Drolshagen. Die Anlage der Drolshagener Tennisspieler liegt idyllisch, von Bäumen umgeben, oberhalb der Sporthalle „Wünne“.
Genau genommen sind die Tenniscracks eine Abteilung des Mehrspartenvereins TuS 09 Drolshagen. Alles ist familiär und überschaubar. Es begann 1964, als sich tennisbegeisterte Drolshagener trafen und die Abteilung gründeten im TuS 09, in dem bis dato Turnen, Leichtathletik, Schwimmen und Tischtennis heimisch waren. Erster Abteilungs-Vorsitzender war Berthold Schmidt. Eine entscheidende Rolle spielte indes Hermann Schlösser. Der war zu jener Zeit Vorsitzender des Kegelklubs „Sturer Pinn“ und des TuS 09 Drolshagen und trug die Idee in den Kegelklub, Tennisplätze zu bauen.
Kegelklub hat glorreiche Idee
Gesagt, getan. Die Kegler und deren Freunde gründeten noch im gleichen Jahr mit zwanzig Mitgliedern die Tennisabteilung. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten unter anderem auch Dr. Erich Schlösser, Dr. Rudi Thier, Dr. Paul Voß, Hermann Schwarte, Theo Hütte, Berthold Schmidt und viele mehr. Sie fanden schnell einen geeigneten Platz. So wurde am 18. Dezember 1964 im Stadtrat unter Stadtdirektor Albert Zimmermann der Beschluss gefasst, auf dem Grundstück oberhalb des Naturbades in der Wünne auf dem Eselskopf „unverzüglich zwei Tennisplätze auszuweisen und zu planen“.
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Auch der Stadtdirektor Zimmermann war Mitglied des Kegelclubs „Sturer Pinn“. Das beschleunigte die Umsetzung dieses Planes ungemein. Am 10. Juni 1965 wurde die Nutzung des Geländes um den Eselskopf offiziell für Tennisplätze, aber auch für eine Freizeitfläche und einen Festplatz umgewidmet. Dort wurde übrigens noch viele Jahre der Vogel geschossen.
Vorladung ins Ministerium
Zufälligerweise war genau zu diesem Zeitpunkt Hans-Jürgen Thier, Sohn des Gründungsmitglieds Dr. Rudi Thier, Pionier bei der Bundeswehr. Dieser hatte schnell eine Übung seiner Pioniereinheit auf den Eselskopf verlegt, um dort in einer Nacht- und Nebelaktion das Gelände tennisplatzgerecht zu planieren. Diese Aktion bekamen die obersten Dienstherrn in Bonn zu Ohren und es gab Ärger. Der Vater von Jürgen Thier wurde ins Ministerium zitiert und die Missstimmung wurde - keiner weiß genau wie- aus der Welt geschaffen.
Schritt für Schritt ging es weiter. Ende der 60er Jahre wurde das Klubheim in Eigenregie erstellt. Schnell und unbürokratisch. „Die Stadt Drolshagen hatte dem Verein den Platz für den weißen Sport für 99 Jahre zur Pacht kostenlos zur Verfügung gestellt“, weiß Stefan Ratay zu berichten.
Auch das Klubhaus hat eine eigene Geschichte: Zum Glück wurde gerade die Autobahn 45 fertiggestellt und dabei viel Beton verbaut. Arthur Steinke, einer der ersten Mitglieder, kannte alle Baustellen und Baustellenleiter im weiten Umfeld. Er sorgte dafür, dass einige Betonmischer, die eigentlich für die Stützpfeiler der Talbrücke Rüblinghausen bestimmt waren, zum Eselskopf für das Fundament des Clubhauses umdirigiert wurden. 1969 konnte das Klubhaus eingeweiht werden.
Beton für Talbrücke abgezweigt
Stolz ist der Vorstand der Tennisabteilung auf den Umbau und die vollständige Renovierung der Umkleidekabinen. Das geschah vor fünf Jahren und kostete trotz sehr hoher Eigenleistung etwa 25.000 Euro. Diese Summe konnte durch die Mitgliedseinnahmen sowie Spenden und Sponsoring der Spieler und Drolshagener Unternehmen vollständig gestemmt werden.
