Erndtebrück. Der 22-jährige Stürmer des TuS Erndtebrück ist als Bankberater tätig und schnürt nebenbei die Fußballschuhe. Warum er an den Klassenerhalt glaubt.
Mounir Saida hat den richtigen Riecher bewiesen und aus der Not eine regelrechte Tugend gemacht. Der Übungsleiter des Fußball-Westfalenligisten TuS Erndtebrück musste nach dem Ausfall seines Torjägers Elmin Heric umdisponieren und stellte kurzerhand den 22-jährigen Noel Ben Arfaoui in den Sturm. Auf die Personalie angesprochen, sagte der Coach noch vor dem Match gegen den FC Iserlohn zuversichtlich: „Wartet ab, der Noel wird das schon machen. Ich glaube an ihn.“
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Und genau in dieser Begegnung macht Ben Arfaoui alles richtig. Der Heric-Ersatz wird zum Matchwinner, erzielt das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg für die Erndtebrücker. Vor der Partie selbst, das erzählt er im Nachgang, lastete Druck auf ihm. „Als das Tor gefallen ist, ist uns allen eine riesige Last von den Schultern gefallen. Vor allem mir selbst. Das war mein erstes Saisontor und direkt ein so wichtiges in einer solchen Phase“, erinnert sich der 22-Jährige an den Treffer.
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Wenn das Team aus dem Spiel gegen Iserlohn mit einem oder gar null Punkten rausgegangen wäre, sagt Ben Arfaoui, dann wäre das extrem schlecht gewesen. „Im Endeffekt war der Treffer ein sehr schönes Gefühl, aber mir ging es um die drei Punkte. Dass ich das Siegtor schieße, das ist die Kirsche auf der Torte.“
Neben seinem fußballerischen Alltag arbeitet Ben Arfaoui bei der Sparkasse in Siegen. Seit fünf Jahren ist er dort tätig und hat seine Ausbildung als Bankkaufmann absolviert. „Ich habe dort angefangen, als ich beim TSV Steinbach Haiger noch in der Oberliga gespielt habe. Momentan harmonieren Arbeit und Fußball wirklich gut. Ich bin in der Beratung tätig, also bei allem, was die finanziellen Verhältnisse der Kunden angeht“, schildert er. Sein Tag beginnt morgens um halb acht. Dann fährt Ben Arfaoui nach Geisweid in die Filiale und geht seinem Job nach.
Nach seinem Arbeitstag geht es direkt auf den Fußballplatz zum Training. „Ich habe keine Zeit, vorher nochmal heimzufahren“, erklärt der Stürmer. Wenn er nach dem Training gegen 20.30 Uhr nach Hause kommt, isst der 22-Jährige noch etwas und geht dann - ins Bett. „Weil ich vom Tag so geschafft bin“, sagt er dazu lachend. Die freien Tage nutzt er für Freunde und die Familie, die ihm sehr am Herzen liegt. Mit der Kombination aus Bank und Fußball ist er zufrieden. „Da habe ich eine gesunde Mischung gefunden.“ Nur der Tabellenplatz seiner Fußballmannschaft stört den Stürmer massiv.
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Wer allerdings denkt, dass der Druck und der Frust beim TuS Erndtebrück angesichts der Tabellensituation ins Unermessliche gehen, der irrt sich gewaltig. „Die Stimmung in der Mannschaft ist überragend, auch nach jedem Spieltag. Wir pushen uns gegenseitig und wissen im Inneren, dass wir normalerweise nicht da stehen sollten, wo wir stehen“, betont der 22-Jährige.
Die Tabelle lüge nicht und jeder müsse zwar selbst die eigene Leistung hinterfragen, doch der Motivation tue das keinen Abbruch. „Wir gehen mit neuer Kraft in jeden Spieltag und wollen die Niederlagen vergessen. Wir wissen, was wir können und haben eine brutale Qualität in der Mannschaft und gute Individualkräfte. Das kann Spiele entscheiden“, gibt der Stürmer zu Bedenken.
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Für die Rückrunde selbst macht sich Ben Arfaoui weniger Gedanken. „Es bringt uns nichts, wenn wir ein Spiel gewinnen und dann zwei Spiele wieder hintereinander verlieren. Das ist nicht unser Anspruch als TuS Erndtebrück. Wir werden alles dafür tun, damit wir am Ende nicht unter dem Strich stehen. Wir müssen unsere Qualität nur auf den Platz bringen.“
„Im Endeffekt war der Treffer ein sehr schönes Gefühl, aber mir ging es um die drei Punkte. Dass ich das Siegtor schieße, das ist die Kirsche auf der Torte.“
Möglicherweise gelingt das ja aufgrund der neuen Formation, dem „System Saida“. Zahlreiche Formationen hat der Fußball-Westfalenligist bisher getestet, doch in der 4-3-3-Aufstellung scheinen sich die Spieler am wohlsten zu fühlen. Das bestätigt auch Ben Arfaoui. „Ich persönlich finde, dass die 4-3-3-Formation unsere Defensive stabilisiert. Wenn man sich unsere Gegentore ansieht, dann weiß man, warum wir das Ganze machen. So können wir große Klatschen vermeiden. Als Stürmer ist das natürlich laufintensiver als ein ganz normales Mittelfeldpressing“, sagt der 22-Jährige.
Doch jeder laufe im Team für den anderen mit. Da ist es Ben Arfaoui auch egal, wenn er 90 Minuten durchrennen müsse, sagt er. Denn jeder Punkt zählt - im Kampf gegen den Abstieg.