Beim TVG Freudenberg sind sie nicht mehr wegzudenken: Die Familie Ben Meftah „lebt“ Basketball. Der Vater als Trainer, die Söhne als Spieler.
Freudenberg. Wer ein Fan des Basketballs ist, der schaut in diesen Tagen am Fernsehen beim Finalturnier um die Deutsche Meisterschaft in München zu und ist froh, nach so langer Pause die besten deutschen Teams spielen, siegen, jubeln, verlieren und trauern zu sehen. Die Geisterkulisse von null Zuschauern löst allerdings Befremden aus. Die NBA, Nonplusultra des internationalen Liga-Basketballs, pausiert dagegen. Wie lange es noch mit dem Re-Start dauert? Keiner weiß es.
Wenn es um Basketball geht, diesem vor 129 Jahren in Kanada ursprünglich nur für Studenten erfundenen Mannschaftssport, den nach Schätzungen rund 450 Millionen Menschen weltweit betreiben, funkeln auch bei Heikel, René und Miguel Ben Meftah die Augen. Alle drei, Vater und beide Söhne, sind leidenschaftliche Basketballer, ja Basketball-Verrückte – natürlich im rein positiven Sinne. Ohne sie würde dieser Sport beim TV Freudenberg ein Schattendasein fristen, mit ihnen erlebt er aber seit vier, fünf Jahren einen kontinuierlichen Aufschwung, der jetzt mit dem erstmaligen Aufstieg in die Oberliga einen Höhepunkt erreicht hat.
Stationen in Siegen und Olpe
Der tunesische Vater ein Turner, die russische Mutter hat Volleyball gespielt – bei Sohnemann Heikel Ben Meftah lag zumindest kein Basketball in der Wiege. Der gebürtige Gießener entschied sich auch erst nach mehreren vergeblichen Versuchen in anderen Sportarten mit 15 Jahren für den Basketball, obwohl seine körperlichen Voraussetzungen dafür nicht die besten waren. Eher schmächtig, vergleichsweise klein. Aber für den jungen Heikel Ben Meftah gab es eine besondere Motivation: „Ich wollte eine Mannschaftssportart betreiben, bei der es einen Sieger gibt!“ Am Ende blieb das Spiel mit dem großen, roten Ball übrig.
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Aktiv spielte Heikel Ben Meftah nach dem Wechsel von der hessischen Basketball-Hochburg Gießen in die Basketball-Diaspora Freudenberg erst beim TVF. Mit dem TV Jahn Siegen schaffte er den Aufstieg in die 2. Regionalliga. Es war die beste Zeit des Siegerländer Basketballs. Seine Karriere endete nach einem kapitalen Knorpelschaden vorzeitig, der Einstieg ins Trainergeschäft war für ihn folgerichtig.
Im Gleichschritt nach oben
Heute ist Heikel Ben Meftah 46 Jahre alt und dem Basketball treu geblieben. Er verdient damit sogar seinen Lebensunterhalt, ist Trainer, Projekt- und AG-Leiter an Schulen und Team-Manager der deutschen Männer-Nationalmannschaft, für die er viele Wochen im Jahr unterwegs ist. Von großen EM- und EM-Turnieren hat Heikel Ben Meftah viele Erlebnisse und Erfahrungen gleichermaßen mitgebracht.
Zwischenzeitlich wuchsen drei prächtige Kinder heran. Tochter Vanessa hat mit Basketball nichts am Hut, dafür aber deren Brüder René (25) und Miguel (22). Ihnen blieb quasi nichts anderes übrig, als sich auch für den Basketball zu begeistern, „denn ich habe die beiden ja immer mit in die Halle geschleppt.“ Genau so kam es.
Fast im Gleichschritt
Mehr oder weniger im Gleichschritt, obwohl drei Jahre zwischen ihnen liegen, haben beide ihre Basketball-Laufbahn begonnen und fortgesetzt. Beide nahmen an Sichtungen von Profi-Vereinen für die Jugend- bzw. Nachwuchs-Bundesliga, den sogenannten Try-Outs, teil, doch der Absprung aus Freudenberg zu einem der Basketball-Zentren wie Gießen, Hagen, Bonn oder Leverkusen gelang auch deshalb nicht, weil die Verbundenheit zur Heimat und die Treue zum Verein ihres Vaters, dem TV Freudenberg, bei beiden stärker war als der Drang, in einer Karriere im Hochleistungssport eventuell viele Entbehrungen auf sich nehmen zu müssen.
Den Standort ausbauen
Und sie möchten ihren Vater bei dessen „Projekt TV Freudenberg“ maßgeblich unterstützen. Heikel Ben Meftah möchte den Flecken zu einem Basketball-Standort in Südwestfalen ausbauen, nicht nur den früher erfolgreicheren TV Jahn Siegen abhängen, sondern auch dem finanzstarken TVO Biggesee, für den Ben Meftah früher gearbeitet hat, Konkurrenz machen. Durch den Aufstieg der Olper von der Oberliga in die 2. Regionalliga bleibt der direkte Vergleich vorerst passé.
Das Ben Meftah-Trio
Heikel Ben Meftah (46) ist gebürtiger Gießener, wuchs in Hessen auf, kam aber schon früh nach Freudenberg und sieht sich daher auch als echten Siegerländer.
Aktiv hat er beim TV Freudenberg, TV Jahn Siegen und (damaligen) TV Olpe gespielt.
Seit rund sieben Jahren ist er auch einer der Team-Manager der deutschen Männer-Nationalmannschaft.
René Ben Meftah (25) hat bislang ausschließlich für den TV Freudenberg gespielt. Er lässt sich zum Erzieher ausbilden.
Miguel Ben Meftah (22) hat ebenfalls bis jetzt für den TV Freudenberg gespielt. Er beginnt im Oktober eine Ausbildung im Fitnessbereich.
In diesen ehrgeizigen Plänen spielen René, der Ausbilder zum Erzieher, und Miguel, der im Oktober eine Ausbildung im Fitnessbereich anstrebt, ganz wichtige Rollen. Sie sind tragende Säulen des Konzepts. Seit der Saison 2015/2016 spielen sie gemeinsam in einer Mannschaft, Jahr für Jahr ein Stückchen besser und erfolgreicher.
Ein Shooter und ein Denker
„Basketball war immer in meinem Herz“, sagt René Ben Meftah, der schon im Babyalter den Ball in den Korb warf. Vielleicht ist er deshalb inzwischen so gut geworden. Seine beständige Treffsicherheit vom Flügel ist bemerkenswert. Miguel gilt dagegen als dynamischer Ästhet auf dem Feld. Er ist der sogenannte „Point Guard“, der denken, lenken und passen, nicht unbedingt in die Reuse treffen muss. Schnelle Beine bringen im übrigen beide auf’s Feld.
Heikel Ben Meftah glaubt: „Auch wenn beide kein Gardemaß mitbringen, bin ich davon überzeugt, dass sie ihre beste Zeit noch vor sich haben“, um schmunzelnd zu ergänzen: „Sie sind im Freudenberger Garten gewachsen und gereift, aber haben noch keinen Dünger bekommen.“ Beide Söhne in verlässlich guter Form wird Heikel Ben Meftah brauchen, soll es mit dem Klassenerhalt in der Oberliga klappen.