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Aktuell stehen weitere Umbaumaßnahmen an: Fenster, Bodenbeläge und Elektrik des in die Jahre gekommen Klubheims. Zudem ist geplant, eine Bewässerungsanlage für die Plätze über eine Regenwasserauffang und -Pumpen-Anlage zu installieren. „Die Nutzung von Trinkwasser zur Bewässerung der Plätze in trockenen Sommermonaten ist ökologisch nicht nachhaltig und zeitgemäß“, so Dr. Stefan Ratay, „allerdings müssen die Projekte auch finanziell umsetzbar sein. Wir hoffen dazu auf Spenden, Fördergelder, sowie die weiterhin engagierte Eigenleistung unserer Mitglieder“, so Kassierer Daniel Pfeifer.
Die Gründergeneration hatte enormen Anschub geleistet. Der Verein profitierte vom Tennis-Boom der 80er Jahre. In dieser Zeit wurden auch die Stadtmeisterschaften Drolshagen mit den Nachbarvereinen Hützemert und Scheda ausgespielt - lang ist es her. „In dieser Epoche hatten wir Schwierigkeiten, unseren Mitgliedern Trainingszeiten zu ermöglichen“, erinnert sich Daniel Pfeifer.
Talfahrt der Mitgliederzahl beendet
Zu jener Zeit hatte die Tennisabteilung 400 Mitglieder. Langsam ließ der Boom nach, die Zahl der Mitglieder schrumpfte auf knapp 100 Aktive. „Erfreulicherweise haben wir in den letzten beiden Jahren eine Trendwende erlebt, wir haben etwa 40 neue Mitglieder gewonnen“, kann Pfeifer stolz berichten.
2013 gab es einen Wechsel in der ersten Reihe. Die neue Vorstandsmannschaft um Dr. Stefan Ratay ging hochmotiviert zu Werke und krempelte die Arme hoch. Große Verdienste und Anschub beim weißen Sport hatte Dr. Gerd Franke in seiner Zeit als 1. Vorsitzender erworben. Der Schwerpunkt wird heute auf den Nachwuchs gelegt. Die Trainingsgruppe beträgt aktuell 15 Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren. „Eine richtige Entscheidung“, erklärt Jürgen Bree, der langjährige Trainer am Eselskopf, der den Nachwuchs fördert und fordert. Sein Motto: „Je früher desto besser“. Aktionen für die Jugendlichen, wie ein Zeltlager mit den Eltern, motivieren zusätzlich.
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Pflege und Wiederaufbereitung der Plätze werden grundsätzlich vor und nach der langen Winterpause von den Mitgliedern in Eigenregie übernommen, vier Plätze gilt es von Laub, Ästen und anderem Unrat zu befreien. Schließlich erfolgt jeweils Anfang April der Abtrag des alten Sandes und die Wiederherstellung der Plätze mit neuer roter Asche durch eine Spezialfirma.
Legendäre Ballwurf-Maschine
Der TuS 09 Drolshagen hat die coronabedingte Trainingsunterbrechung dazu genutzt, einen eingestaubten Kellerfund wieder in Schwung zu bringen und das Schätzchen zum Leben zu erwecken: Eine Tennis-Ballmaschine aus den 1980er-Jahren.
„Sie funktioniert wieder wie am ersten Tag“, freuen sich die Sportler. Die Tennis-Ballmaschine des US-Herstellers Advance Machine Company (Minnesota) hatte etwa 15 Jahre lang im Keller des Vereinsheims gestanden. Sie war zu Beginn der 80er-Jahre vom damaligen Tennistrainer Artur Steinke angeschafft und viele Jahre später in die Katakomben des Klubhauses verfrachtet worden. Die Funktionsfähigkeit und Praktikabilität der in die Jahre gekommenen Maschine hatte nicht gelitten. Die Akteure können auf der Tennisanlage mit Hilfe der Maschine ihre Vor- und Rückhand trainieren.
Die Entfernung lässt sich einstellen, indem das Gerät etwa auf die Grundlinie oder auf das Spielfeld gestellt wird. Über mehrere Luftfächer lässt sich die Geschwindigkeit der Bälle regulieren.
Die Maschine bietet Platz für etwa 40 Tennisbälle. „40 gleichbleibende Bälle kannst du als Hobbyspieler kaum schlagen. Gerade in dieser Zeit, wo der Ballsport nur auf Distanz stattfinden kann, ist dies eine willkommene Trainings-Abwechslung“, erklärte Daniel Pfeifer, „zum Wegwerfen ist dieses Schätzchen zu schade“.