Birkelbach/Schameder. Neujahrsturnier des SV Schameder: Miteinander sticht Wettkampfcharakter aus. Volksfeststimmung garantiert

Dumpfe Schläge schallen durch die Birkelbacher Mehrzweckhalle. Am Spielfeldrand wird fleißig getuschelt und Bier getrunken, während gleichzeitig Punkrock durch die Lautsprecher dröhnt und auf dem grauen Parkett der Futsalball von Dynamo Tresen sowie Ajax Dauerstramm von A nach B geschoben wird. Dies alles sind unmissverständliche Anzeichen dafür, dass das Neujahrsturnier des SV Schameder wieder ausgetragen wird.

„Wieder“ ist dabei das richtige Stichwort, denn die letzten zwei Jahre ruhte das Spektakel in der Mehrzweckhalle wegen Corona. Dementsprechend groß ist nun die Vorfreude der Veranstalter, die den „Budenzauber“ letztmals 2020 beschwören konnten. „Wir freuen uns auf das Wochenende. Generell hat es in Wittgenstein seit drei Jahren keinen Hallenfußball mehr gegeben“, erklärt Schameders Vorsitzender Niklas Brachmann. Einzig die Resonanz bezüglich der Anmeldungen hätte besser sein können – elf Teams tummeln sich ab Samstagfrüh in der Turnhalle. Normalerweise war das Turnier stets für zwei Tage ausgelegt, doch dieses Jahr gibt es eine abgespeckte Version. Brachmann: „Man merkt, dass der Budenzauber erst wieder anlaufen muss. Wir hoffen, dass es am Samstag dann schön komprimiert ist und richtig Stimmung in der Halle aufkommt. Es auf zwei Tage aufzuteilen wäre unsinnig gewesen.“

Kaum Bezug zur Halle

Insgesamt lässt sich für den Altkreis Wittgenstein festhalten, dass der Hallenfußball nicht die größte Beliebtheit genießt. Turniere von aktiven Sportvereinen werden – wenn überhaupt – nur für die Jugenden ausgerichtet. Im Seniorenbereich findet sich kein Hallenturnier im Veranstaltungskalender der heimischen Vereine. Die Ausnahme bilden die zwei traditionellen Hobby-Kicks in Birkelbach und eine Woche später in Erndtebrück. Viele Aktive schrecken vor der erhöhten Verletzungsgefahr auf dem stumpfen Sportboden zurück – oder schonen ihre Knochen für die bald anstehende Wintervorbereitung auf die Rückrunde. Schade eigentlich, denn Hallenfußball kann durchaus faszinieren. Bei den Hobbyturnieren kommt dabei noch eine ganz besondere Komponente hinzu: Sie verbinden Leute, die sich ansonsten sportlich wohl nie gemeinsam ein Feld teilen würden.

Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt: Kuriose Szenen wie diese ereignen sich häufig bei dem Turnier in Birkelbach.
Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt: Kuriose Szenen wie diese ereignen sich häufig bei dem Turnier in Birkelbach. © Peter Kehrle

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich in Birkelbach und Erndtebrück Landesliga-Spieler in einem Team mit absoluten Fußball-Laien wiederfinden oder Spieler des TSV Aue-Wingeshausen mit Jungs vom VfL Bad Berleburg auf Torejagd gehen – der Budenzauber verbindet vereins- und klassenübergreifend und ähnelt dabei eher einem Volksfest, als einer wettkampfgetriebenen Fußball-Veranstaltung. „Das macht den eigentlichen Reiz aus. Es gibt Jungs, die treten das ganze Jahr über nicht gegen die Kugel, sind aber jedes Mal beim Hobbyturnier als Spieler dabei. Es geht um den Spaß und um das Miteinander. Wenn jemand Fehler macht, ist keiner böse“, schmunzelt auch Brachmann, der gleichzeitig auf ein großes Zuschauerinteresse hofft.

Highlights hat es beim Hobby-Turnier des SV schließlich schon genug gegeben. Einst grätschte gar ein Berner Sennenhund munter über das Hallenparkett. Auf genau solche Momente hoffen die Veranstalter auch diesmal wieder und versprechen sich damit, dass in den künftigen Jahren wieder mehr Teams den Weg in die Mehrzweckhalle finden. „Die klassischen Hallenspieler sterben in Wittgenstein aus. Aber viele ältere Burschen legen die Schuhe für die Hobbyturniere nochmals an“, weiß Brachmann, der bei vielen Dauergästen von einem „Traditionsding“ spricht.

Indes verkommt das Turnier am Samstag aber auch zu einem Feldversuch auf Seiten des SVS. Denn Hallennutzungs- und Energiekosten sind in die Höhe gestiegen. Ob es sich für die Veranstalter überhaupt lohnt, in diesem Format weiterzumachen, wird sich erst später zeigen. Umso mehr lobt Brachmann deswegen das Herzblut der Helfer des Vereins, die die Organisation ehrenamtlich übernehmen.

So bleibt für den SV nur zu hoffen, dass am Ende genügend Leute am Samstag den Weg in die Halle finden. Denn wenn der Budenzauber in Wittgenstein ausstirbt, stirbt auch der Hallenfußball in der Region. Und mit ihm viele schöne Anekdoten.