Gummersbach/Ferndorf. . Nach der 24:28-Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen gibt es beim TuS Ferndorf keine zwei Meinungen: Ein toller Handball-Abend.
- Der Pokal-Hit in der Nachbetrachtung
- „Ein Dorf zieht um“ - eine Erfolgsgeschichte
- Eine Region steht hinter den Handballern
Roger Becker brachte es nach dem 24:28 gegen den Deutschen Meister unnachahmlich auf den Punkt. „Das Tolle, das wir mitnehmen, ist, das wir bis zur 24. Minute im Viertelfinale standen. Die Löwen hatten sich das etwas anders vorgestellt“, stellte der Pressesprecher der Ferndorfer im Gespräch fest. Richtig. Gerade mal 13:15 zur Pause gegen den Deutschen Meister? „Das hatte doch niemand erwartet“, strahlte Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß in der Pause.
Der Dauerkarteninhaber in der heimischen Halle hatte sich den Trip in die Gummersbacher Schwalbe-Arena natürlich nicht nehmen lassen. „Ein Dorf zieht um“ - mit dieser Devise hatten die Ferndorfer Handballer auf den Los-Knaller für das Achtelfinale reagiert und Erfolg gehabt. Ab 19.10 Uhr füllte sich die Halle dann, während Musik aus den Lautsprechern dröhnte und die Teams sich einwarfen, die Ferndorfer verhalten, die Rhein-Neckar Löwen mit einer Dynamik und Konsequenz, die dem Siegerländer Betrachter schon zu denken geben konnte.
Dann kamen die Siegerländer Fans - und durchaus nicht nur Ferndorfer. Da war zum Beispiel Siegens Hallen-Chef Friedrich Schmidt. Da waren die Vertreter der Sponsoren. Und da war Wolfgang Leipold, im Siegerland unter anderem als Chor-Sänger bekannt, als ehemaliger Fußball-Schiedsrichter und aktuell als 2. Vorsitzender des 1. FC Kaan-Marienborn. In der Ferndorfer Halle sei er noch nie gewesen, „aber als alter Handball-Fan“ könne er sich dieses Spiel doch nicht entgehen lassen“, versicherte er. Hinterher konnte er auch noch lachen. „Ein gutes Spiel“, wenngleich die Gäste natürlich „teilweise mit der zweiten Mannschaft gespielt haben.“
Alle sahen eine irre erste Hälfte für die Ferndorfer. Und dann der Aufrakt zur zweiten. Ach, wie bitter und lang doch acht Minuten ohne Tor sein können. Trotzdem wurde es nie still in der eindeutig rot dominierten Halle, in der ein kleines Häufchen von vielleicht 30 Fans in Gelb dennoch alles tat, um ebenfalls Gehör zu finden. Die Ferndorf-Anhänger gaben nicht auf mit ihrer Unterstützung, sahen, dass ihre Mannschaft alles versuchte, kämpfte und schließlich auch wieder Tore warf. Entsprechend fuhren die Fans auch mehr als zufrieden nach Hause.
„Mit drei oder vier Toren gewinnen die doch auch in der 1. Bundesliga“, wurde die Leistung gegen den Meister positiv eingeschätzt. „Großartige Werbung für den Handball und den TuS Ferndorf“, das war die einhellige Meinung. Die Begeisterung war in der Tat so groß, dass der angebotene Livestream über die Webseite des TuS schon nach wenigen Minuten zusammenbrach, die Fans gebeten wurden, auf andere Server auszuweichen.
Aber eigentlich war eh jeder selbst schuld, der an diesem Abend nicht liver und vor Ort dabei war.
„Wir sehen, dass die Leute hinter uns stehen“, bilanzierte Roger Becker und sah sich hinterher in jeder Hinsicht bestätigt, während Michael Lerscht überlegte, ob denn ein Sieg und das Viertelfinale überhaupt so gut in den weiteren Kalender gepasst hätten. Immerhin arbeiten die Ferndorfer ja fleißig am Wiederaufstieg.