Siegen. Dr. Daniel Bald vom Klinikum Siegen behandelt Sportverletzungen effizienter als je zuvor. Warum eine Kreuzband-OP nur noch eine Halbzeit dauert.

Ein Spielmoment reicht bereits aus. Ein harter Zweikampf, ein knappes Kopfballduell oder ein überzogener Sprint: Sportverletzungen können jederzeit passieren. Dr. Daniel Bald vom Klinikum Siegen kennt das Problem. Er ist Sportmediziner und hat tagtäglich mit solchen Verletzungen zutun. Doch die Medizin ist in den vergangenen Jahren immer moderner und innovativer geworden, sodass selbst größere Verletzungen heute schneller behandelt werden können als früher.

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„Wir behandeln hier im Klinikum eher den höheren Schweregrad an Verletzung. Da unterscheiden wir zwischen zwei Kategorien. Einmal die, die mit dem Rettungswagen direkt vom Sportplatz hier vorgestellt werden. Die kommen dann mit Krankenwagen und Blaulicht angefahren. Die deutlich größere Gruppe sind diejenigen, die mit einer Überweisung vom Haus- oder Facharzt hier vorstellig werden“, erzählt Bald. Häufig sind es dann keine „frischen“ Verletzungen, die Bald behandelt, sondern Folge- und Überlastungsschäden. Primär, das stellt der Mediziner klar, kommen die komplexeren Verletzungsbilder ins Klinikum nach Siegen. Welche Verletzungen dann vorherrschen, das sei unterschiedlich und oftmals auch sportart-spezifisch. „Ein Handballer hat oft andere Verletzungen als ein Fußballer“, so der Arzt.

„Heute können wir besser versorgen. Wir können heute den ursprünglichen Zustand wieder erreichen, als wäre nie eine Verletzung des Kreuzbandes entstanden.“

Dr. Daniel Bald
Sportmediziner am Klinikum Siegen

Eine große Rolle spielt in Balds Alltag das Kreuzband seines Patienten. Hier appelliert er gezielt an seine Patienten: „Ich muss gerade bei den vorderen Kreuzbandverletzungen ganz klar sagen, dass eine Operation sehr sinnvoll ist. Man muss das Kreuzband wieder stabilisieren, damit man keine chronischen Instabilitäten entwickelt. Dadurch lassen sich Folgeschäden vermeiden“, sagt Bald und verweist auf diejenigen, die sich vor 20 oder 25 Jahren einen Kreuzbandriss zugezogen hatten. „Man sieht die Schäden bei denjenigen recht deutlich. Da war die Medizin noch nicht so weit, was gewisse Operationsverfahren angeht. Die Patienten sind häufig nicht oder nur zum Zeitpunkt der Verletzung ausreichend versorgt worden. Heute leiden sie unter Folgeschäden mit schwerwiegenden Gelenkverschleißen oder auch mit starker Arthrose.“ Dass das heute vermeidbar sei, ist auch ein Zugewinn für die Sportmedizin, argumentiert der Experte. „Heute können wir besser versorgen. Wir können heute den ursprünglichen Zustand wieder erreichen, als wäre nie eine Verletzung des Kreuzbandes entstanden.“

Dr. Daniel Bald ist Sportmediziner am Klinikum Siegen.
Dr. Daniel Bald ist Sportmediziner am Klinikum Siegen. © Klinikum Siegen | Klinikum Siegen

Der Verlauf der Medizingeschichte spielt hierbei eine große Rolle. „Es sind die komplexen Behandlungen, die wir heute besser behandeln können. Etwa eben jene Kreuzbandverletzungen, da hat sich wahnsinnig viel getan. Es lassen sich heute die natürlichen Strukturen wieder anlegen, sodass das natürliche Gelenk wieder zurückkommt. Es ist so, dass ich ein Kreuzband im Operationssaal in 25 Minuten behandeln kann. Das ist die gesamte Operationsdauer bei einem vorderen Kreuzband. Früher waren das noch zwei bis drei Stunden, heute geht das minimalinvasiv, also mit möglichst geringen Eingriffen“, schildert Bald. Neben dem technischen Fortschritt sei auch ein eingespieltes Team wichtig. Das beinhalte auch den Patienten, wie der Arzt klarmacht. „Die richtige Klinik ist das eine, die Mitarbeit des Patienten das andere. Derjenige muss mitmachen und das auch wollen. Wir können immer unseren Part übernehmen, aber zu einem sehr guten Ergebnis gehört auch der Patient.“

„Die richtige Klinik ist das eine, die Mitarbeit des Patienten das andere. Derjenige muss mitmachen und das auch wollen. Wir können immer unseren Part übernehmen, aber zu einem sehr guten Ergebnis gehört auch der Patient.“

Dr. Daniel Bald
Sportmediziner vom Klinikum Siegen

Und der muss sich heute in vielen Bereichen nicht mehr Sorgen darüber machen, dass er für eine Folgeoperation nochmal zwangsläufig unters Messer muss. „Da, wo früher Titanschrauben und Platten nötig waren, nimmt man heute Biomaterial, welches sich selbst auflöst. Die Materialeigenschaften haben sich deutlich verändert und dahingehend verbessert, dass heute minimalinvasive Eingriffe völlig ausreichend sind.“ Und gerade was die Behandlung von jungen Sportlern angeht, erkennt Bald positive Vorzeichen beim derzeitigen Forschungsstand. „Wir können junge Sportler heute so versorgen, dass es nicht zu Folge- und Langzeitschäden kommt, etwa beim Thema Knorpeltherapie, die vor 20 oder 25 Jahren noch nicht derart ausgereift war. Also ein Vorteil für den Akteur im Gegensatz zu früher.“