (7.) Tor um Tor auf, hatte aber mit seinem 4:0 dann zum Glück für die Wittgensteiner doch zwei Treffer zu wenig auf dem Konto angesammelt. „Über die vergangene Saison haben wir gesprochen“, sagte der Sportliche Leiter des TuS und betonte: „Das war ein großes Lehrstück für uns.“
Jetzt soll mit Mounir Saida alles anders, alles besser werden. Der neue Übungsleiter bringe „Disziplin, Ordnung, Struktur, Fachwissen“ mit nach Erndtebrück, erklärte Lerch. Dass Saida der Ruf vorauseilt, er lege viel Wert auf gute Fitness seiner Spieler, sagte Lerch, „ist der richtige Weg“. Kapitän Admir Terzic, einst als Profi mit Borussia Dortmund II in der 3. Liga und inzwischen, mit einer einjährigen Unterbrechung, seit Januar 2018 in Erndtebrück, habe ihm schon zurückgemeldet, dass er die Arbeit mit dem neuen Coach „gut findet“.
„Wir sind in der Tiefe des Kaders sicherlich sogar besser geworden.“
Zehn Spieler haben den TuS nach dem Beinahe-Abstieg verlassen, darunter die Stammkräfte Jonas Brammen (Torwart), Robin Klaas und Shion Ueno. Sechs neue Akteure kamen an die Eder. Wie etwa Justin Huber (25) vom Oberligisten SF Siegen. Lerch sieht ihn in der Kategorie „absoluter Führungsspieler“, der „viel Potenzial“ mitbringe. Die Brammen-Lücke im Tor füllt Oliver Schnitzler. Der 28-jährige Sauerländer, einst in der 2. und 3. Liga zwischen den Pfosten und später auch in Siegen, schloss sich unter großem Getöse dann doch nicht den VSV Wenden an. In Erndtebrück übernimmt er zudem den Job des Torwart-Trainers. „Wir sind in der Tiefe des Kaders sicherlich sogar besser geworden“, gab sich Lerch zuversichtlich, „wir haben eine gute Mischung“.
Neuzugang Huber („Bin glücklich, dass er bei uns ist“) sei in den Gesprächen rund um dessen Verpflichtung „angetan von unserem Konzept“ gewesen, betonte Lerch. Das sieht vor, dass „wir auf einen Platz im oberen Tabellendrittel hoffen“. Er selbst würde „nie sagen, dass wir aufsteigen wollen“. Ähnliches war auch vor Jahresfrist am „Pulverwald“ zu hören. Mit bekanntem Ausgang: erst an die Tabellenspitze, dann beinahe in die Landesliga. „Wir schauen nach vorne“, freut sich Lerch auf die neue Saison, „wir glauben an die Jungs.“