Erndtebrück. Das Regionalliga-Erbe beim TuS Erndtebrück: Schmuckes VIP-Gebäude, leckeres Büffet und ein leerer „Gästekäfig“
Ein Besuch am Pulverwald kann ein spannender Ausflug sein, nicht nur für Fußballer. In der Westfalenliga-Saison 2015/16 etwa erkundigte nach einem Spiel der zweiten Mannschaft des TuS Erndtebrück ein Zuschauer nach einer Mitfahrgelegenheit – für sich und sein Rennrad. Er war an jenem sonnigen Tag zum Gastspiel des Kirchhörder SC an die Eder geradelt, fast 150 Kilometer weit, von Dortmund aus. Aber es kann auch anders zugehen im Wittgensteiner Land: Schnee schon Anfang November oder bis weit ins Frühjahr hinein. Ex-Trainer Florian Schnorrenberg mahnte gerne und oft vor den Unbilden des Winters.
Schmuckkästchen Pulverwaldstadion
Der erste Fußballplatz am Pulverwald wurde zwischen 1924 und 1927 gebaut. Der Bezeichnung „Pulverwald“ geht auf die einst dort ansässige Firma „Vereinigte Köln-Rottweiler Pulverfabrik“ zurück.
Anfahrt/Parkplätze
Die Anreise über die B62 zum Pulverwaldstadion des TuS Erndtebrück endet für Spieler und Fans von außerhalb wohl nicht selten mit zwei Überraschungen: zum Einem mit einem Knöllchen, weil aus Richtung Netphen der „Blitzer“ kurz vor der Einmündung zur Jahnstraße gerne übersehen wird, zum Anderen mit einem unerwarteten Aufwärm-Programm.
Preise/Speisen/Getränke
9 Euro kostet das Oberliga-Ticket, als VIP-Karte mit Verpflegung 45 Euro. Für 2 Euro ist man bei der „Dritten“ in der D-Liga dabei.
Wurst gibt´s in grob und fein, als Currywurst für 3 Euro oder als Bratwurst für 2,50 Euro. Für eine Portion Pommes müssen 2 Euro auf die Theke.
Veltins-Bier vom Fass kostet 2 Euro, Cola/Limo (0,4 Liter) 2,50 Euro. Der Preis für Wasser liegt bei 2 Euro, Kaffee: 1 Euro. Umweltbewusst: 1 Euro Pfand für den Becher.
80 bis 100 Parkplätze stehen unterhalb des Sportplatzes, zwischen TuS-Gelände und Eder, entlang der Pulverwaldstraße zur Verfügung. Und von da geht es erstmal steil bergan zum Eingang. Bei Spielen mit großem Zuschauer-Andrang richtet der Verein ein Verkehrskonzept mit Einbahnstraßen-Regelung in den benachbarten Straßen ein.
Zuschauerbereich
Rund 3000 Zuschauer fasst das Pulverwaldstadion auf dem Gelände, das seit 1950 in Besitz des in diesem Jahr 125 Jahre alten Jubiläumsvereins TuS Erndtebrück ist. Unter der überdachten Tribüne (1994) entlang der Längsseite des Spielfeldes finden bis zu 350 Besucher Platz, der größte Teil im „Heimblock“ auf Schalensitzen in Blau und Weiß. Am Ende der Tribüne sollen die Anhänger der Gast-Mannschaft sitzen und stehen.
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Der so genannte „Gäste-Käfig“ mit 500 Stehplätzen, den der TuS 2011 für die NRW-Liga bauen musste und in Sachen Sichtverhältnisse nicht unbedingt Bestnoten sammelt, wird selten geöffnet – nur bei Spielen gegen Clubs mit einer großen Anhängerschaft. Bei Risikospielen in der Regionalliga musste Erndtebrück ohnehin ins Leimbachstadion nach Siegen umziehen. Der leere „Gäste-Käfig“ ist nun, etwa bei Spielen der dritten TuS-Vertretung in der Kreisliga, eine ganz spezielle Kulisse.
