Thieringhausen. Der Tennisclub Thieringhausen nutzt die durch Corona erzwungene Sportpause und ist auf das Erreichte zu Recht stolz.
Stell dir vor, die Familie hat einen runden Geburtstag – und keiner geht hin. So oder so ähnlich müssen sich die Mitglieder des Tennisclubs Thieringhausen gefühlt haben, als im Vorjahr das 40-Jährige hätte gefeiert werden können. Doch aus den bekannten Gründen blieb nur der Vermerk für die Vereinsstatistik. Trotz Corona hat der Verein unter Federführung des 1. Vorsitzenden Christian Arens nicht tatenlos die Zeit verstreichen lassen. Es soll ja auch noch ein Leben nach der Pandemie geben. Und darauf hoffen natürlich nicht nur die etwa 60 Mitglieder des Clubs, sondern auch die knapp 600 Seelen des Olper Ortsteils. Mithin sind also rund zehn Prozent der Thieringhauser eingetragene Mitglieder des Tennisclubs - und die Zeit wurde genutzt.
Beginn mit zwei Plätzen
Versteckt liegt die Anlage nur wenige hundert Meter außerhalb der geschlossenen Siedlung am Rande eines kleinen Waldes. Zwischen Wäldchen und Dorf sind frische, sattgrüne Wiesen, auf denen Kühe weiden. Eine herrliche ländliche Idylle, wo vor wenigen Jahren sogar zwei Jahre in der Verbandsliga gespielt wurde. Doch das waren „Legionäre“, und von diesem Image sind die Verantwortlichen längst abgekommen.
Mit zwei Plätzen begann es 1980, sieben Jahre später kam der dritte Platz dazu. Aber noch Mitte Mai konnte aktuell an Spiel, Satz und Sieg nicht gedacht werden. „Eine grundlegende Sanierung war notwendig, vor allem in den Hauptspielbereichen, der Grundlinie“, erklärt der Vereinsboss. „Der alte Schutt wurde komplett abgetragen. Über einer Schotter-Lava-Schicht wird grob-, dann feinkörniger Sand aufgetragen.“ Asche war einmal – oder auch nie.
Besonders stolz ist Christian Arens, dass für das annähernd rund 50.000 Euro teure Projekt keine Eigenmittel des Vereins benötigt wurden. „Die Finanzierung war vorrangig durch das Förderprogramm vom Land NRW sowie über Koordinierungsmaßnahmen des Landessportbundes in Verbindung mit dem Kreissportbund und Stadtsportverband gesichert. Deren Zuschüsse sowie Spenden unserer Sponsoren runden die Finanzierung des Pakets ab.“
In die Jahre gekommen
Wenn auch das Tennisheim in seiner äußeren Form erhalten bleibt, so war die Inneneinrichtung doch in die Jahre gekommen. „Es gibt keinen Neubau, aber innen erfolgt eine komplette Sanierung“, so Arens weiter, „das dauert etwas länger. Die Plätze sind seit Anfang Juni bespielbar, rechtzeitig zum Saisonstart. Spätestens dann wird auch der äußere Rahmen der Plätze in neuem Glanz erstrahlen. „Das ganze Gehölz ist dann verschwunden und eine gepflegte Böschung soll das Auge erfreuen.“
„Unsere Philosophie geht heute eindeutig in Richtung Dorf. Wir sehen uns als integraler Bestandteil des Ortes.“ Das wird auch beim Studium der Webseite des Vereins deutlich, auf der beispielsweise der Schützenverein und der weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannte Meisterchor Vocalitas erwähnt werden. Auch über die Historie des Ortes wird der nicht nur am Tennis interessierte Leser bestens informiert.
Regelmäßiges Jugendtraining geplant
Das Experiment Verbandsliga ist Geschichte. Da konnte keine Identifikation mit dem Verein zustande kommen. „Es ist uns jetzt ein echtes Anliegen, Kinder und Familien anzusprechen und für den Tennissport zu gewinnen“, blickt Arens nach vorne, „das Vereinsleben soll wieder aufblühen. Wir wollen die Jugend aus dem Dorf ansprechen.“
Und dazu soll unter anderem regelmäßiges Jugendtraining beitragen. Etwa zehn Mädchen und Jungen nehmen daran teil. Das hat schon in der Vergangenheit erste Früchte getragen. „Wir haben jetzt zum zweiten Mal in Folge eine männliche U18-Mannschaft gemeldet, und darauf sind wir besonders stolz. Außerdem werden zwei Herrenmannschaften, eine Vierer- und eine Sechsermannschaft, am Spielbetrieb der Kreisklasse teilnehmen.“
Dass 2019 eine Mannschaft sogar in der Kreisliga spielte, war nur eine kurze Episode. „Unsere sportlichen Ziele sind nicht primär Aufstiege. Tennis ist unser Hobby, ein intensives Vereinsleben unser Ziel.“ Und dazu soll auch weiterhin ein Jugend- und Familientag beitragen – eine Aktion, die 2019 zum ersten Mal durchgeführt wurde, dann aber wieder vorübergehend aufs Eis gelegt werden musste.
Internes Tabellensystem
Die Medenrunde, die Meisterschaftsspiele der Tennisvereine, dauert nur etwa vier Wochen. Was dann? „Neben der Clubmeisterschaft wird ein Tabellensystem eingerichtet, in dem jeder Spieler im Laufe der Saison vereinsintern viele Spiele absolvieren und sich in der Rangfolge hocharbeiten kann Und am Finaltag kommt unsere Tennisfamilie wieder zusammen, wenn Preise und kleine Pokale verteilt werden“, sieht der Vorstand viel Aufwind im Verein.
Zur Philosophie des Tennisclubs Thieringhausen passt auch ein Zitat, das dem örtlichen Vocalitas Chor entnommen ist: „Hier werden Generationen zusammengeführt, dörfliches Miteinander und Geselligkeit gefördert, neue Bürger in die Dorfgemeinschaft integriert und die Anstrengungen des Alltags überwunden.“