Bösperde. Die Frauen der DJK werden in der Handball-Oberliga seit dem Sommer von Wolfgang Meier trainiert. Warum er sich selbst als „altmodisch“ bezeichnet.
Eigentlich wollte Wolfgang Meier nichts mehr machen. Der 58-Jährige war nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Trainerjob, bis eines Tages sein Handy klingelte und am anderen Ende Hendrik Ernst war. Der ehemalige Trainer der Männermannschaft der DJK Bösperde, kennt Wolfgang Meier schon sehr lange und tauschte sich regelmäßig, als sie beide ein Team in derselben Liga trainierten, über ihre Spielbeobachtungen aus.
„Hendrik hat mich gefragt, wie es mir geht. Danach wusste ich schnell, dass er etwas von mir möchte“, sagte der 58-Jährige schmunzelnd. Zusammen mit Holger Seeling, dem Frauenwart der DJK Bösperde, überzeugten sie Meier von der Trainerstelle bei der Oberliga-Frauenmannschaft. Nach den ersten Gesprächen schaute er sich ein paar Spiele der Mannschaft an und erkannte sofort eine Dynamik in der Truppe. „Sie haben es geschafft, mich positiv zu piksen und schlussendlich hat es mich sehr gereizt“, sagte er.
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Zum Auftakt in der Handball-Oberliga 2 ging es gegen die jetzigen Top-Mannschaften. „Dann startet die Saison, du schaust dir die ersten drei Gegner an und du weißt, es wird schwierig“, sagte der Trainer. Gegen den PSV Recklinghausen II, die DJK Eintracht Coesfeld und die DJK TuS 23 Oespel-Kley zogen sie jeweils den Kürzeren.
„Dass dieser Start so kommen kann, war uns bewusst, und damit sind wir auch ins Rennen gegangen“, betonte der Coach. Im letzten Pflichtspiel in diesem Jahr geht es an diesem Sonntag um 16.15 Uhr gegen die HVE Villigst-Ergste. Die Vorbereitung darauf läuft ab, wie immer. Der DJK-Trainer schaut sich jeden Gegner vorher live an und das, obwohl es zu jeder Mannschaft auch Videomaterial gibt. „Du bekommst in der Halle einfach noch mehr Eindrücke als auf den Aufnahmen. Aber vielleicht bin ich da auch noch etwas altmodisch.“
Bösperdes Trainer Wolfgang Meier sicher: „Kondition ist unser Vorteil“
Im Sommer absolvierte die DJK laut ihres Trainers eine „sehr gute Vorbereitung.“ In der wurde auch auf andere Dinge der Fokus gelegt, die zuvor nicht unbedingt bekannt waren. Neben dem „klassischen Training“ wurde viel Spinning gemacht. Dazu noch Kraft orientiertes Tabata und CrossFit.
Dies sei zwar sehr anstrengend gewesen, habe aber auch viel Spaß gemacht. „Wir sind halt nicht nur in den Wald gegangen. Ich habe es selbst früher gehasst zu laufen, aber es gehört nun einmal dazu“, erklärte der Trainer. Dies führte zu einem „großen Vorteil“, den Meier in seiner Laufbahn selten erlebte und hervorhob: Ein Konditionsproblem werde es in dieser Mannschaft nicht geben, betonte er.
Nach acht Spieltagen steht die DJK auf dem sechsten Tabellenplatz mit 9:7-Punkten. Aus den vergangenen fünf Spielen gewannen sie vier. Allein gegen die HSG Schwerte-Westhofen spielten sie Unentschieden. Ein Pluspunkt: Die Mannschaft spielt bis auf wenige Ausnahmen seit vielen Jahren zusammen.
Zudem änderte der Coach ein bisschen was am System. Neben der 6:0-Deckung wird perspektivisch die 5:1-Deckung mit hinzukommen. Auch wurde eine neue Überzahlsituation etabliert. Trotzdem war es Meier, der gebürtig aus Dortmund kommt, wichtig, nicht alles über den Haufen zu werfen.
„Du kannst nicht alles umschmeißen, was die vergangenen Jahre gut funktionierte. Es geht darum, die Stärken nachhaltig zu stärken“, betonte der 58-Jährige. Neben dem Spaß am Handball ist dies ein weiteres Ziel des Trainers, dass eine Weiterentwicklung auf der Platte zu erkennen ist.
Handball-Weltmeister Stenzel gibt Philosophie vor
Sein Motto: Du bekommst schlechte Fähigkeiten oft nicht besser hin, aber wenn du etwas richtig gut kannst, kann dies noch besser werden. „Ich orientiere mich dabei gerne an Vlado Stenzel, der mit der Deutschen Nationalmannschaft 1978 Handballweltmeister wurde. Der hatte dieselbe Philosophie“, sagte Meier.
Im Spiel selbst ist es dem gebürtigen Dortmunder wichtig, dass seine Mannschaft „unnötige Zeitstrafen“ vermeidet. Falls jemand bei einem Gegenstoß frei auf das Tor zuläuft, soll keiner mehr hingehen. Die Folge wäre in den meisten Fällen eine Doppelbestrafung. Gebetsmühlenartig predigt er dies seinen Spielerinnen vor jeder Partie ein – mit Erfolg. Die DJK Bösperde verbuchte bislang deutlich weniger Zeitstrafen als in der vergangenen Spielzeit.
„Wir sind halt nicht nur in den Wald gegangen. Ich habe es selbst früher gehasst zu laufen, aber es gehört nun einmal dazu.“
Dazu sei ein weiterer Schlüssel zum Erfolg, Ergebnisse auch mal zu verwalten. „Du musst nicht mit zehn Toren Unterschied gewinnen, am Ende bekommst du dafür auch nur zwei Punkte“, erklärte der Coach. Es gilt in den richtigen Momenten auch Zeit von der Uhr zu nehmen, indem unter anderem die Angriffe länger ausgespielt werden. Geht das Team weiter ins Risiko, besteht die Chance, dass der Gegner wieder herankommt.