Siegen-Wittgenstein. Auch in der dunklen Jahreszeit macht das Laufen in der Region viel Spaß. Es gibt ideale Strecken. Der Kurs an der Sieg-Arena ist sogar beleuchtet.

Von wegen Pause. Es ist draußen kalt, regnerisch geworden, am späten Nachmittag bricht inzwischen bereits die Nacht herein. Der Winter schickt seine unfreundlichen Vorboten über das Land. Alles andere als angenehme Bedingungen, um jetzt Laufsport im Freien zu betreiben. Aber Pause machen? Dieter Müller winkt ab. „Die Wettkampf-Saison ist zu Ende“, sagt der Trainer des TuS Deuz zwar, aber bei seinen Deuzer Läufern läuft es weiter, nur eben anders als in den wärmeren Monaten des Jahres.

Von Schnee und Eis befreit

„Wir legen jetzt die Grundlagen für das Frühjahr“, erklärt der Übungsleiter. Mehr Kilometer, weniger Intensität, statt Tempotraining auf der Laufbahn des Sportplatzes in Dreis-Tiefenbach Hügeltraining auf dem Häusling in Siegen. Hoch oben über der Stadt wartet eine Runde von einem Kilometer Länge auf die Ausdauersportler, gespickt mit einem besonderen Kick, einem 350 Meter langen steilen Anstieg. Dieter Müller: „Auch bei Eis und Schnee sind wir dort.“

An der Sieg-Arena ist die rund zwei Kilometer lange Strecke sogar beleuchtet und von Eis und Schnee befreit.
An der Sieg-Arena ist die rund zwei Kilometer lange Strecke sogar beleuchtet und von Eis und Schnee befreit. © Carsten Loos

Ortswechsel: Siegen, nur einige wenige Schritte weg von der Siegerlandhalle, hinter dem Bahnhof Eintracht. Hier, am geschichtsträchtigen „Stummen Loch“, geht den heimischen Laufsportlern, vom Hobby-Jogger bis zum ambitionierten Marathonläufer, in den Wintermonaten buchstäblich ein Licht auf.

In der „Sieg-Arena“ weisen seit 2007 in der Dunkelheit 46 Straßenleuchten den richtigen Weg. Überdies wird die 2,2 Kilometer lange, asphaltierte Rundstrecke beiderseits der Sieg regelmäßig von Schnee und Eis befreit. Finanziert wird der Winterdienst aus den Überschüssen, die über die Startgebühren beim „Lichterlauf“ am 13. Dezember zusammenkommen.

Im Winter keine Abstriche gemacht

Die „Sieg-Arena“ ist zum beliebten Anlaufpunkt geworden, lockt in der dunklen Jahreszeit Heerscharen von Läufern an. Jeden Tag seien hier zahlreiche Sportler unterwegs, erklärt Martin Hoffmann, mit seinem Verein :anlauf Initiator des Laufreviers: „Hierher kommen Vereine wie Deuz und Weißbachtal, aber auch viele Fußballvereine wie im vergangenen Winter die Sportfreunde Siegen.“

Auch Bert Schmal und Tobias Schmechel vom TuS Deuz waren schon da. Auf einen Trainingslauf von 14 Kilometern hatten sie sich unlängst mit Thomas Schönauer (noch SG Wenden) an der Sieg verabredet. Wieder am Ausgangspunkt zurück, hatten sie in der abendlichen Kälte einen wichtigen Tipp fürs Laufen im Winter parat: „Nachher schnell was anziehen.“

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Im November bietet der Verein :anlauf selbst keine seiner sonst regelmäßigen Laufgruppen an, sagt Martin Hoffmann: „Wir sind dann in der Phase der Erholung.“ Nur freitags dreht die Gruppe „Lauftreff Inklusive Begegnung“ weiter ihre Runden durch die nun nächtliche „Sieg-Arena“. Um die 30 Teilnehmer kommen da meist zusammen, aus Vereinen, Laufgruppen, Firmen und sozialen Einrichtungen.

 Rüdiger Stahl vom ASC Weißbachtal hat ein Projekt „Trail-Laufen“ gestartet.
 Rüdiger Stahl vom ASC Weißbachtal hat ein Projekt „Trail-Laufen“ gestartet.

Den ASC Weißbachtal zieht es hin und wieder auch in die „Sieg-Arena“, dessen Trainingsgruppen bleiben aber am Mittwochabend dem heimischen Quartier in Wilnsdorf, dem Sportplatz Höhwäldchen und der benachbarten Sporthalle, treu. Technik- und Tempotraining stehen dort den Winter über auf dem Programm, erklärt Hannes Gieseler.

