Bayerisch Eisenstein. Jan Stölben vom SK Wunderthausen gewinnt beim Deutschlandpokal bei den Junioren. Birger Hartmann stürmt auf den vierten Platz vor.

Schlecht gewachste Ski, ein Sturz, gesundheitliche Malaissen, eine ungünstige Renneinteilung – es ist eine gar nicht mal kurze Liste an Gründen, warum es für Jan Stölben bislang nicht rund lief in dieser Skilanglauf-Saison.

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Die begann im weiteren Sinne bereits mit der zentralen Leistungskontrolle im Sommer. Dort belegte der Juniorenläufer des SK Wunderthausen, der sich als einziger heimischer Athlet für den Landeskader qualifizierte, den 16. Platz. Beim Austria-Cup in Seefeld kamen im Dezember ein 14. und 49. Rang hinzu – alles weit entfernt von den gesteckten Zielen, alles in keinem Verhältnis zum betriebenen Aufwand.

Kaiserwetter am Arber: Jan Stölben beim Verlassen des Hohenzollern-Stadions.
Kaiserwetter am Arber: Jan Stölben beim Verlassen des Hohenzollern-Stadions. © Verein | Verein

Einer Erlösung kam für den 18-Jährigen, der bei den Junioren noch dem jüngeren Jahrgang angehört, deshalb am Samstag der U20-Tagessieg im Deutschlandpokal am gleich. Im Skistadion am Arbersee bei Bayerisch Eisenstein war Stölben der Schnellste auf einer 3,8-Kilometer-Runde, die der ausrichtende SC Monte Kaolino Hirschau für ein Einzelrennen in freier Technik präpariert hatte.

An ein Rennen in klassischer Technik war bei einer dünnen Schneedecke von gut zehn Zentimetern nicht zu denken, ebensowenig an den eigentlichen ausgeschriebenen Sprint, der in ein Unterdistanz-Einzel umgewandelt wurde.

30 km/h im Durchschnitt

„Das war ein sehr guter Wettkampf und ein Sieg ist immer etwas Besonderes“, freute sich Stefan Kirchner, Landestrainer im Westdeutschen Skiverband. Die so zuvor so schwierige Saison verstärkte dieses Gefühl: „Jan war schon sehr enttäuscht. Da war es wichtig, dass er trotzdem weiter an sich geglaubt und auch die Ruhe bewahrt hat und nicht zu viel gewollt hat, wie es früher auch mal der Fall war. Da hat er im letzten Jahr dazugelernt.“

Dies bezog Kirchner auch auf die Renneinteilung, an der Stölben schon öfter gescheitert war und die diesmal etwas knifflig war – 3,8 Kilometer sind eine Distanz, die bei den Junioren normalerweise nicht vorgesehen ist. „Da musste man wie in einem Sprint von Anfang an Gas geben, aber sich die Kräfte auch einteilen, um am Ende Reserven zu haben“, beschreibt Kirchner den schmalen Grat, auf dem die Athleten wandeln mussten.

Jan Stölben (l.) bei der Siegerehrung am Sonntag.
Jan Stölben (l.) bei der Siegerehrung am Sonntag. © Verein

Stölben, der in der Eins-Einser-Technik auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h kam, gelang diese Balance, als er erst die Schleife im Hohenzollern-Skistadion lief, die Abfahrt mit einer S-Kurve und die folgenden Wellen meisterte – hier lag er bei der Zwischenzeit sogar im Gesamtvergleich mit der Männerklasse vorne, ohne am Ende völlig einzubrechen. Die Knackpunkte kamen noch, vor allem der zu Beginn extrem steile 800-Meter-Anstieg und die rasante Abfahrt in Richtung Ziel. Mit der Zeit von 7:41,6 Minuten lag der aus der Eifel stammende SKW-Läufer am Ende 4,4 Sekunden vor Jan-Friedrich Doerks (Zella-Mehlis).

