Solingen/Netphen. Gebürtige Netphenerin ist beim Zweitligisten Bergischer HC eine feste Größe. Die Handball-Gene hat sie von den Eltern geerbt.
„Mit dieser Zwischenbilanz haben wir alle nicht gerechnet. Aber es sind erst fünf Spiele vorbei, also erst ein kurzer Saisonabschnitt. Aber klar, wir freuen uns darüber und genießen es.“ Annalena Welsch fühlt sich im Moment wohl, sogar pudelwohl beim Handball-Zweitligisten Bergischer HC. Die Netphenerin spielt in der dritten Saison für die Mannschaft aus Solingen-Höhscheid, ist dort eine der Leistungsträgerinnen. Fünf Spiele haben die BHC-Frauen gewonnen, führten die Tabelle der 2. Bundesliga an - und das als Aufsteiger, der vor zwei Jahren, als die Siegerländerin dorthin wechselte, sogar noch in der vierten Klasse spielte. Am vergangenen Wochenende nun setzte es die erste Niederlage: Nach dem 22:27 (7:9) bei der TG Nürtingen rutschte das Team gleich auf Platz zurück. Welsch blieb ohne Treffer.
Zwei Aufstiege in Folge hat Annalena Welsch also beim BHC miterleben und mitgestalten dürfen und schwebt mit ihrer Mannschaft jetzt auch in der 2. Liga als Neuling auf Wolke sieben. „Der Sprung in die 1. Liga ist für uns und den Verein das übergeordnete Ziel, aber wir wollen es Schritt für Schritt angehen. Wir haben keinen Druck“, sagt die 28-Jährige, „wir peilen in dieser Saison erst mal den Klassenerhalt an.“
An der Seite einer zweiten Handballerin aus dem Siegerland
Auf der mittleren Rückraumposition kommt Welsch eine Führungsrolle zu. Ihre Aufgabe ist es, den Ball schnell und geschickt auf ihren Mitspielerinnen zu verteilen, Regie zu führen, aber auch selbst torgefährlich zu sein. Dieses „Multitasking“ gelingt ihr bislang vorzüglich, ist sie aus der Start-Sieben des Bergischen HC nicht mehr wegzudenken. Zu ihren Ballempfängerinnen auf der linken Angriffsseite zählt übrigens eine weitere Siegerländerin, denn auch die bei der TSG Adler Dielfen in Sachen Handball groß gewordene Prudence Kinlend (32) spielt seit dieser Saison beim ambitionierten BHC, wechselte nach insgesamt sieben Jahren vom Zweitligisten TuS Lintfort ins Bergische Land, um hier Neues zu erfahren, was zu bewegen und in die 1. Liga aufzusteigen. Im aktuellen Top-Spielerinnen-Ranking steht Kinlend mit 39 Toren zurzeit auf Platz drei.
„Der Sprung in die 1. Liga ist für uns und den Verein das übergeordnete Ziel, aber wir wollen es Schritt für Schritt angehen. “
Dass sich Annalena Welsch dem Handball verschrieben hat, war irgendwie logisch. „Wir sind eine Handballer-Familie“, schmunzelt sie, „mein Opa war ein erfolgreicher Feldhandballer, mein Vater und meine Mutter haben lange Jahre aktiv Hallenhandball gespielt.“ Vater Gerd war Torhüter beim (damaligen) RSV Eiserfeld, Mutter Christiane blieb immer dem TVE Netphen treu, agierte meist im Rückraum, aber auch am Kreis. Sie trug damals die Rückennummer zwei, die Tochter Annalena „erbte“, als sie zu den TVE-Seniorinnen aufgerückt war und ihre Mutter die Karriere beendet hatte.
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Mit den Johannländerinnen feierte Annalena Welsch viele schöne Siege und blieben Erlebnisse mit einer in sich gewachsenen, harmonischen Mannschaft, „zu der ich bis heute Kontakt habe.“ Bis in die 3. Liga ging es für den TVE Netphen, doch schnell wurde klar: Das ist eine Liga zu hoch! Es blieb bei einem Jahr in der Drittklassigkeit, spielt Netphen seitdem auf der vierthöchsten Stufe, die sich jetzt Regionalliga nennt. Welsch hatte inzwischen an der Deutschen Sporthochschule in Köln ein Studium (Sport- und Medizintechnologie) begonnen, brach deshalb wenig später ihre Zelte in Netphen ab.
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Am neuen Lebensmittelpunkt spielte der Handball aber weiter eine zentrale Rolle, kam sie beim Drittligisten TuS Königsdorf (Frechen) unter. „Nachdem wir aber aus der 3. Liga abgestiegen waren, habe ich einen neuen Verein gesucht“, so Annalena Welsch. 2022 folgte dann der Wechsel zum damaligen Regionalligisten Bergischer HC, begann der „Durchmarsch“ in die 2. Liga. Dabei wurde die BHC-Frauenmannschaft erst vor acht Jahren ins Rennen geschickt, feierte sie sieben Meistertitel in Folge.
In ihrem Studium steht Annalena Welsch inzwischen vor dem Master-Abschluss, dürften sich danach für sie einige berufliche Perspektiven auftun. Ob dann noch genügend Zeit bleibt, beim BHC viermal in der Woche in der Halle und zweimal im Kraftraum zu trainieren, wird sich zeigen. Für die Siegerländerin würde mit dem Aufstieg in die 1. Liga zweifellos ein Traum in Erfüllung gehen, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.