Vom „Höhwäldchen“ aus führen zudem die Laufstrecken in drei verschiedene Richtungen in die Wälder der Umgebung. „Wir machen im Winter keine Abstriche beim Training“, sagt der erste Vorsitzende des ursprünglich aus Anzhausen stammenden Ausdauersportvereins, „wir ändern aber Trainingsart, Ort und Zeitraum.“

Projekt „Trail-Laufen“ gestartet

Den richtigen Winter kann derweil Rüdiger Stahl kaum erwarten. Der ASC-Läufer hat ein Projekt im Trail-Laufen gestartet, will einige „Gemütlich- und Straßenläufer“ seines Vereins an Crossläufe in den nächsten Monaten heranführen. Cross- und Traillauf – das moderne Kleid des guten, alten Waldlaufs? „Trail ist ein bisschen extremer“, erklärt Rüdiger Stahl, „da geht es bei Wind und Wetter durch Matsch, Schnee und Eis, über viele Höhenmeter.“

An Silvester rund umdie Obernau

Siegerland. Die Saison ist zu Ende, eine wirkliche Pause legen die Jogger und Läufer hierzulande aber auch im Winter nicht ein. Und so stehen auch die nächsten organisierten Läufe schon wieder ins Haus, der „Lichterlauf“ in der „Sieg-Arena“ in Siegen am 13. Dezember und der 41. CVJM-Silvesterlauf rund um die Obernau-Talsperre in Netphen-Brauersdorf am 31. Dezember.

Lichterlauf (Sieg-Arena)

Kein Wettkampf, dafür ein Freundschaftslauf ist der Lichterlauf in diesem Jahr. Eigentlich sollte der Lichterlauf Anfang November wieder als Staffellauf ausgetragen werden, hat aber wegen der andauernden Bauarbeiten an der Hüttentalstraße nicht stattfinden können. „Jetzt laufen die Teilnehmer einfach in Gruppen“, erklärt Initiator Martin Hoffmann vom Verein :anlauf, „wir wollen zeigen, dass die Grundidee des Lichterlaufs bestehen bleibt.“

Treffpunkt zum „Lichterlauf“ ist um 18 Uhr am :anlauf-Büro am Bahnhof Eintracht, Eiserfelder Straße 8, in Siegen.

Im Internet: www.anlauf-siegen.de

CVJM-Silvesterlauf (Obernau)

Am letzten Tag des Jahres zieht es Jahr für Jahr zahlreiche heimische Läufer an die Obernau-Talsperrre. Auf dem Programm stehen bei der 41. Auflage ein Halbmarathon (Start ist um 10.20 Uhr) über 21,1 Kilometer, ein 10 km-Lauf (11 Uhr), erstmals ein Freizeitlauf (10.30 Uhr) über 5 Kilometer, ein Schülerlauf (10 Uhr) über 1500 Meter sowie Nordic Walking und Walking (11.05 Uhr) über 10 Kilometer.

„Wir sind immer einer der Vereine mit den meisten Teilnehmern“, sagt Hannes Gieseler, der erste Vorsitzende des ASC Weißbachtal. „Unsere Leute sind an Silvester überall unterwegs“, erklärt derweil Trainer Dieter Müller vom TuS Deuz. In Köln ebenso wie beim größten Silversterlauf in Deutschland, der von Werl nach Soest führt. Aber, betont er: „An der Obernau sind die meisten von uns dabei.“

Im Internet: www.cvjm-siegerland.de

Entsprechend ausgefallen sind die Trainingseinheiten. Sie seien schon in der Nacht im Gelände unterwegs gewesen, hätten Höhenmeter auf den Treppen vor dem „Krönchen“ in der Siegener Oberstadt gemacht. „Wir sind auch schon im Parkhaus am Löhrtor die Fahrschleifen rauf- und runtergelaufen.“

Wenn sich mittwochs der Lauftreff des TuS Deuz an der Schulturnhalle zusammenfindet, darf eines nicht fehlen: Eine Stirnlampe am Kopf eines jeden Teilnehmers. Im tiefen Nachtdunkel laufen die Gruppen von Karl Steiner von der Turnhalle aus in die umliegenden Täler, nach Helgersdorf und Werthenbach, nach Nenkersdort und Walpersdorf, nach Netphen. Jede Woche in eine andere Richtung, denn schmunzelt der Lauftreffleiter: „Das Auge läuft mit.“

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Abwechslung müsse sein, sagt er und erinnert sich daran, dass er einmal eine Frau getroffen habe, die drei-, viermal in der Woche um die Obernau-Talsperre gelaufen sei. Für Karl Steiner unvorstellbar: „Es gibt im Siegerland so viele schöne Wege zum Laufen. Man kann dabei die Natur aufsaugen.“

Noch warten die Hobby- und Leistungsläufer im Siegerland und in Wittgenstein auf Schnee und Eis. Dafür sind sie gewappnet.
Noch warten die Hobby- und Leistungsläufer im Siegerland und in Wittgenstein auf Schnee und Eis. Dafür sind sie gewappnet.

Die Witterung obendrein müsse niemanden im Winter vom Laufen abhalten, betont Steiner. Er sei seit über 30 Jahren beim Lauftreff des TuS aktiv: „In der Zeit ist der vielleicht nur fünf- oder sechsmal wegen des Wetters ausgefallen.“

Eine größere Hürde auf dem Weg zum Laufen im Winter scheint dagegen ganz woanders zu lauern, wie Thomas Schönauer weiß: „Man muss erstmal rauskommen.“ Hervor hinterm warmen Ofen daheim.