Lotta und Pauline Fernholz spielen leidenschaftlich gerne Fußball. Jetzt haben sie es mit den Sportfreunden Siegen in die Regionalliga geschafft.

Siegen. Brüderpaare gab es im deutschen Fußball einige, man denke an Fritz und Otmar Walter oder die Schalker Zwillinge Helmut und Erwin Kremers. Im Frauenfußball sind Geschwister-Paare seltener. Im Siegerland aber gibt es eines, das den Anhängern des Frauenfußballs ein Begriff sein sollte: Lotta (22) und Pauline Fernholz (26) sind die Gesichter des Regionalliga-Aufsteigers Sportfreunde Siegen.

Gemeinsamer Weg

Pauline Fernholz hat ihr BWL-Studium abgeschlossen und absolviert zurzeit ein Psychologie-Studium an der Fernuni Göttingen. Bisherige Stationen: SV Hillmicke, FSV Gerlingen, Fortuna Freudenberg, Sportfreunde Siegen. Sportlicher Erfolg: 2019 Westfalenliga-Aufstieg mit Freudenberg.

Lotta Fernholz hat ein abgeschlossenes BWL-Studium und absolviert zurzeit ein Studium für gymnasiales Englisch und Geschichte. Bisherige Stationen: SV Hillmicke, FSV Gerlingen, SV Fortuna Freudenberg, Sportfreunde Siegen. Sportlicher Erfolg: 2013 Westfalenliga-Meister der B-Juniorinnen.

Dabei kommen beide vom Laufsport bei der SG Wenden. Die Großeltern und Mutter Britta hatten sich dem Ausdauerlauf verschrieben. „Zuerst sind wir 800 und 1000 Meter gelaufen, danach immer öfter fünf und zehn Kilometer“, erzählt Pauline Fernholz. „Diese Lauf-Gene waren für uns bei Fortuna Freudenberg, wo wir gemeinsam gespielt haben, die Grundlage für unsere Spielweise.“

Bei WM 2006 wird Interesse geweckt

Letztlich war das WM-Märchen 2006 für die Mädels der entscheidende Kick. Beide lernten die ersten Schritte beim SV Hillmicke. Nach Auflösung des Damen- und Mädchenabteilung zog es sie ins wenige Kilometer entfernte Gerlingen, wo sie heute auch wohnen. Beim FSV war der ehemalige Torjäger und Vereinsvorsitzende Jürgen Pechmann ihr Trainer. „Meine Schwester und ich haben uns spielerisch gut weiterentwickelt“, erinnert sich Pauline Fernholz noch gerne an diese Zeit zurück.

Pauline Fernholz (links).
Pauline Fernholz (links). © Rene Traut | Rene Traut

In der Saison 2015/2016 traute sich Lotta den nächsten Schritt. Der SV Fortuna Freudenberg lockte mit der Westfalenliga. Mit Schwester Pauline spielte sie in der Saison 2014/2015 im „Flecken“ zusammen. Die Anforderungen waren viel höher als bei den Stationen im Kreis Olpe. „Abläufe verinnerlichen, Tempospiel und Schnelligkeit ausspielen. Für uns war es gut, dass diese Qualitäten durch die leichtathletische Ausbildung bei uns vorhanden waren“, erklären die Schwestern unisono.

Nächste Saison in der Regionalliga

Zur inzwischen abgebrochenen Spielzeit 2019/2020 wechselte Pauline Fernholz von Fortuna Freudenberg zu den Sportfreunden Siegen und folgte damit erneut ihrer Schwester, um den Wunsch zu verwirklichen, wieder gemeinsam in einer Mannschaft zu spielen. „Es war ärgerlich, dass uns die Corona-Pause ausgebremst hat. Wir waren gut in Schuss“, erinnern sich beide an die Zeit vor März. Vor wenigen Tagen durften beide dann über den Aufstieg in die Regionalliga jubeln.

Auf einen gemeinsamem Einsatz mit Schwester Lotta musste Pauline längere Zeit verzichten. Lotta erwischte das Verletzungspech. Bei einer unglücklichen Aktion im Spiel gegen Ostbevern zog sie sich den Riss des vorderen Kreuzbandes und einen Meniskusschaden zu. Nach der erfolgreichen Operation im Kreisklinikum Siegen folgte eine umfangreiche Reha.

Lotta Fernholz (links).
Lotta Fernholz (links). © Rene Traut | Rene Traut

„Den Kontakt zur Mannschaft habe ich trotzdem nie verloren, denn ich war oft vor Ort“, sagt sie heute. Ein Comeback noch in der laufenden Saison machte die Corona-Krise zunichte. Dennoch: Der sportliche Ehrgeiz von Lotta Fernholz ist ungebrochen, zumal sie sich im Leimbachtal sehr wohl fühlt. „Die Sportfreunde haben in Südwestfalen noch immer einen sehr guten Ruf. Das war auch der Grund, warum ich dorthin gewechselt bin“, verrät Lotta Fernholz. Nach dem Abstieg von Fortuna Freudenberg war ein Wechsel trotzdem nicht ins Auge gefasst worden, doch die sportliche Herausforderung war im „Flecken“ für sie nicht mehr gegeben. „Sportlicher Stillstand ist nicht mein Ding. Ich muss eine Perspektive und das Vertrauen des Trainers haben“, sagt die Vollgas-Fußballerin.

Tolle Unterstützung durch die Familie

Ohne das Engagement der sportbegeisterten Familie hätte die Laufbahn der Fußballerin und ihrer Schwester Pauline wohl so nicht stattgefunden. Sonntags und auch in der Woche zu den Trainingseinheiten werden beide in die Familienkutsche gepackt.

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Die stolzen Eltern Britta Fernholz und Martin Schröder spielten den Chauffeur zu den Trainingseinheiten, zunächst nach Freudenberg, jetzt einige Kilometer weiter ins Leimbachstadion. „Wir wollen uns schon die Spiele unserer Kinder ansehen und ihnen die Daumen drücken“, sagt Britta Fernholz, „es ist wichtig, dass sie unsere Unterstützung erfahren.“

In Freudenberg viel gelernt

Aber warum ging der Weg von Lotta zunächst zu Fortuna Freudenberg? „Ich habe eine E-Mail vom langjährigen Freudenberger Trainer Michael Schirdewahn bekommen“, gab Lotta Fernholz zu verstehen, „ich wollte im Fußball nach vorne kommen.“ Jürgen Pechmann hatte den Wechsel aus leistungssportlichen Gründen befürwortet.

Weiter nach vorne gekommen ist die rasante Außenspielerin schneller als gedacht. Nachdem es in der Freudenberger Damenmannschaft während der Hinrunde 2013/2014 einen personellen Umbruch gab, feierte Lotta Fernholz ihren Einstand in der ersten Damenmannschaft. Der Weg nach oben war damit geebnet.