Leverkusen/Gosenbach. Europameisterschaft in Rom ist für Stabhochspringer aus Gosenbach nicht nur Durchgangsstation. So ist die Form, so stehen die Chancen.

Spanische Treppe, Kolosseum, Trevibrunnen, Petersdom - Rom, die „Ewige Stadt“, ist eine der faszinierendsten und pulsierendsten Metropolen Europas, in der regelmäßig auch hochkarätige Sportveranstaltungen in den Bann ziehen, und das nicht nur im Fußball. Vom 7. bis 12. Juni ist das „Stadio Olimpico“ zum zweiten Mal nach 1974 Austragungsort der Leichtathletik-Europameisterschaften. Wegen der am 14. Juni beginnenden Fußball-EM in Deutschland sind die kontinentalen Titelkämpfe der Leichtathletinnen und Leichtathleten und der kurzen Phase bis zu den Olympischen Spielen auf sechs Wettkampftage gestrafft worden.

Insgesamt werden 49 Medaillensätze vergeben, darunter im Stabhochsprung der Männer, eine der spektakulärsten Disziplinen. Mit dabei: Der Gosenbacher Torben Blech vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Der 29-Jährige hat sich zum zweiten Mal nach 2022 in München für eine EM qualifiziert. Die geforderten 5,75 m sprang Blech bereits im Vorjahr und bestätigte sie in dieser Saison. Beim #TrueAthletesMeeting vor zehn Tagen in Leverkusen schaffte Blech sogar 5,82 m, knackte damit die Norm für die Spiele Ende Juli/Anfang August in Paris. Der Wettkampf in der französischen Hauptstadt wird, sollte er gesund bleiben und nominiert werden, für den Siegerländer zweifellos der Höhepunkt des Jahres, was nicht bedeutet, dass er die EM geringschätzt: „Das ist ein ganz wichtiger Wettkampf für mich. Paris ist noch weit weg.“

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Die Formkurve des Gosenbachers zeigt eindeutig nach oben. Er ist in diesem Jahr mit den erwähnten 5,82 m sogar der sprungstärkste Deutsche, gefolgt von seinem ehemaligen Leverkusener Teamkollegen Bo Kanda Lita Baehre (5,77 m/ART Düsseldorf) und Oleg Zernikel (5,57 m/ASV Landau). Die langwierige, zermürbende Verletzung an der Ferse des linken Absprungfußes, die ihn fast das gesamte Jahr 2023 kostete, ist inzwischen kaum mehr ein Thema. „Bei 100 Prozent ist der Fuß allerdings noch immer nicht“, schränkt Torben Blech ein, „aber ich werde jede Woche schneller und damit auch explosiver.“

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Die Qualifikation beginnt am Montagmorgen um 10.18 Uhr und wird für einige, auch manch etablierten Springer, schon das Ende der Fahnenstange bedeuten. „Mein Ziel ist es, mit möglichst wenig Sprüngen direkt ins Finale zu kommen und dort Bestleistung zu springen“, sagt Torben Blech. Die besten zwölf Springer qualifizieren sich für das Finale am Schlusstag, Mittwoch, 12. Juni, ab 20.12 Uhr (jeweils live im ZDF). Bei der EM 2022 überstand Blech die Qualifikation, wurde im Finale im Regen mit dann enttäuschenden 5,50 m Achter.

Weltrekordler Armand Duplantis schwebt über allen

Und was ist dieses Jahr für den Ex-Zehnkämpfer drin? Vielleicht sogar eine Medaille? „Wenn ich es ins Finale schaffe, ist ab Platz zwei alles möglich“, liebäugelt der Gosenbacher bei gutem Verlauf sogar mit einer EM-Medaille, wobei die goldene bereits reserviert sein dürfte: Der „Überflieger“ und Weltrekordler Armand Duplantis sprang kürzlich in China 6,24 m, ist damit weiter in einer eigenen Liga unterwegs („Mondo wird sein Ding machen“). Doch hinter dem Schweden ist alles offen, wobei noch nicht alle Konkurrenten ihre Karten auf den Tisch gelegt haben. Viel Erfahrung bringt Piotr Lisek mit, der Pole ist mehrmaliger WM- und EM-Medaillengewinner. Der Grieche Emmanouil Karalis, Dessau-Sieger Ersu Sasma (Türkei) und der Belgier Ben Broeders sind ebenfalls hoch einzuschätzen.

In diesem Mitfavoritenkreis will sich Torben Blech möglichst einreihen und seine erste EM-Medaille gewinnen. „Die Form ist da, ich bin auch mental gut drauf, habe inzwischen wieder eine gewisse Selbstverständlichkeit in meinen Sprüngen entwickelt“, geht der Siegerländer die EM gestärkt an. Auf die freut er sich aber auch deshalb, „weil ich noch nie in Rom gewesen bin.“ Und als bekennender Espresso-Fan dürfte er dort in dieser Hinsicht ein wahres Eldorado vorfinden...