Hützemert. Ein Sahnehäubchen ist, wie der Name schon sagt, stets oben zu finden. Bei der Tennisabteilung des Hützemerter SV jedoch lag es versteckt im Gras.

Des Rätsels Lösung: Es waren zwei Flutlichtmasten. Die Hützemerter gehören damit zu den ganz wenigen Vereinen im Kreis Olpe, die über Flutlicht verfügen. „Ich glaube, nur Kirchhundem hat das auch“, mutmaßte Daniel Halbfas-Alterauge, 2. Vorsitzender der Abteilung. „Dort sind wir damals mit einem 5:4 aufgestiegen, da habe ich das gesehen,“ erinnerte sich Dirk Laube, 1. Vorsitzender.

Die Investition dürfte sich vor allem im Frühjahr und Herbst bewähren. Denn was nützt an einem lauen Oktober-Abend das beste Tennis-Wetter, wenn es um 18 Uhr duster wird? „Wir reden hier nochmals über ein Projekt von knapp 7000 Euro,“ informierte Julian Ziegeweidt, 1. Vorsitzender des Gesamtvereins. Er hatte auf der Abteilungsversammlung zunächst Bretter bohren müssen. Was das denn wieder koste?

Weitblick hält Kosten niedrig

Die Antwort fällt positiv aus, denn die Tennisabteilung hielt die Kosten niedrig, indem sie Weitblick bewies und das Flutlicht bereits in die Infrastruktur integriert hatte. So hatte er im Zuge der anderen Arbeiten die Kabel mit hereingezogen. Fehlt noch, die Masten aufzustellen und die Leuchten anzubringen. Eine Beleuchtungsberechnung sei schon gegeben.

Beleuchtungsberechnung? Beim Fußball setzen sich überall die LED-Leuchten durch, das ist im Tennis nicht anders. Nur: „Im Tennis habe ich aber eine wesentlich höhere Ballgeschwindigkeit“, erklärte Julian Ziegeweidt, „dadurch bekomme ich, wenn ich nicht die richtige Lichtberechnung habe, und die höhere Lichtintensität, das Problem, dass ich den Ball anders wahrnehme.“ Der komme aus dem Licht und werde ins Licht geschlagen. Dann sei er auch wegen seines Flugtempos, wesentlich schwerer einzuschätzen als ein Fußball.

Fleißg: Die Anbteilungsleitung Tennis beim Hützemerter SV; von rechts: Daniel Halbfas-Alterauge, Dirk Laube und Julian Ziegeweidt, Vorsitzender des Gesamtvereins.
Fleißg: Die Anbteilungsleitung Tennis beim Hützemerter SV; von rechts: Daniel Halbfas-Alterauge, Dirk Laube und Julian Ziegeweidt, Vorsitzender des Gesamtvereins. © Unbekannt | Lothar Linke

Eine bemerkenswerte Anschaffung ist zudem die Zisterne, ein Wasserbehälter, der 4000 Liter fasst und durch die Dachrinne gespeist wird. 4000 Liter – klingt gigantisch. Aber: „Nach 20 Minuten ist die leer“, wartet Dirk Laube mit einer erstaunlichen Zahl auf. Ein Grund für die Anschaffung der 760 teuren Zisterne, zudem noch die deutlich teureren Pumpen kommen, ist das Haupt-Wassernetz von Hützemert. „Von da bekommen wir einfach zu wenig Druck“, verdeutlicht Laube, „das reicht für Fußball, aber für so eine Geschichte wie Tennis würde es nicht funktionieren.“ Julian Ziegeweidt: „Das liegt daran, dass das Wassernetz noch über Hochbehälter-Technik funktioniert, und nicht über ein separates Pumpen-Schaltwerk, wo man sagen könnte jetzt können wir den Vordruck erhöhen. Um mehr Wasser zu bekommen, der Platz liegt einfach auf derselben Höhe, sodass wir wenig Vordruck haben.“ Einen Platz kriege man bewässert. Dann dürfte aber kein Wasserhahn aufgedreht, keine Küchenarmatur benutzt werden, und keiner auf Toilette gehen.

Felsiger Untergrund

Der Platz ist komplett abgetragen worden. Die Asche ist die gleiche, darunter allerdings ist alles ausgewechselt worden, eine neue Lavaschicht, dann die Ascheschicht, und dann erst kommt dieses Feinmehl. Der Platz war 40 Jahre alt, und in dieser Zeit arbeitet die Erde, das äußert sich in einem einseitigen Gefälle. Jetzt hat der Platz ein sogenanntes Dachgefälle, die Feuchtigkeit fließt gleichmäßig an den Rändern ab. In den vier Jahrzehnten sei immer Asche aufgetragen worden, aber die Grundschicht ist nie erneuert worden.

