Birkelbach. „Kattnasch Garden“ überzeugt in allen Belangen und einigen Besonderheiten. Viele Vorteile ergeben sich durch eine pfiffige Planung.
Von ihren 40 Punkten in den beiden zurückliegenden Bezirksliga-Spielzeiten holten die Sportfreunde Birkelbach satte 32 zu Hause. „Kattnasch Garden – unsere Festung“ ist als Spruch in die Kabine gepinnt. Er ist ein Jux in huldvoller Anlehnung an die Fußballplätze im Mutterland des Fußballs, sportlich aber auch eine Haltung.
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Zu tun hat dieser (eher intern als extern bekannte) Name für den Birkelbacher „Ground“ mit dem Hausnamen einer am Sportplatz wohnenden Familie, in deren Vorgarten der Ball besonders oft dann landet, wenn im Abstiegskampf „klar Schiff“ gemacht werden muss. Ob „Kattnasch Erika“ Fakt oder Mythos ist, weiß aus Reihen der Aktiven niemand so recht.
Klar ist aber, dass die Anlage viel hermacht – nicht nur für Fußballer, sondern auch für Leichtathleten und Leute, die Beachvolleyball spielen. Dies ist seit dem Umbau 2009 möglich, wobei der Grund für die Entstehung des Beachvolleyballfeldes von einer gewissen Pfiffigkeit zeugt. „Wir brauchten eine Sandgrube für den Kugelstoßring. Damit daraus nicht so eine stiefmütterlich behandelte Fläche wird, haben wir daraus gleich ein Beachfeld gemacht“, erklärt der zweite Vorsitzende Achim Stremmel, der als Architekt damals maßgeblich am Umbau beteiligt war.
Auch anderweitig ergeben sich Synergieeffekte. Viele Vorteile ergeben sich durch den Anschluss an die Sport- und Kulturhalle, etwa bei den sanitären Anlagen oder bei der Nutzung von Räumen zur Unterbringung von Bällen und Gerätschaften.
Anfahrt/Parkplätze
Bei der Anfahrt kann nichts schiefgehen. Aus beiden Richtungen ist der Platz von der Landstraße 720 nicht zu übersehen. Komplizierter wird es bei der Anfahrt durch das Dorf – doch die macht sowieso nur für „Eingeborene“ Sinn. In Sachen Parkplätze wird es höchstens dann eng, wenn über 300 Zuschauer kommen oder parallel Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle oder bei den benachbarten Schützen anstehen – also ziemlich selten. Positiv: Es gibt einen Fahrradständer, der viel genutzt wird.
Zuschauerbereich
Klammert man die „Schwarzseher“ bei den Parkplätzen aus, verteilen sich die im Schnitt 130 bis 150 Zuschauer an zwei Stellen: Auf dem geräumigen Clubhaus-Balkon. Der ist überdacht und bietet Abstellmöglichkeiten, gemäß des „Marathontor-Effekts“ braucht man hier aber gute Augen, um auf der anderen Platzhälfte alles richtig zu erkennen.
Das Gros der Zuschauer verteilt sich deshalb auf der in den Hang gebauten Traverse. Der „Oberrang“ hat zwar keine Überdachung hat, wartet aber mit Matten für trockene Füße und mehreren Bänken auf. Wer steht, kann sich an den Werbebanden abstützen. Etwa 3,5 Meter seitlich über dem Platz ist der Zuschauer in der „Fernsehperspektive“ dabei. „Das ist stimmungsmäßig natürlich gut“, verweist der zweite Vorsitzende Achim Stremmel darauf, dass Anfeuerungsrufe unten ebenso gut hörbar sind wie bissige Kommentare und Verwünschungen, die den Gegner verunsichern. Für die Durchsage von Toren gibt es eine Lautsprecheranlage.
Theoretisch gibt es sogar einen zweiten Oberrang. Auch von der Straße zwischen Birkelbach und Womelsdorf lassen sich Spiele, wenngleich aus einer extremen „Draufsicht“, ebenfalls verfolgen.
