Siegen-Wittgenstein. Im Amateurfußball werden ab der neuen Saison Beruhigungspausen eingeführt. Das verbirgt sich dahinter - und das sagen Wittgensteiner.
Kurz vor dem Start in die Sommervorbereitung auf die Fußball-Saison 2024/25 verkündete der DFB eine Regelung, die es so im Amateurfußball noch nicht gegeben hat. Ab der kommenden Spielzeit wird von allen Landesverbänden, also für alle Ligen unterhalb der Regionalliga, eingeführt, dass der Schiedsrichter im Falle einer aufgeheizten Atmosphäre auf dem Spielfeld zu einer Beruhigungspause für beide Teams pfeifen kann.
In diesem Falle wird der Unparteiische dann die Arme über dem Kopf verschränken und dann zur Seite strecken und mit dieser Stoßbewegung anzeigen, dass sich alle Spieler in die eigenen Strafräume zurückziehen sollen. Im Anschluss kommen dann Betreuer, Trainer und weitere in den Spielbericht eingetragene Personen in den Mittelkreis und es wird über den Grund und die Dauer der Pause gesprochen. Das ist ein absolutes Novum im Amateurfußball und soll vor allen Dingen zur Gewaltprävention auf den Sportplätzen dienen.
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Während die Grundidee sicherlich sinnvoll ist und der Fußball in den letzten Jahren nicht immer der fairste Sport war, bleibt jedoch die Frage, wie Spieler, Trainer und Schiedsrichter so einer Regelung gegenüberstehen. In Wittgenstein bildet sich nach einer stichprobenartigen Befragung ein recht eindeutiges Bild.
Thomas Raidt von den SF Edertal sieht Probleme in der Umsetzung
Thomas Raidt, der als Fußballobmann und gemeinsam mit Tim Aderhold als Trainer der dritten Mannschaft der Sportfreunde Edertal aktiv ist, erklärt, warum er den Gedankengang nicht schlecht findet, aber dennoch Probleme in der Umsetzung sieht: „Generell finde ich diesen Ansatz nicht schlecht, da diese ganzen unnötigen Diskussionen auf dem Platz in der jüngeren Vergangenheit schon eher mehr geworden sind, aber ich weiß auch nicht ob solche Ruhepausen dafür die Lösung sind.” Er konkretisiert: „Ich weiß nicht, ob das am Ende wirklich Sinn ergibt. Gerade in den unteren Ligen pfeifen meist Betreuer oder Co-Trainer, die werden wohl kaum eine richtig aufgeheizte Situation beruhigen können.” Er bringt in seine begründete Kritik auch einen Verbesserungsvorschlag ein: „Ich finde die Regelung von der EM eigentlich ziemlich gut, dass nur die Kapitäne mit dem Schiedsrichter sprechen dürfen. Ich denke, dass das im Amateurbereich eine sehr große Wirkung erreichen könnte.”
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Auch René Röthig, Trainer von A-Ligist SV Schameder, ist kein klarer Befürworter dieser Idee. „Gerade, wenn in der C- oder D-Liga kein klarer Schiedsrichter angesetzt ist, kann dieses Vorhaben sehr nach hinten losgehen. Auf der anderen Seite kann es natürlich auch funktionieren. In meinen Augen ist das eine sehr zwiespältige Sache.”
Selbst Louis Brandt, der sowohl als Spieler, aber auch als Schiedsrichter aktiv ist und auch selbst auf dem Platz schon von Spielern beleidigt oder gar angegangen worden ist, steht den Beruhigungspausen skeptisch gegenüber. „Meine persönliche Meinung ist, dass man durch so eine Pause keine Aggression oder Feuer aus dem Spiel bekommt.” Er konkretisiert: „Ich gehe davon aus, dass dann nach dem Wiederanpfiff genau da weitergemacht wird, wo vorher aufgehört wurde und kann mir sogar vorstellen, dass das manche Spieler ins Lächerliche ziehen und dann sogar noch aggressiver in die Partie gehen.”
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Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich die befragten Wittgensteiner Protagonisten zwar alle eine weniger aufgeheizte Atmosphäre auf den Plätzen wünschen, aber dennoch gerne anderweitige Lösungen bevorzugen würden. Unabhängig davon stellt die Einführung von Beruhigungspausen einen Schritt in die richtige und unvermeidbare Richtung der Gewaltvermeidung auf Amateursportplätzen dar.