Menden. Olaf Jung sieht in saniertem Huckenohl-Stadion eine große Chance, um auch Menschen mit Behinderung sportliche Aktivitäten zu ermöglichen.
Das umfangreich sanierte Huckenohl-Stadion erfüllt in Sachen Barrierfreiheit fast alle Wünsche – das hat ein Test der WP-Redaktion gezeigt. Gemeinsam mit Olaf Jung, Vorsitzender des Inklusionsbeirates Menden und Fachwart Rehasport im Stadtsportverband, hat die Redaktion die Barrierefreiheit geprüft. Ergebnis: Das Huckenohl-Stadion bietet nicht nur behinderten Menschen, die als Zuschauer vor Ort sind, gute bis sehr gute Bedingungen. Es ist auch sehr gut möglich, selbst aktiv zu werden.
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Olaf Jung wünscht sich genau das. Er selbst ist sportlich aktiv, spielt Rollstuhl-Basketball und ist auch Übungsleiter. Allerdings fährt er für jedes Training nach Unna-Massen. „Die tollen Bedingungen hier müssen wir nutzen. Es muss auch in Menden die Möglichkeit für mehr behinderte Menschen geben, sportlich aktiv zu werden“, sagt Jung. Dabei sieht er die Vereine in der Stadt in der Pflicht. „Die Sportvereine in Menden sollten Behinderten mehr Angebote machen“, sagt er.
Angebot schaffen oder Nachfrage abwarten?
Olaf Jung weiß, dass das kein ganz einfacher Weg ist. Es ist eine Sache, ähnlich der mit der Henne und dem Ei. Was muss zuerst da sein? Vereine könnten argumentieren, es gebe keine oder nur eine geringe Nachfrage. Andersherum wenden sich Behinderte, die sportlich aktiv werden wollen, sicher eher an die Vereine, von denen sie wissen, dass es Angebote gibt. Menschen mit Handicap sind gerade über das Internet oft sehr gut miteinander vernetzt. Gut möglich also, dass es sich schnell herumspricht, wenn ein Verein sich öffnet.
Das Beispiel Rollstuhl-Basketball ist prädestiniert. Mit dem SV Menden gibt es nur einen Verein, der eine eigene Basketball-Abteilung hat. Genau die ist auch in den sozialen Medien auf der Suche nach neuen Mitgliedern, vor allem auch im Jugendbereich. Ist da auch noch ein neues Angebot zu stemmen? Rollstuhl-Basketball spielen könnte man auf dem Mehrzweckplatz im Huckenohl-Stadion.
„Die Investition in diesem Umfang lohnt sich nur dann, wenn die neuen Möglichkeiten auch genutzt werden.“
Das Problem: Dafür werden andere Rollstühle genutzt – und die müssten irgendwo gelagert werden, denn nur wenige Behinderte fahren so große Autos, dass sie zwei Rollstühle transportieren könnten. Freie Lagerplätze aber gibt es im Stadion nicht. Rollstuhl-Basketball in der Halle wäre am Habicht in Lendringsen möglich, wo auch ein Lagerraum vorhanden wäre. Aktuell aber ist die Hallensituation so angespannt, dass freie Zeiten kaum zu bekommen sind.
Für Olaf Jung zählt das nicht: Er erwartet keine Hauruckaktion, sondern setzt auf eine mittelfristige Entwicklung. Dass Inklusion im Sport funktionieren kann, zeigt sich in Menden im Fußball, wo sich bereits mehrere Inklusionsteams gebildet haben. Diese haben zuletzt am Finaltag der Hallenstadtmeisterschaften in Menden ihr eigenes kleines Turnier gespielt. Die Sportfreunde Hüingsen, der BSV Lendringsen und der DJK Grün-Weiß Menden stellten jeweils eine Mannschaft.
Jedes Team trat zweimal an. Eine Partie ging sieben Minuten lang. Gespielt wurde ohne Ergebnis, ganz nach dem Motto: Jeder ist hier ein Gewinner. Die Leistungen der Inklusionsmannschaften wurden zudem in der Halle von den Zuschauern mit lautem Applaus quittiert. „Wir sollten die Chance nutzen. Das sanierte Huckenohl-Stadion kann so etwas wie eine Initialzündung sein“, sagt Jung und ergänzt: „Die Investition in diesem Umfang lohnt sich nur dann, wenn die neuen Möglichkeiten auch genutzt werden.“
Wer Kontakt zu Olaf Jung aufnehmen möchte, erreicht ihn per E-Mail an o.jung@mit-menden.de.