Hagen. Dank einer beeindruckenden Abwehr- und Torhüterleistung stoppt der TuS Ferndorf seinen Negativlauf und trotzt allen personellen Widrigkeiten.
„Derbysieg, Derbysieg!“ hallte es durch die Ischelandhalle. Die rund 150 Anhänger des TuS Ferndorf unter den 1256 Zuschauern hatte die (nicht ausverkaufte) Arena nach der Schlusssirene vollständig in Beschlag genommen, feierten ihre Mannschaft für den verdienten 29:24 (13:12)-Sieg im Südwestfalenderby beim VfL Eintracht Hagen minutenlang frenetisch. Dieser Derby-Erfolg schmeckte den Gästen besonders süß, stoppten sie damit doch ihren Negativtrend und vergrößerten wieder den Abstand zum Gegner, der zuletzt so stark aufgetrumpft hatte und deshalb als Favorit ins Spiel gegangen war.
Fotostrecke: VfL Eintracht Hagen gegen den TuS Ferndorf
„Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment machen. Was sie über 60 Minuten in der Abwehr gestemmt hat, war nah am Maximum“, sagte Ceven Klatt. Dieses Lob weitete der TuS-Trainer auf Torhüter Jonas Wilde aus: „Er hat überragend gehalten.“ Nach knapp 25 Minuten für Can Adanir eingewechselt, führte sich der „lange Blonde“ mit einer Doppelparade - Siebenmeter und Nachwurf - prächtig ein. „Dadurch bin ich sehr gut ins Spiel gekommen“, meinte Wilde. Es war überragend, was der TuS-Torsteher in der zweiten Halbzeit ablieferte, schien er sein Tor zeitweise vernagelt zu haben und zog damit fast allen Hagener Rückraumschützen den Zahn. Wilde brachte es in seiner 35-minütigen Arbeitszeit auf elf Paraden, wehrte unterm Strich 44 Prozent aller Hagener Würfe ab - eine sensationelle Quote.
Vor 1256 Zuschauern startete die Partie ausgeglichen. Hagen gab im ersten Durchgang zeitweise den Ton an, doch bis zur Halbzeit hatten sich immer ins Spiel kämpfende Ferndorfer einen knappen 13:12-Vorsprung herausgearbeitet. In die zweite Halbzeit starteten die in Sondertrikots mit den Unterschriften aller Jugendspieler agierenden Gäste perfekt, setzten sich von 14:14 auf 17:14 (38.) ab. Es war die (vorentscheidende) Phase, in der die TuS-Abwehr kaum was durchließ und sich Wilde in einen Rausch steigerte. Fast zehn Minuten gelang dem Team von Pavel Prokocep kein Treffer.
„Was die Abwehr über 60 Minuten in der Abwehr gestemmt hat, war nah am Maximum.“
Dieser Verlauf musste deshalb überraschen, weil Ferndorf binnen 90 Sekunden zwei Dämpfer hatte hinnehmen müssen: Kapitän Mattis Michel kassierte die dritte Zeitstrafe (45.), dann folgte ihm mit direkt „Rot“ Valentino Duvancic, der Norouzinezhad bei dessen Durchbruch in den Wurfarm gegriffen hatte (46.). Für den Rest des Derbys musste der aggressiv verteidigende TuS Ferndorf also auf seine beiden übrig gebliebenen Kreisläufer verzichten und war auch der Abwehr-Mittelblock gesprengt.
Diese Widrigkeiten schienen die Mannschaft aber eher zu beflügeln, schweißten sie sie noch enger zusammen, denn sie hielt nicht nur den Vorsprung, sondern baute ihn, als die Eintracht-Offensive bis auf Norouzinezhad total in der Versenkung verschwunden war, weiter aus. Hagen stand inzwischen völlig neben sich, wie auch ein Siebenmeter von Luca Richter weit neben das Tor unterstrich. Vorentscheidenden Charakter hatten neben den „Buden“ des diesmal überragend, nämlich zu 100 Prozent treffenden Julius Fanger die Tore von Marko Vignjevic und Marvin Mundus zum 25:19 (53.) und das 26:20 von Gabriel Viana, der den Abpraller verwandelte. Der Rest war Formsache.
Eintracht Hagen - TuS Ferndorf 24:29 (12:13)
VfL Eintracht Hagen: Paske (3 Paraden), Bochmann (3)- Öhler, Norouzi (2), Pröhl (4), Alves, Pieczkowski (1), Voss-Fels (6), Israel (2), Gaubatz, Granlund (1), Pfalzer (1), Jukic (1), Richter (1), Busch (4), von Boenigk (1).
TuS Ferndorf: Adanir (2), Wilde (11) - Eres (3), Viana (3), Fanger (7), Stock (1), Michel (2), Hideg (5), Mundus (4), Kevic, Hecker, Vignjevic (3), Schikora, Duvancic.
Zuschauer: 1256.
Zeitstrafen: Hagen 3, TuS 6.
Rote Karten: Michel (45./dritte Zeitstrafe), Duvancic (46./direkt Rot).
„Jonas hat einen Sahnetag erwischt. Das macht es dann auch für uns einfacher“, meinte Hendrik Stock. Wilde selbst lobte dagegen seine Vorderleute: „Die Abwehr hat super funktioniert. Wir sind insgesamt sehr selbstbewusst aufgetreten und haben es als Team geschafft, Rückschläge zu kompensieren.“ Neben Philip Würz und Fynn Hideg mussten die Siegerländer auch auf Linksaußen Hampus Dahlgren wegen einer Oberschenkelverletzung verzichten. Der noch leicht angeschlagene Paul Schikora und Fabian Hecker kamen trotz des personellen Aderlasses nicht zum Einsatz. „Ich habe Hecker deshalb nicht gebracht, um den Flow von Marvin Mundus nicht zu stoppen“, begründete Ceven Klatt.
„Ein Derby-Sieg ist immer besonders, aber dieser Erfolg tut unseren Köpfen sehr, sehr gut“, so ein sichtlich gelöster TuS-Trainer. Die Weihnachtsspiele gegen Coburg (21. Dezember) und in Minden (26. Dezember) können kommen.