Kabinen/Sanitäre Anlagen
Die Umkleiden sind zwar noch die gleichen wie beim Sportheim-Bau 1984 und wirken dementsprechend in Sachen Deckenverkleidung und Fliesen nicht modern, doch sie sind in einem makellosen Zustand und mit jeweils rund 20 Sitzplätzen geräumig. Gleiches gilt für die Dusche mit sechs „Stellplätzen“, die kürzlich neue Wasserspar-Armaturen verpasst bekommen haben. Weil zwei weitere Umkleiden in der Mehrzweckhalle zur Verfügung stehen, wird es auch dann nicht eng, wenn „Erste“ und „Zweite“ nacheinander spielen.
Luxus herrscht in Sachen Toiletten. Die gibt es in ausreichender Zahl „oben“ im Clubhaus und in noch viel größerer (Genauer: zehn Frauentoiletten, 47 Urinale) im Flur der Mehrzweckhalle.
Spielfläche/Flutlicht
Auf diese Besonderheit dürften selbst größere Vereine neidisch sein: Neben dem Hauptplatz gibt es gleich zwei Kleinspielfelder – ein kleineres fürs „Zwei gegen Zwei“ und ein größeres für Fußball in der Variante „Fünf gegen Fünf“, das oft von den Alten Herren genutzt und bei Schnee geräumt wird, so dass auch im tiefsten Winter trainiert werden kann. Der Hauptplatz (in Standardmaßen) bleibt bei Schnee unangetastet. Das von der Firma Heiler aus Bielefeld verlegte Geläuf soll in dem guten Zustand bleiben, in dem es dank hervorragender Pflege seit 2009 ist.
Das Flutlicht läuft noch mit Natriumdampflampen, bietet aber ausreichend gute Lichtverhältnisse zum Spielen. Beim genauen Hinsehen fällt eine Kuriosität auf: Die Flutlichtmasten am Clubhaus-Tor stehen nicht wie gewöhnlich hinter der Eckfahne, sondern etwa acht Meter in Richtung Mittellinie. Hintergrund: Dies ist ursprünglich das mittlere Flutlicht gewesen, ehe durch den Ausbau der Mehrzweckhalle der Platz 30 bis 40 Meter in Richtung Westen bzw. Eder rückte. Davon profitieren auch die Leichtathleten, die nun eine XXL-Sprintgerade von über 110 Metern nutzen können.
Vereinsheim
Wo außen Fachwerk sowie eine schmucke und häufig von Rauchern genutzte Massivholzbank der „zweiten Welle“ zu sehen sind, gibt es auch innen viel Holz und ein stimmiges Bild. Fichte dominiert den Gast- und Versammlungsraum, an den eine voll ausgestattete Küche angeschlossen ist.
Die Theke ist mit sechs Hockern und einer Sitzecke für zwei Personen ausgestattet. Viele weitere Plätze gibt es an (Steh)Tischen. Bei Öffnung einer Trennwand ist Raum für große Versammlungen und Feste.
Zum Lesen liegen „Pott’s Blitz“ und andere Magazine aus, ansonsten fällt auf, dass das große Clubhaus übersät ist mit allerlei Pokalen, die nicht immer mit dem sportlichen Wert korrelieren. Der 2005 gewonnene Kreispokal ist nicht größer als der von diversen Altherren-Hallenturnieren. Als „Schale“ für die Oberliga-Meisterschaft der Turnerinnen dient ein in Alufolie gewickeltes Tablett.
Atmosphäre
Wenn Birkelbach spielt, ist immer was los. Auch in den zuletzt schwierigen Jahren kamen trotz einiger Grottenkicks im Schnitt immer deutlich über 100 Zuschauer. Das spricht für die Treue der Fans, aber auch für die Anlage, auf der es keinen Grund gibt, sich nicht wohl zu fühlen.
Sie ist nicht nur hervorragend ausgebaut und ausgestattet, sondern auch gepflegt. Kürzlich haben die beiden 80-jährigen Ernst Ludwig Dörnbach und Günter Hoffmann mal eben den Zaun zwischen Platz und Parkplatz erneuert. Und wer sind die anderen fleißigen Helfer? Stremmel winkt ab: „Da müssten wir viele nennen und würden doch nicht allen gerecht.“