Birger Hartmann auf Platz vier

Dass der Sieg kein Zufallsprodukt war, zeigte Stölben am Sonntag, als über 13,8 Kilometer in freier Technik in 29:40 Minuten den erneuten Sieg nur um 0,8 Sekunden verpasste. Diesmal hatte Doerks die Nase vorn, der als späterer Starten den Vorteil hatte, sich an den Zwischenzeiten von Stölben orientieren zu können.

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Mindestens ebenso bemerkenswerte wie Stölbens zweiter Platz war in diesem Rennen der vierte Rang von Birger Hartmann (VfL Bad Berleburg), für den sich der Wechsel von den Biathleten zum Speziallanglauf zunehmend als gute Entscheidung entpuppt. Der Bad Berleburger kam 22 Sekunden hinter Stölben und sieben Sekunden hinter Platz 3 ins Ziel.

Max Bernshausen: Die Schule geht vor

„So eine Platzierung hatte ich zuletzt im Schülerbereich“, erinnert sich Hartmann, der am Vortag Zehnter im 16-köpfigen Feld wurde – da lagen die Top Ten innerhalb von zehn Sekunden. „Es waren drei gute Junioren beim Continental-Cup, trotzdem sind die Leistungen hoch einzuschätzen“, sagte Kirchner: „Auch, wenn man es in Relation zu den Männern sieht. Im Gesamten waren Jan und Birger beide in den Top Ten. Und es waren da durchaus gute Leute am Start.“ Apropos im Gesamten: In der Deutschlandpokal-Gesamtwertung der U20 verbesserte sich Hartmann auf Platz 6, Stölben auf Rang 8.

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Ein Ass aus der WSV-Trainingsgruppe fehlte diesmal. Der formstarke Max Bernshausen, Ersatzkandidat für die aktuell laufenden Olympischen Jugend-Winterspiele, setzte auf eigenen Wunsch mit Rücksicht auf die Schule aus. Für die weiteren WSV-Starter lief es durchwachsen.

Melina Schöttes wurde in der Frauenklasse am Samstag mit 1,8 Sekunden Rückstand Zweite von drei Starterinnen und gewann am Sonntag – musste sich aber gleich drei Juniorinnen geschlagen geben und dürfte deshalb den kommenden Continental-Cup in Italien verpassen. „Ich glaube, sie hätte eine Siegleistung gebraucht“, sagt Kirchner: „Aber sie hat gezeigt, dass sie mit den Kaderathletinnen mithalten kann.“

14 Pokalpunkte für Janne Bernshausen

In der mit 35 Läufern besetzten U18 schaffte es Scott Schmitz (SK Wunderthausen) mit den Plätzen 20 und 25 an beiden Tagen in die Punkteränge, was für ihn einen leichten Aufwärtstrend beschreibt. Seine Vereinskameradin Martha Hedrich (weibliche U16) ging auf Platz 29 und 36 leer aus. Mit mehr Sicherheit in den kniffligen Abfahrten wäre es für die Diedenshäuserin deutlich weiter nach vorne gegangen.

Bei den U16-Jungs, für die 2,3 und 6,9 Kilometer ausgeschrieben waren, rannte Janne Bernshausen auf Platz 20 und 18, was zumindest 14 Punkte für die Pokalwertung brachte – ganz zufrieden war er damit aber nicht. „Er hatte auf die Top 15 gehofft“, verrät Kirchner. Über 2,3 Kilometer lag er in 5:37 Minuten klare 29 Sekunden hinter dem Sieger, im Distanzrennen bedeutete die Zielzeit von 16:26 Minuten einen Rückstand von 1:36 Minuten.

Jonas Schmidt, der in diesem Winter bei fast allen Trainingslagern fehlte und somit fast noch gar keinen Schneekontakt hatte, sortierte sich noch einmal 25 bzw. 60 Sekunden mit Platz 30 und 31 im Hinterfeld ein. Kirchner: „Skitechnisch und in Sachen Spritzigkeit konnte es einfach noch nicht optimal bei ihm sein. Es ging noch etwas zäh bei ihm.“