Wo in der Kreisliga Selbstironie endet und Idiotie beginnt, wird vor allem beim Thema Alkohol am Spielfeldrand sichtbar.
Welch herrlicher Wesenszug doch die Selbstironie ist, lässt sich immer wieder auf Plakaten oder in Gesängen von Fußballfans feststellen. Da begrüßen Hoffenheim-Fans sich selbst mit dem Banner „Hurra, das ganze Dorf ist da“, da singen Schalke-Fans „Wir sind die Ruhrpott-Kanaken“, da stimmen Köln-Anhänger „Wir sind nur ein Karnevalsverein“ an. Sich nicht allzu ernst oder wichtig zu nehmen und über sich selbst lachen können: Selbstironie entlarvt jede Aggression, weil sie Intelligenz statt Fäuste voraussetzt. Wer hier lacht, hat verstanden.
Der Sport bietet da durch seinen spielerischen Sinn jede Menge Platz für. Besonders in den untersten Spielklassen ist die Selbstironie an jedem Sonntag ein wichtiger Teil für Teams und Spielbetrieb. Manchmal – und das ist an sich überhaupt kein Problem – spielt die Biertrinkerei da keine unwesentliche Rolle. Herzlich wird gelacht, wenn Max Mustermann wegen Restalkohol schon beim Aufwärmen keinen Ball trifft oder der Eingewechselte mit gleichem Pegel in falscher Hose aufläuft. Zur Kreisliga gehört das Bier so unumstritten dazu wie der leere Eiskoffer.
Letztes Wochenende besuchte ich in Dortmund aber eine Kreisliga-Partie, wo ich nicht mehr genau wusste, ob das Sportliche überhaupt noch eine Rolle spielt. Randvolle Zuschauer hingen ein Banner mit der Aufschrift auf: „Spielt so, wie wir saufen!“ – gesagt, getan. Niemand vom Verein schämte sich oder schritt ein, im Gegenteil. Da versteht man sofort, wo Selbstironie endet und Idiotie beginnt.
In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit aktuellen Geschehnissen und Entwicklungen in der Welt des „großen“ und kleinen Fußballs