Hagen. Novum im Amateurfußball: Schiedsrichter können bei hitzigen Spielsituation die Teams in ihre Sechszehner schicken. Kann das Gewalt verhindern?

Schiedsrichter im Amateurfußball können in Zukunft Partien bei hitzigen Spielsituationen unterbrechen. Für die kommende Saison setzt der DFB das Pilotprojekt bundesweit um und führt „Beruhigungspausen“ ein. Gerät das Geschehen auf dem Platz außer Kontrolle, so soll der Unparteiische die Arme über dem Kopf verschränken, dann zur Seite strecken und damit anzeigen, dass sich alle Spieler in die eigenen Strafräume zurückziehen sollen. Anschließend versammeln sich Betreuer, Trainer und weitere im Spielbericht vermerkte Personen im Mittelkreis und sprechen über den Grund und die Dauer der Pause. Sinnvoll oder überflüssig? Ein Kommentar.

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Ich stand selbst vor Kurzem noch regelmäßig für den TuS Ennepetal auf den Plätzen der Amateurligen im Kreis Hagen. Zwei Spiele schwirren dabei immer wieder in meinem Kopf herum: Das mit der Zweiten bei Ararat Gevelsberg und das mit der Dritten gegen Fortuna Hagen II. In beiden Partien gab es Momente, in denen Spieler offensichtlich geschlagen wurden, während ich mich in unmittelbarer Nähe befand. Spaß an meiner größten Leidenschaft wurde zu Angst. Immer mehr Zwischenfälle sorgten im Kreis für Aufregung: Schiedsrichter wurden geschlagen, Menschen mit Tischen beworfen. Für mich bleibt die Frage, wie die neue Regelung ernsthaft gegen solche Extremsituationen vorgehen soll.

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Meistens ist es schon zu spät: Neue Regelung wird Extremsituationen nicht stoppen können

Auf dem Papier klingt die Idee ja gut, um in bestimmten Spielphasen hitzige Gemüter abzukühlen. Zeichnet sich anhand einzelner Aktionen und dem Verhalten von Spielern ab, dass es gleich krachen könnte, kann eine solche Auszeit sicherlich sinnvoll sein. Holt doch gerne die zwei betroffenen Spieler in den Mittelkreis dazu und lasst sie zusammen mit den Betreuern auf Abstand diskutieren. Je nach Situation und vor allem nach Charakteren kann es vielleicht etwas bringen, wenn der Kapitän allein mit seinem Team ein Machtwort spricht, sofern er nicht selbst aus der Haut fährt. Dass dieser wie bei den Profis nur in Kontakt mit dem Schiedsrichter treten sollte, steht für mich sowieso außer Frage.

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Läuft aber ein Spieler mit geballter Faust und qualmendem Kopf auf Schiri oder Spieler zu, wird wohl ein besonderes Handzeichen das Schlimmste wohl nicht mehr verhindern können. Es ist ja nicht so, als hätten sich die Kämpfer in der Vergangenheit auf Kommando des Unparteiischen in ihre Ecken zurückgezogen. Ich denke also nicht, dass die neue Pausenregelung wirklich heftige Konflikte auflösen kann. Auch besteht die Gefahr, dass einige die Aktion für lächerlich halten könnten und sich im Strafraum zusammen erst recht überlegen, wie sie dem Gegner gleich richtig weh tun können. Spieler, die wirklich auf Gewalt beim Fußball gepolt sind, werden wohl durch kurze „Beruhigungspausen“ nicht davon abgehalten werden. Da müssen schon Strafen und Sperren folgen, die härter sind als bisher, damit die Spieler es begreifen. Ich halte die neue Regelung also für zwecklos – lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.