Und dennoch: Bei der Revision der Anlage durch einen professionellen Platzbauer wurde den Erbauern von 1978 sehr gute Arbeit bescheinigt. Zugute kam dem Verein der felsige Untergrund. Julian Ziegeweidt: „Wir hatten kein stehendes Gewässer im Boden, sondern sehr harten Untergrund, der aber noch so durchlässig war, dass er das Wasser sehr gut weggebracht hat. Das ist ein Riesen-Benefit für uns gewesen.“ Anderseits, so stellten die drei Verantwortlichen lachend fest, kann ein felsiger Untergrund auch alles andere als ein Segen sein, „wenn man so eine Zisterne verbuddeln will.“

Altersschnitt sinkt

Die Mitgliederzahlen schwanken. Auf einen Aufschwung folgte wieder eine Flaute. „Zuletzt hatten wir wieder sieben Abgänge“, berichtete Dirk Laube, „wir waren mal bei 57, dann mal bei 50.“ Gerade aus dem Bereich Oberbergischer Kreis habe die Abteilung einen guten Zulauf. Aus Wiedenest oder Bergneustadt. Früher habe der Altersschnitt bei etwa 60 Jahren gelegen, „gerade durch die Ü40-Mannschaft haben wir den Altersschnitt Richtung 50 heruntergezogen,“ ergänzt Ziegeweidt, „dazu haben wir Kinder, die hier regelmäßig trainieren. Da wächst was heran und das ist auch total wichtig.“ Vor allem, weil die Zeiten der Kinder und Jugendlichen vor dem Computer während der Pandemie „enorm zugenommen“ haben, wie Julian Ziegeweidt erfahren hat.

Sportlich herrscht, bis auf Training, Stillstand. Die Herren 40 hat der Verein nicht für die Medenspiele gemeldet. Grund sind die Bauarbeiten. Zwar sind die Plätze bespielbar, sonst aber ist das ganze Gelände noch eine Baustelle. Ohne Wettkampf durch den Sommer – das tut schon weh. „Wir sind ehrgeizig, wir wollen lieber Mannschaftsspiele gegen andere, gegen Fremde bestreiten – und gewinnen“, gibt Dirk Laube offen zu, „aber die Umgebung gibt es nicht her. Man will keinen einladen, wenn nichts fertig ist.“ So müssen die Plätze zwischen den Spielen bewässert werden.

Freundschaftsspiele sind drin

Der Nachbar Drolshagen komme zu Freundschaftsspielen vorbei, und Gegenbesuche am Eselskopf gibt’s auch. „Das Verhältnis ist heute nicht mehr so verbissen wie früher beim Fußball“, weiß Dirk Laube, und fügt schmunzelnd hinzu: „Ist doch schön, wenn man gegen einen Uwe Rahrbach spielt, den man früher auf dem Fußballplatz bekämpfen musste. Und hier kann er mir nicht weglaufen.“

Aber einen in Sportkreisen bekannten Neuzugang konnte Dirk Laube vermelden: David Hellendrung, einst Fußballer unter anderem bei der SpVg Olpe. „Wir sind darauf bedacht, dass noch einige Fußballer kommen“, so Laube, „die können alle Tennis spielen.“

Man müsse halt werben. Umso erfreuter sind die Tennis-Verantwortlichen in Hützemert, mit Andre Grütz einen Jugendwart bekommen zu haben, der auch bei der Baustelle kräftig mit anpackt. „Wir trainieren auch Kinder hier“, sagt Daniel Halbfas-Alterauge, „uns liegt sehr am Herzen, dass wir Kinder an den Tennissport heranführen.“ Mit Beate Oestreich hat der HSV eine Trainerin.

70.000 Euro Gesamtkosten

Das Gesamtprojekt Tennis umfasst ein Gesamtvolumen von 70.000 Euro. Wovon der größte Teil, nämlich 50.000 Euro, der Platz ist; inklusive kompletter Drainage und neuer Bewässerung, der neue Zaun hat nochmals mit 10.000 Euro eingeschlagen. Abteilungsvorsitzender Dirk Laube: „Wir sind eigentlich noch im Rahmen des geplanten. Aber wir sind natürlich noch bei der Spendenakquise, und für jede Unterstützung dankbar.“

Von der Aktion moderne Sportstätte 2022 kamen 63 Prozent. Der Vorplatz beim Tennis und der Parkplatz fiel über das regionale Projekt im letzten Jahr unter den Begriff „Moderne Tennisumgebung.“ In diesem Zuge wurde das mit 80 Prozent gefördert, in der Summe mit etwa 17.000 Euro, „sodass wir die letzten 20 Prozent, also so etwa 3000 Euro, als Eigenleistung eingebracht haben.“