Siegen. Mehr als 2700 Zuschauer sind begeistert vom Start der Sportfreunde Siegen in die neue Saison in der Fußball-Oberliga. So lief der Auftakt gegen Lippstadt.

Welch ein Auftakt in die neue Oberliga-Saison! 2708 Zuschauer sorgten für eine Kulisse, die es in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr in einem Punktspiel in Siegen gab. Schon eine Stunde vor dem Anstoß stauten sich die Besucher an den Kassen. Beim Anpfiff waren noch jede Menge draußen. Dazu ein Gegner aus Lippstadt, der gleich mal aufzeigte, was die Sportfreunde Siegen so erwartet an Qualität in dieser Spielzeit.

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Nach Rückstand aber drehten die Siegener, die in der zweiten Halbzeit gefestigter waren, die Partie. Der 2:1-Sieg ist unter dem Strich verdient. Dem stimmt Trainer Thorsten Nehrbauer zu: „Lippstadt war natürlich die erwartet starke Mannschaft, die aber eigentlich nur eine Torchance hatte. Wir sind dann noch vor der Pause super zurückgekommen.“

Sportfreunde mühen sich um spielerische Linie

Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für den Start der Sportfreunde in die neue Oberliga-Saison. Fast 40 Minuten mühte sich das Team von Thorsten Nehrbauer um Linie im Spiel, Kombintionen und gefährliche Situationen. Das alles gab es zunächst nicht. Fehlpässe, Ballverluste, kein Mittel gegen die gut ausgerichtete Fünfer-Abwehrkette der Lippstädter. Folgerichtig fällt das erste Tor des stimmungsvollen Abends auf der anderen Seite. Innenverteidiger und Ex-Steinbacher Maurice Buckesfeld verwertet die Hereingabe aus dem Halbfeld von Nico Böll - nach 20 Minuten steht es 0:1 im Leimbachstadion. Die Gäste liefern das ballsicherere Spiel, leisten sich kaum Ballverluste und gehen verdient in Führung. Vor allem Markus Pazurek ist auf Siegener Seite auf der Suche nach Bindung. Viele Bälle gehen gerade ihm verloren.

Jubes Ticha versucht sich im Lippstädter Strafraum. Noch ohne Fortune.
Jubes Ticha versucht sich im Lippstädter Strafraum. Noch ohne Fortune. © Rene Traut | Rene Traut

Bezeichnend, dass es 39 Miunten bis zur ersten torgefährlichen Situation der Siegener dauert. Mats Scheld ist auf der linken Seite für die Vorbereitung zuständig, in der Mitte ist der bis dahin wirkungslose Cagatay Kader der Abnehmer, der aber an Benjamin Aust im Lippstädter Tor scheitert. Den Nachschuss setzt Derrick Kyere neben das Tor. Eine Szene aber als Initialzündung.

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Denn fortan sind es die Sportfreunde, die sich aufraffen, die Offensive ankurbeln und noch vor der Pause richtig wach sind . Die ersten Eckbälle sorgen für Gefahr und letztlich für den Ausgleich in der 42. Minute. Die zweite Ecke zwirbelt Scheld in Richtung Tor, der Ball senkt sich direkt in Richtung langes Eck. Auf der Linie ist es Außenverteidiger Kiyan Sadeghi, der der Kugel den letzten Tick versetzt. Aber vielleicht war er auch schon vorher hinter der Linie. Kunstschütze Mats Scheld wird als Torschütze durchgegeben. Glauben wir dem Stadionsprecher mal. Scheld war es auch, der kurz vor dem Pausenpfiff mit seinem 30-Meter-Freistoß für eine gelungene Flugeinlage des Lippstädter Torhüters sorgt. Remis also zur Pause. Mit einem blauen Auge geht es in die Kabine.

Dass sich ein Team wie ein angeschlagener Boxer durch einen insgesamr etwas glücklichen Ausgleich aufrafft, sieht man immer wieder. Nach dem Pausenpfiff präsentiert sich das Siegener Team mit einem völlig veränderten Gesicht. Fortan bestimmen die Männer in rot das Geschehen. „Die tolle Kulisse hat die Mannschaft getragen. Das war ein schöner Fußball-Freitagabend.“

Die Führung für die Sportfreunde: Markus Pazurek mit unverkennbarer Geste hat den Freistoß von Mats Scheld zum 2:1 verwertet. Leon Pursian, Cagatay Kader und Jubes Ticha eilen zur Gratulation herbei.
Die Führung für die Sportfreunde: Markus Pazurek mit unverkennbarer Geste hat den Freistoß von Mats Scheld zum 2:1 verwertet. Leon Pursian, Cagatay Kader und Jubes Ticha eilen zur Gratulation herbei. © Rene Traut | Rene Traut

Die so stark aus den Startlöchern gekommenen Gäste verlieren etwas ihren Faden. Und es gibt Druck aufs Lippstädter Tor. Der Coach dazu: „Die Mannschaft hat sich stabil gezeigt. Dabei wurde sie vom Gegner echt gefordert, wie von keinem in der Vorbereitung.“ Das Köln-Spiel war die Ausnahme.

Sportfreunde Siegen - SV Lippstadt 2:1 (1:1)

Siegen: Weis - Nabesaka, Mayer, Ticha, Tomas (65. Krumm) - Pazurek, Mavroudis (85. Krämer) - Pursian (60. Werlein), Scheld (79. Dej), Kyere - Kader (85. Hodroj).

Lippstadt: Aust - Sadeghi, Temin, Steininger, Köhler (46. Amadi) - Neugebauer (69. Biniek), Böll, Franke (69. Dogan), Dere (60. Coskun) - Kaiser (69. Romano)

Schiedsrichter: Waldemar Stör (Östinghausen).

Tore: 0:1 Buckesfeld (20.), 1:1 Scheld (42.), 2:1 Pazurek (54.),

Zuschauer: 2708.

Die wirkungsvollste Waffe an diesem stimmungsvollen Freitagabend ist einmal mehr die Standard-Kunst des Kapitäns. Hatte Mats Scheld schon den Ausgleich eingeleitet, so war er auch in der 54. Minute mit einem ruhenden Ball zur rechten Zeit am rechten Fleck. Von der linken Außenbahn zirkelt er den Freistoß an den Fünfmeterraum. Und Markus Pazurek, jetzt deutlich verbessert und ballsicherer als vor dem Wechsel, ist mit dem Kopf zur Stelle und bringt seine Farben in Führung.

Jetzt kocht der Kessel, ist das Publikum da, bejubeln die Zuschauer jede Aktion ihrer Mannschaft. Und in der jetzt herrschenden Feldüberlegenheit bieten sich weitere Chancen. Die größte hatte der eingewechselte Außenverteidiger Kevin Krumm, der nach einer mustergültigen Kombination, die er selbst einleitete, am Pfosten scheiterte. Das Ergebnis steht nach 95 Minuten, die ersten Punkte sind eingefahren. „Von solchen Abenden wollen wir mehr sehen“, wünschen sich die Sportfreunde-Anhänger bei einem letzten Bierchen hinter der Tribüne.