Sassenhausen. . Anna-Lina Müller testet das Schnuppergolfen auf der Sassenhäuser Höhe. Den Kleidungs-Fauxpas verzeiht man ihr als Anfängerin – zum Glück.
Ein bisschen Schwung und dann fliegt das Ding, so schwer kann das nicht sein. Und von Sport kann auch nicht unbedingt die Rede sein. Für mich sieht das eher nach einem gemütlichen Spaziergang über den Golfplatz aus.
Das sind meine ersten Gedanken, als ich mich am Donnerstag auf den Weg zum Schnupperkurs des Golfclubs Wittgensteiner Land mache. Ich bin gespannt, ob mein Selbstbewusstsein immer noch so groß ist, wenn ich den Platz wieder verlasse.
Auf der Sassenhäuser Höhe angekommen sehe ich erstmal nur Grün, das Clubhaus ist noch nicht in Sicht. Die ersten Fähnchen kann ich allerdings schon entdecken.
Die richtige Kleidung
Die ersten Golfer, die ich entdecke, sehen nicht nach Anfängern aus. Golfrock, Poloshirt und Golfcap – ganz wie ich die Profis im Fernsehen kenne. Ich sehe an mir herunter und beginne meine Kleiderwahl anzuzweifeln. Meine Jeansshorts sind zwar wettergerecht, gehören aber scheinbar nicht unbedingt auf den Golfplatz. Meine Befürchtung bestätigt sich, als ich bei den Frauen im Golfrock nachfrage: „Dein Outfit entspricht nicht unbedingt der Golfetikette, die Hose ist zu kurz und ein Polokragen ist eigentlich Pflicht.“ Als Anfänger nimmt mir diesen Fauxpas allerdings keiner übel, spielen darf ich trotzdem.
Die richtigen Fachbegriffe
Zuerst bekomme ich jedoch eine exklusive Fahrt mit dem Golfkart einmal quer über den Platz. Wolfgang Seidel klärt mich über die Grundregeln auf. Zwölf Bahnen, die von drei bis fünf „Par“ reichen. Gekonnte Spieler sollten den Ball also mit drei, vier oder fünf Schlägen einlochen. Bei den roten Kugeln schlagen die Frauen ab, bei den gelben die Männer. Immer am „Fairway“ entlang, den Bunker vermeiden, das Biotop ist tabu. Das sind ganz schön viele Regeln und Begriffe, die auf mich einrieseln. Ich glaube, Golfspielen ist komplizierter, als ich dachte.
Der richtige Stand
Zurück beim Clubhaus geht es nun auch für mich und die anderen Neulinge los. Die meisten haben so wie ich noch nie zuvor auf dem Golfplatz gestanden. Wir bekommen einen Schläger in die Hand gedrückt und es geht ab auf das „Putting-Green“. „Fester Stand, leicht über den Ball beugen und geschmeidig aus den Schultern heraus schlagen.“ Eckehard Hof zeigt uns, wie wir das Loch am besten anvisieren und den Ball im Anschluss mit der perfekten Körperhaltung einlochen. Nach einer kurzen Trockenübung dürfen auch wir ran. Und siehe da - meine Minigolf-Erfahrung scheint sich auszuzahlen. Schon beim zweiten Versuch versenke ich den Ball im Loch. Genauso oft geht er allerdings auch daneben, hier ist wirklich absolute Konzentration gefragt. „Das finde ich das Tolle am Golf, man denkt wirklich für ein Paar Stunden an nicht anderes“, erzählt Bernd Weide.
Der richtige Schwung
Weiter geht es auf der Driving Range, da sind meine Bedenken etwas größer. Denn mit Minigolf hat das ziemlich wenig zu tun, mindestens 100 Meter weit soll der Ball nun fliegen. Mit Darren Hillier bekommen wir einen richtigen Profi an die Hand, der uns zunächst über die Geschichte des Golfschlägers aufklärt. Titan, Carbon und Holz - die Liste der Materialien ist lang. Durchgesetzt hat sich mittlerweile der Eisenschläger. Doch egal mit welchem Schläger, bei Darren Hillier verliere ich den Ball beim hinterherschauen in den Wolken. Nach einer kurzen Einführung dürfen auch wir unser Glück versuchen. Ich visiere den Ball an, hole aus und schlage – vorbei. Einmal, zweimal, dreimal. Beim vierten Mal treffe ich endlich, doch mit fliegen hat das noch nichts zu tun. Die 50 Meter Fahne ist noch weit entfernt. Ich komme ziemlich ins Schwitzen, und das liegt nicht nur am Sonnenschein. Auch von meinen Mitspielern höre ich das ein oder andere Stöhnen und Fluchen. „Im Fernsehen sieht das immer so leicht aus“, tönt aus der Reihe. Erst nach gefühlten 20 Versuchen nähere ich mich der 100 Meter-Marke, jetzt beginnt das Ganze Spaß zu machen.
Das richtige Gefühl
Zum Abschluss darf ich mich selbst einmal auf einer echten Bahn versuchen. Da kommt schon ein richtiges Golfer-Gefühl auf. Aus „4 Par“ werden letztendlich acht Schläge, trotzdem habe ich mich gar nicht so schlecht geschlagen.