Königssee. . Sie wird ihrer Favoritenrolle bei der WM gerecht: Jacqueline Lölling geht als Führende in die entscheidenden Läufe – trotz Wetter-Wirrwarrs.

Jacqueline Lölling sah das Malheur vor sich. Zum einen tanzten immer mehr dicke, schwere Schneeflocken durch das Licht der Scheinwerfer, zum anderen lag sogar am Start der Eisarena Königssee von Augenblick zu Augenblick mehr Schnee in der Spur. Und die Laufzeiten ihrer Konkurrentinnen sprachen ebenfalls eine bittere Sprache. Eine nach der anderen kam langsamer im Ziel an, eine nach der anderen verlor die vordere Platzierung, welche sie sich im ersten Lauf der Bob- und Skeleton-WM erkämpft hatte.

Lölling, die Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland, dem Verein mit Sitz in Olsberg, ging als Führende des Klassements und damit als letzte Starterin der Top 20 in diesen zweiten Lauf. Sie sprintete los, schwang auf ihren Schlitten – und bewies trotz der miesen Bedingungen ihre aktuelle Klasse. Lediglich auf Platz drei rutschte die aus Brachbach im Siegerland stammende 22-Jährige ab, während es ihre heißen Titel-Rivalinnen weit nach hinten im Feld verschlug.

Lölling: Rennabbruch richtig

Doch Lölling jubelte nicht. Sie beklagte sich auch nicht, nachdem der zweite Lauf der Titelkämpfe kurz nach ihrer Zielankunft annulliert wurde. „Man hat gesehen, dass man überhaupt keine Chance mehr hatte. Es war alles zugeschneit und bremste alles in der Bahn. Die Entscheidung mit dem Abbruch ist richtig“, sagte sie.

Mit Schwung auf den Schlitten: Jacqueline Lölling von der RSG Hochsauerland.
Mit Schwung auf den Schlitten: Jacqueline Lölling von der RSG Hochsauerland. © Angelika Warmuth/dpa

In die entscheidenden zwei Läufe an diesem Samstag (ab 8.30 Uhr) geht die Führende im Gesamtweltcup nun mit 0,06 Sekunde Vorsprung auf ihre deutsche Teamkollegin Tina Hermann und bereits mit einem komfortablen Abstand von 0,25 Sekunde auf die drittplatzierte Kanadierin Elisabeth Vathje. Anna Fernstädt als dritte Deutsche liegt auf Rang sieben.

Jacqueline Lölling startet aber nicht nur mit dem Selbstbewusstsein der Machtdemonstration aus dem verschneiten zweiten Lauf in den zweiten WM-Tag der Damen. Bereits der erste Lauf unterstrich ihren klaren Kurs auf die Goldmedaille. Denn sie, die am ersten WM-Wochenende während des Teamwettbewerbs noch eine neue persönliche Bestleistung am Start sowie einen neuen Bahnrekord aufgestellt hatte, kam dieses Mal nur langsam vom Balken. 22 Konkurrentinnen waren am Start schneller – und auch in der Bahn leistete sich „Jacka“ einen dicken Patzer.

Lölling: Der Schlitten läuft

Wie groß wohl ihr Vorsprung gewesen wäre, wenn sie diese Fehler vermieden hätte?

„Ich bin mit dem ersten Lauf ganz zufrieden“, antwortete sie leicht grinsend etwas ausweichend. „Der Schlitten läuft und der allergrößte Druck ist auch erstmal weg“, ergänzte sie. Der Weltcup-Sieg am Königssee vor wenigen Wochen hin, die Führung im Gesamt-Weltcup her – „so ein erster Lauf ist doch immer etwas Besonderes und der Druck schon spürbar“, sagte die Siegerländerin.

Hermann lässt „Jacka“ den Vortritt

Übrigens: Obwohl die amtierende Weltmeisterin Tina Hermann für den WSV Königssee startet und damit bei der WM ein Heimspiel hat, war es Lölling, die am Ende des ersten Tages quer durch die Bahn klettern musste, um der Aufforderung zahlreicher Fans nach Selfies und Gesprächen nachzukommen. Hermann quittierte das mit einem Lachen – und beorderte ihre Zimmernachbarin schließlich grinsend, aber mit einem deutlichen Hinweis zum Team-Bully.

Beim deutschen Duell um den WM-Titel wird nur in der Bahn um jede Hundertstel gekämpft.