Bad Berleburg. Kilian Seidel ist nach überstandenen Kreuzbandriss zurück im Mannschaftstraining. Während der Leidenszeit hat er eine Menge über sich gelernt

Kilian Seidel hat sich im Sommer vor seinem Wechsel zum VfL Bad Berleburg in die Fußball-Bezirksliga einen Kreuzbandriss zugezogen – ausgerechnet im Duell mit der A-Jugend der JSG Edertal/Berleburg. Bisher hat er noch keinen Einsatz für den VfL bestritten, doch das könnte sich schon in naher Zukunft ändern.

Der ehemalige Spieler der JSG Aue/Birkelbach blickt auf eine fast neunmonatige Leidenszeit zurück. „Es war ein richtiger Schock. Damals, als das MRT-Ergebnis kam, musste ich zweimal Luft holen“, erinnert sich der Flügelflitzer. Ausgerechnet im Spiel gegen viele seiner heutigen Mitspieler geschah das Unglück. „Ich hab’s direkt im Zweikampf gemerkt, das Ding ist durch, da muss der Krankenwagen kommen“, kann sich Seidel noch genau an die Situation erinnern. Nach fast neun Monaten stieg der Sauerländer nun nach langer Reha vor drei Tagen kurz nach dem Jahresauftakt ins Training ein.

Verletzungsgeplagt

Das ist nichts Neues für Seidel – denn das Talent musste schon früh in seiner Karriere lernen, mit Verletzungen umzugehen. Bereits mit 14 kämpfte er gegen eine akute Sehnenreizung im Knie an. Nach seiner Verletzung im April 2022 hofft er nun, endlich verletzungsfrei spielen zu können. „Das war meine zweite große Verletzung. Es war natürlich unglaublich bitter, dass es ausgerechnet auf dem Stöppel gegen Bad Berleburg passiert ist“, kann er das Geschehene eigentlich immer noch nicht fassen.

Dazu kam, dass der junge Offensivspieler zu diesem Zeitpunkt auch neben dem Platz vor vielen Herausforderungen stand – denn Seidel hatte unmittelbar nach der Verletzung seine Abiturprüfungen vor der Brust. „Für mich war das persönlich ein wichtiges Jahr. Ich musste im April einen Tag nach dem Kreuzbandriss mit Krücken in die Schule und direkt die erste Englisch-Klausur schreiben“, schmunzelt der 18-Jährige inzwischen über alles.

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Leben umkrempeln

Doch unmittelbar nach der Verletzung hieß es auch ein „Stück weit“ das Leben umzukrempeln, so Seidel – besonders in der schweren Prüfungszeit nicht allzu einfach. Der Offensivspieler des VfL Bad Berleburg musste unter anderem aufs Autofahren verzichten, da sein lädiertes Bein die Belastung nicht aushalten konnte, dazu sei er generell in Sachen Mobilität immer auf Familie und Freunde angewiesen gewesen. Dabei habe er so einiges verpasst, was er jetzt nachholen will, erklärt er.

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Privat erfolgreich

Trotz der vielen Unwägbarkeiten schaffte es Seidel, sein Abitur erfolgreich zu bestehen und beruflich als Auszubildender bei der Sparkasse im Sauerlandkreis durchzustarten. Auch die Reha-Maßnahmen schlugen bei ihm auf Anhieb an. Bereits nach drei bis vier Monaten zeigte sich beim Arzt, dass das lädierte Kreuzband schneller als gewöhnlich regeneriert, auch ein kurzer Stillstand bei der Heilung warf Seidel nicht aus der Bahn. „Wenn man so lange raus ist, merkt man, wie sehr einem der Fußball fehlt. Ich bin an der Situation schon persönlich gewachsen“, zieht er persönliche Lehren aus dem Kreuzbandriss.

Bereits in den Winter-Monaten versuchte sich Seidel über Individualtraining an die Alltagsbelastung als Fußballer heranzutasten. Daher startete er in der Trainingsvorbereitung nicht bei null. Im ersten Training nach der schweren Verletzung habe er aber schon gemerkt, dass zwischen individuellem Üben und Mannschaftstraining ein enormer Unterschied liegt, so Seidel. „Das Knie hat am Ende komplett dicht gemacht“, will Seidel es nicht zu forsch angehen.

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Ambitionierte Ziele

Für die Rückrunde des VfL Bad Berleburg erwartet der 18-Jährige eine deutliche Leistungssteigerung. „Wenn wir es schaffen, in der Rückrunde wieder mehr zu sein und die Langzeitverletzten wieder fit sind, wollen wir noch so viele Punkte wie möglich holen.“