Winterberg. Heike Bienstein übernimmt jetzt einen Posten beim FLVW. Auch geänderte Rahmenbedingungen und fehlende Gelder spielen dabei eine Rolle.

Der Schreibtisch und die Regale sind leer, ihr Büro auf der Kappe in Winterberg hat sie bereits geräumt: Heike Bienstein hat gekündigt als Geschäftsführerin der Leistungssport gGmbH, die sich um die Belange des Skisports in NRW und Hessen kümmert. Auch Leiterin des Bundesstützpunkts Ski Nordisch Winterberg/Willingen ist die Arnsbergerin deshalb nicht mehr.

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Offiziell scheidet die Funktionärin erst am 31. Juli aus, ihren letzten Arbeitstag hatte Bienstein allerdings vorletzte Woche. Seitdem nimmt sie ihren Resturlaub in der schönsten denkbaren Form: In der von Flitterwochen. Bienstein hat geheiratet und heißt nun Heike Kischkel, wie wir sie im Folgenden auch an dieser Stelle bezeichnen.

In Zusammenhang mit der Heirat steht ihr Ausscheiden allerdings nicht. Kischkel tritt in Kaiserau einen neuen Job beim Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen an, wo sie Referentin für Vereinsentwicklung mit Schwerpunkt Mitarbeitermanagent wird. Die frühere Mittel- und Langstreckenläuferin, mehrfache Siegerin beim Silvesterlauf Werl-Soest, kehrt also zu ihren sportlichen Wurzeln zurück. Doch daran allein liegt es nicht. „Vor Ort hat sich so viel geändert, dass ich nicht mehr richtig hinter der Sache stand“, begründet sie ihren Abschied vom Wintersport mit „geänderten Rahmenbedingungen“.

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„Es sind Fördergelder weggefallen. Einige Maßnahmen können dadurch nicht mehr umgesetzt werden“, verweist Kischkel darauf, dass es schwieriger geworden sei, allen Interessen in den Leistungssport-Sparten Biathlon, Skilanglauf, Skisprung und Nordische Kombination gerecht zu werden.

Unerwartete Zusatzbelastung

Durch das Ausscheiden des erfahrenen Thomas Grellmann als Leiter des Bundesstützpunktes im Frühjahr 2019, dessen Nachfolge auf Christopher Braun (Bereich Kufe) und Kischkel (Ski) aufgeteilt wurde, kamen nur wenige Monate nach dem Start der gGmbH viele zusätzliche Aufgaben und Kompetenzen hinzu. Was Rolf Schöttler, Vizepräsident für Leistungssport im Westdeutschen Skiverband, im Rückblick als „etwas unglücklich“ bezeichnet. „Sie hat damals das Pech gehabt, dass Grellmann vom DSV in eine gehobene Position abberufen wurde. Mir tut es leid, dass Heike jetzt bei uns aufhört.“

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Kischkels Aufgaben werden vorerst aufgeteilt. Die Verwaltungsarbeit, etwa Abrechnungen und Anträge, werden aktuell von Stefanie Winterhoff, Geschäftsführerin des Hessischen Skiverbande, mit verwaltet. Die sportfachlichen Aufgaben werden von Jochen Behle mit übernommen, der anlässlich seines 60. Geburtstages aktuell Urlaub am niederländischen Strand macht.

Er verbleibt aktuell als Einziger vom früheren „Dreigestirn“ Grellmann-Behle-Bienstein, das die Geschicke des Stützpunkts leitete. Dass sich die Arbeit demnächst wieder auf sechs Schultern verteilt, ist aber durchaus möglich. In dieser Woche soll die Geschäftsführerstelle der Leistungssport gGmbH neu ausgeschrieben werden. Und: Von diesem Posten abgetrennt könnte es irgendwann auch wieder einen „echten“ Stützpunktleiter geben.

gGmbH soll Modellcharakter für ganz Deutschland haben

„Die Stützpunktleiterstelle ist in Sachen Finanzierung noch nicht wieder vom Bund bewilligt, aber es sind Bundesaufgaben. Es wäre toll, wenn das wieder klappen würde“, sagt Karin Orgeldinger, Sportdirektorin Nordisch im Deutschen Skiverband, der neben dem Westdeutschen und Hessischen Skiverband zu den Gesellschaftern der Leistungssport gGmbH zählt.

Orgeldinger wird für die Vorstellungsgespräche zum Geschäftsführerposten aus dem bayrischen Planegg nach Westdeutschland reisen, um sich persönliche Eindrücke zu machen: „Für uns ist die gGmbH eine wichtige, innovative Einrichtung. Die länderübergreifende Zusammenarbeit könnte Modellcharakter für ganz Deutschland haben. Deshalb hoffen wir, dass die Sache auch künftig gut funktioniert.“