Bad Berleburg. Ein schwerer Sturz verhindert einen angemessen Abgang von Jessica Schreiber. Diesen will die Biathletin nun im September nachholen.

Aufhören wenn es am schönsten ist – so heißt ein altes Sprichwort. Auch für Jessica Schreiber heißt es nun Abschied nehmen, denn ihre Karriere als Biathletin des VfL Bad Berleburg geht in zwei Wochen zu Ende.

Die 18-Jährige hat zwölf Jahre ihres Lebens mit dem Leistungssport verbracht: „Nach den Deutschen Meisterschaften im September ist endgültig Schluss. Irgendwann ist einfach die Luft raus“ berichtet sie über das Loslassen.

Der Zeitpunkt ist jedoch sehr ungewöhnlich, denn Jessica trainierte den Sommer über nur für eine Meisterschaft. Das viele Training hielt sie dabei aber nicht vom Lernen ab und schon gar nicht von einem erfolgreichen Abitur. Lediglich eine Krafteinheit ließ sie aufgrund des Abiturs ausfallen. „Meine Karriere wollte ich ursprünglich zum Saisonende im März 2018/19 beenden. Doch ich hatte im Training einen schweren Sturz“, erläutert die Biathletin.

Schonzeit sorgt für Motivation

Sie musste sich einer Operation an ihrem Daumen unterziehen, woraus eine lange Schonzeit resultierte. „Für mich fiel das Saisonfinale durch die Verletzung aus. Ich hatte keinen persönlichen Abschluss, für mich und für den Sport. Doch diesen hole ich nun im September nach“ fügt sie ein wenig wehmütig und trotzig zugleich hinzu. „Ich gehe mit einem lachenden und weinenden Auge. Ich freue mich auf meinen neuen Lebensabschnitt und dass sich nicht alles um Sport dreht. Andererseits werde ich meine Trainingsgruppe vermissen. Sie ist mittlerweile wie eine Familie für mich geworden, mit der ich viele Höhen und Tiefen durchlebt habe. Der Sport hat meine Persönlichkeit und meine Jugend extrem geprägt“, so die Wemlighäuserin weiter.

Am Schießstand hat sich Schreiber kontinuierlich verbessert, was sie im September noch ein letzte Mal zeigen möchte.
Am Schießstand hat sich Schreiber kontinuierlich verbessert, was sie im September noch ein letzte Mal zeigen möchte. © Esther Loerkens

Berufswunsch: Psychologie

Aber Schreiber wird nicht ganz ohne Sport weiterleben. Nach den noch bevorstehenden Rennen am Arber (6. bis 8. September) und Ruhpolding (13. bis 15. September) wird Jessica ihr Training minimieren, sogenanntes abtrainieren. Denn bei extrem trainierten Sportlern versucht man, dass das Herzkreislaufsystem, das Nervensystem und die Muskulatur langsam wieder den Normalzustand erreichen. „Die ersten Wochen werde ich noch mit der Trainingsgruppe zusammen trainieren, dann werde ich den Weg alleine gehen und mal eine neue Sportart ausprobieren, aber keinen Wettkampfsport“ sagt sie. Hobbymäßig wolle sie im Winter gemütliche Runden in der Loipe drehen. Und beruflich? „Mein Wunsch ist es, in den Bereich der Psychologie zu gehen. Genauer gesagt möchte ich ein Mentaltraining für Sportler anbieten.“

Nach den beiden Rennwochenenden werde sie noch einen „schönen Abschluss mit meiner Trainingsgruppe“ haben, ehe dann endgültig Schluss ist – zumindest als aktive Sportlerin: „Der Sport wird immer ein bedeutender Teil meines Lebens bleiben. Genauso wie all diejenigen, die mich auf meinen Wegen begleitet und unterstützt haben.“