Kabinen/Sanitäre Anlagen
Modern und sauber in dem erst 2013 gebauten VIP-Gebäude, wenn auch im 1. Obergeschoss gelegen. Die großzügigen Umkleidekabinen sind in den Erndtebrücker Vereinsfarben Blau und Weiß gehalten. Dort haben sich schon die Profis um den Alchener Sven Michel vom SC Paderborn umgezogen.
Ganz oben unter dem Dach befinden sich ein großer Besprechungsraum und Räume für Trainer und Schiedsrichter. Toiletten für Zuschauer sind im Erdgeschoss und neben dem VIP-Raum reichlich vorhanden, auch barrierefrei. Offensichtlich haben die Planer selbst die für die Spieler womöglich wichtigste Installation nicht vergessen: Steckdosen. Nach den Spielen wummern regelmäßig laute Bässe aus der einen oder anderen Kabine – je nachdem, welche Mannschaft gerade gewonnen hat.
Spielfläche/Flutlicht
Auf den erstem Blick alles tip-top, die Regionalliga-Zeit machte es nötig. Über den für ihre Spieler ungewohnten Kunstrasen klagten allerdings immer wieder gerne die Trainer jener Gast-Mannschaften, die sonst nur auf Naturrasen spielen. Dem TuS war es einerlei. Der Kunstrasen (von 2006) soll in zwei Jahren über das Landes-Programm „Moderne Sportstätte 2022“ erneuert werden.
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Gewöhnungsbedürftig für alle Beteiligten war und ist stets die Beleuchtung bei Abendspielen. Bei Regionalliga-Spielen musste sogar das THW eine Extra-Ladung Licht beisteuern – und trotzdem blieb es, vor allem bei bewölktem und regnerischem Nachthimmel, stets duster am Pulverwald. Das soll sich ändern: Der Verein plane, die Flutlicht-Anlage zu erneuern, erklärt der Abteilungsleiter Dirk Beitzel, mit hellen und zugleich energiesparenden LED-Strahlern. Das große Plus des vereinseigenen Geländes: Eine Laufbahn rund um den Platz, die, wie die anderen Leichtathletik-Anlagen dort, auch von den Schulen im Ort genutzt werden.
Vereinsheim
Die erfolgreiche Zeit mit dem Aufstieg bis in die Regionalliga lässt grüßen. Alles schmuck und modern rund um das Hauptgebäude. Vom Balkon des VIP-Raums lassen sich die Spiele perfekt anschauen – aus erhöhter Perspektive und mit Verpflegung von Büffet und Theke.
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Nebenan in der vereinseigenen Turnhalle lädt das „Bauer´s“ der Pächter-Familie Bauer zu einem Besuch in Restaurant, Bierstube und Biergarten. Bis zu drei Imbissstände, davon einer unter dem Gästeblock, sorgen während der großen Spiele für die Verpflegung der weiteren Zuschauer. Der VIP-Raum kann übrigens über das „Bauer´s“ auch angemietet werden, sagt Beitzel.
Atmosphäre
Es ist ruhiger geworden bei den Spielen der ersten Mannschaft nach den beiden Abstiegen aus der Regionalliga. An manchen Tagen verirren sich seither auch mal weniger als 100 Zuschauer zum Platz. Immerhin, den 2:1-Sieg im Oberliga-Derby gegen die Siegener Sportfreunde sahen im Oktober über 500 Leute. Die Bestwerte in der Regionalliga: 734 Zuschauer beim 0:2 gegen RW Essen (2017/18) und 605 beim 1:4 gegen Schalke 04 II (2015/16).
Aber Siegen zieht immer: 1850 Beobachter waren in der NRW-Liga 2011/12 (0:4) dabei. Der letzte ganz große Auflauf am Pulverwald: das Westfalenpokal-Endspiel im Mai 2018 gegen den damaligen Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn (2:4). Da war sogar das Fernsehen groß im Einsatz.