Erndtebrück. Vorne sorgt er für Torgefahr, hinten motiviert er seine Truppe: Warum Elmin Heric die Stütze des Fußball-Westfalenligisten TuS Erndtebrück ist.

Das Klingeln des Smartphones ertönt wie vereinbart um Punkt 15 Uhr. Keine Minute zu früh, keine Minute zu spät. Am Telefon ist einer, der derzeit eine schwierige Phase mit seinem Team durchmacht und sich den Fragen der Redaktion stellen möchte. „Elmin Heric hier, hallo Felix“, begrüßt der Stürmer des Fußball-Westfalenligisten den Autor am Telefon.

Das sagt die Erndtebrücker Führung vor dem Spiel gegen Herne

Am 10. Spieltag gastiert der im Vorjahr bis in die Landesliga abgestürzte Wiederaufsteiger Westfalia Herne am „Pulverwald“.

Der Traditionsverein von Hans Tilkowski, dem deutschen WM-Torwart von 1966, ist nach neun Spielen Klassements-Vierter. „Und da stehen die nicht ohne Grund“, betont Saida. Er sieht in der Elf des stets hyper-erregten Trainers Christian Knappmann „die beste Offensive der Liga“. An dieser Einschätzung der Herner Qualität hat sich für den TuS-Coach nichts geändert, seit einer der Westfalia-Stammkräfte, Migel-Max Schmeling, einen Kreuzband- und Meniskusriss, erlitten hat.

Für den nächsten Kraft-Akt in dem auch von Saida inzwischen ausgerufenen Abstiegskampf kann Erndtebrück auf die Mannschaft der Vorwoche bauen. Zudem kehren die zuletzt erkrankten Benedikt Brusch und Elvin Tricic ins Team zurück. Saida vertraut auf das abwartende  Konzept aus Sprockhövel: kompakt stehen, Räume eng machen, Ball dem Gegner überlassen. cl

Trotz aller Misere und trotz der zahlreichen Rückschläge scheint der Offensivmann des TuS Erndtebrücks seine Euphorie nicht verloren zu haben. Und das hat, wie Heric erzählt, mehrere Gründe.

Erndtebrücks Taktgeber: Der Treffer von Elmin Heric im Spiel gegen die TSG Sprockhövel sorgt dafür, dass der TuS Zählbares mit nach Wittgenstein nimmt.
Erndtebrücks Taktgeber: Der Treffer von Elmin Heric im Spiel gegen die TSG Sprockhövel sorgt dafür, dass der TuS Zählbares mit nach Wittgenstein nimmt. © FW Media | Fabian Werner

Trotz Punkt beim Tabellenprimus: TuS Erndtebrück muss in der Fußball-Westfalenliga liefern

Eine richtig gute Trainingswoche und eine motivierte Mannschaft: Das ist laut Heric der Schlüssel zum Erfolg. Das bestätigt auch das Spiel gegen Sprockhövel (1:1): „Wir waren uns sicher, dass wir ein gutes Spiel machen werden. Ich finde es gut, dass wir uns für die Leistung, die wir gebracht haben, belohnt haben. Vom Charakter und Willen her war das top. Ich persönlich bin stolz auf die Mannschaft und das soll für die kommenden Spiele auch der Maßstab bleiben.“

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Doch bei aller Euphorie macht Heric keinen Hehl daraus, dass auch etwas Frustration beim Tabellen-Letzten der Fußball-Westfalenliga mitschwingt, gerade bei ihm persönlich. „Es ist sehr frustrierend, Tore zu schießen und trotzdem Niederlagen zu kassieren. Man hat über die Zeit gesehen, dass nicht nur das Toreschießen wichtig ist, sondern auch, hinten keine zu kassieren. Aber ja, am Ende des Tages ist es sehr frustrierend.“

„Er hat seine Grundtugenden, die er abverlangt und die wir an den Tag legen müssen.“

Elmin Heric
über seinen Trainer Mounir Saida

Die Resultate haben auch Einfluss auf die Stimmung der Mannschaft. „Wir sind alle etwas angefressen, dass es nicht so geklappt hat wie erhofft. Wir hatten viele gute Spiele dabei und hatten ein, zwei Fehler, die der Gegner knallhart bestraft hat. Trotz der Situation ist die Stimmung in der Kabine aber gut und wir halten beim Training die Laune hoch.“

TuS Erndtebrück: Die Wolzenburgs und Elmin Heric verstehen sich auf dem Fußballplatz blind

Einer, der für die gute Stimmung mitverantwortlich ist, ist Trainer Mounir Saida. Heric charakterisiert ihn als einen Menschen, der „sich immer vor die Mannschaft stellt“. Wenn jemand Probleme habe, könne er jederzeit Saida anrufen. „Er hat seine Pläne mit uns und er weiß, dass das derzeit nicht so klappt wie erhofft. Wir haben eine junge Mannschaft, die Zeit braucht. Das wusste er vorher und macht uns keinerlei Druck“, betont Heric und ergänzt: „Er hat seine Grundtugenden, die er abverlangt und die wir an den Tag legen müssen.“

Die junge Truppe in Erndtebrück, die meisten sind Jahrgang 2001, ist eine eingeschworene Einheit. Etwa Heric und die Wolzenburg-Brüder Are und William. „Wir haben damals mit drei zusammen angefangen. Bei den beiden brauche ich keine Blicke und Absprachen, um zu wissen, was sie machen. Genauso ist das umgekehrt. Das ist eine Chemie, die seit Jahren herangewachsen ist. Wir verstehen uns blind“, betont Heric, der abseits des Fußballs eine Ausbildung zum Industriekaufmann macht.

Erndtebrücks junge Truppe will in der Fußball-Westfalenliga liefern

Erfahrung sei nie schlecht, sagt der 23-Jährige, aber die junge Truppe habe seine Vorteile. „Ich finde es klasse, dass wir eine so junge Truppe sind. Ich kenne die Jungs viele Jahre lang, auch schon in der Jugendzeit. Wir müssen nur noch die PS auf die Straße bringen und dann haben wir viel Spaß zusammen.“

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Viel Spaß will Heric auch gegen Herne erleben. Das Niveau ordnet er auf der Ebene von Sprockhövel ein. „Wenn wir noch einmal so eine Leistung wie vergangene Woche abliefern, dann sind wir uns sicher, dass was Zählbares mitzunehmen ist. Wir werden den Schwung von Sprockhövel mitnehmen. Wenn es einmal klappt, dann kommen wir in einen positiven Flow rein.“