Das für Freitag geplante Spiel des TuS Ferndorf in der Schwalbe-Arena gegen Gummersbach fällt aus. Wir erinnern deshalb an frühere TuS-Spiele.
Ferndorf/Gummersbach. Eigentlich hätte an dieser Stelle eine große Vorschau mit allen Details zum Knüller in der 2. Handball-Bundesliga zwischen dem TuS Ferndorf und dem VfL Gummersbach platziert werden sollen. Eigentlich. Doch aus dem mit großer Spannung erwarteten Duell „Nordsiegerland gegen Bergisches Land“ im „Wohnzimmer“ des VfL in der Schwalbe-Arena wird nichts. Das Nachbarschaftsderby findet nicht statt – zumindest nicht am Freitag, 3. April. Die Handball-Bundesliga hat den Spielbetrieb in ihren beiden Profiligen bis mindestens 23. April ausgesetzt. Ob und wie es danach weitergeht? Keiner weiß es. Und damit ist auch sehr fraglich, vielleicht sogar unwahrscheinlich, dass es in dieser Saison überhaupt noch zum Rückrundenduell Ferndorf gegen Gummersbach kommt.
Ausverkauftes Haus zu erwarten
Als der TuS Ferndorf Anfang des Jahres die Verlegung dieses Spiels von der Sporthalle Stählerwiese in die Schwalbe-Arena mitteilte, fielen nicht alle Reaktionen positiv aus. Insbesondere Teile der Fanclubs reagierten skeptisch. Doch ganz bewusst hatten die TuS-Verantwortlichen die Partie gegen den noch immer erfolgreichsten Handballverein der Welt für einen dritten Umzug des Handballdorfs Ferndorf nach Gummersbach ausgesucht, verbunden mit der Hoffnung auf eine weitaus größere Einnahme als in der Stählerwiese, die die Kosten für die Miete der Schwalbe-Arena, für Helfer, den Sicherheitsdienst usw. deutlich übertroffen hätte.
Bevor es zum Saisonstillstand kam, waren rund 3000 Karten verkauft, durften die Geschäftsführer Dirk Stenger und Mirza Sijaric auf eine mit 4100 Zuschauern ausverkaufte Halle hoffen. „Durch die Absage gehen uns Einnahmen in einem hohen fünfstelligen Bereich durch die Lappen“, bedauert Sijaric.
Weil dieser zweite Saisonhöhepunkt nach dem von fast 9000 Zuschauern in der Barclaycard-Arena in Hamburg besuchten und vom TuS gewonnenen Weihnachtsspiel am 26. Dezember 2019 zum jetzigen Zeitpunkt aber ins Wasser fällt, erinnern wir hier und heute an die beiden Partien, die der TuS Ferndorf in der oberbergischen Kreisstadt ausgetragen hat.
Die Premiere
Es ist Mittwoch, 18. Oktober 2017. Eine Karawane aus Autos und Shuttle-Bussen bewegt sich am frühen Abend aus dem Siegerland über die A4 Richtung Gummersbach. Alle Passagiere wollen Handball schauen, sind heiß auf das Achtelfinale im DHB-Pokal zwischen dem TuS und den Rhein-Neckar Löwen, die damals der amtierende Deutsche Meister sind.
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Dank des Traumloses haben sich die Ferndorfer Macher entschieden, erstmals mit dem „Handballdorf Ferndorf“ in die fast vier Mal so große und rund 40 Kilometer entfernte Schwalbe-Arena umzuziehen. Ihr Mut wird belohnt. 3150 Zuschauer bedeuten neuen Vereinsrekord, die Stimmung ist gigantisch.
Mit 24:28 (13:15) hält der Außenseiter, damals noch in der 3. Liga West zu Hause und ohne Moritz Barwitzki und Neuzugang Jan Wörner angetreten, die Niederlage in Grenzen, liegt bis zum 6:3 sogar vorne und bekommt nach dem zwischenzeitlichen 13:21-Rückstand gegen Ende noch die zweite Luft. Der Favorit wankt bedenklich, fällt aber nicht. Jonas Faulenbach, der mit seinen beiden Toren zur schnellen 2:0-Führung gleich für prächtige Stimmung gesorgt hat, sagt später: „Es war sensationell, von der Organisation bis zur Leistung der Mannschaft über 60 Minuten. Das Publikum hat uns nach super vorne gepeitscht.“
TuS Ferndorf: Puhl, Rottschäfer - M. Sorg (1/1), Faulenbach (8), John, Basic (5), L. Schneider (1), Irle, M. Michel (2), Neitsch (1), Bettig (2), L. Michel (1/1), J. Schneider (1), L. Sorg (1), Koloper (1).
Die Neuauflage
Nach den guten Erfahrungen aus Oktober 2017 wählen die Ferndorfer in der Saison 2018/2019 das Spiel gegen den ehemaligen Champions League-Sieger HSV Hamburg für die Neuauflage eines „Heimspiels“ in der Schwalbe-Arena aus.
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Diesmal geht es aber um wichtige Zweitligapunkte. 3754 Zuschauer strömen am Samstag, 16. Februar 2019, in die Halle – wieder Vereinsrekord. Und diesmal klappt es auch mit einem Sieg.
Während Hamburg enttäuscht, begeistert Ferndorf phasenweise. Mit 26:22 (14:7) fällt der Sieg zu knapp aus, ist ungefährdet. Nach 20 Minuten war beim 10:3 bereits (fast) alles klar, die Rote Karte für Abwehrchef Branimir Koloper kurz vor der Pause nur ein zwischenzeitlicher Stimmungshemmer. Sein erstes Zweitliga-Tor bejubelt Ferndorfs Neuzugang Jan Wicklein. Der Rechtsaußen sagt nach dem Spiel: „Vor solch einer Kulisse sein erstes Zweitligator zu werfen, ist ein Traum.“
TuS Ferndorf: Puhl, Rottschäfer - Faulenbach (6), Basic (5), M. Michel (3), Neitsch (4), Wicklein (1), Wörner, Zerbe (1), Barwitzki, Lindskog Andersson (4), Koloper, Rink (1), Müller (1).